Krefeld Kügelchen lassen die Prostata ohne Operation schrumpfen

Krefeld · Ein neues Verfahren ist bei einer gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse eine Alternative zur OP. Als eine der ersten Kliniken Deutschlands bietet das Helios die Prostata-Arterien-Embolisation an.

 Professor Dr. Marcus Katoh (links) und Dr. Peter Schott mit der hochauflösenden Zwei-Ebenen-Angiographie-Anlage. Sie hilft, die feinen Gefäße der Prostata zu erkennen, in die spezielle Mikrokügelchen eingeschleust werden, die den Blutfluss stoppen. So kann sich die vergrößerte Prostata wieder zurückentwickeln.

Professor Dr. Marcus Katoh (links) und Dr. Peter Schott mit der hochauflösenden Zwei-Ebenen-Angiographie-Anlage. Sie hilft, die feinen Gefäße der Prostata zu erkennen, in die spezielle Mikrokügelchen eingeschleust werden, die den Blutfluss stoppen. So kann sich die vergrößerte Prostata wieder zurückentwickeln.

Foto: HK

Die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) kann für Männer mit einer gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse heute eine neue minimal-invasive Alternative zur Operation bedeuten. Eine durch winzige Kügelchen herbeigeführte Blutunterversorgung lässt die Prostata schrumpfen. Die winzigen Kügelchen werden per Katheter in die Prostataarterie eingeführt, stoppen den Blutzufluss und lassen die Vorsteherdrüse schrumpfen. "Ein nahezu schmerzfreier Eingriff, in wenigen Stunden durchgeführt, kann Männer von ihrem Prostataleiden befreien", sagt Prof. Dr. Martin Friedrich, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Helios Klinikum Krefeld. Das Haus gehört zu den ersten Kliniken in Deutschland und ist seines Zeichens das bisher einzige Krankenhaus in der Region, das diesen Eingriff durchführt.

Für Betroffene wird jeder Gang zur Toilette zur Qual, wenn sich die Prostata zunehmend vergrößert. Je umfangreicher die etwa kastaniengroße Drüse wird, desto mehr schnürt sie die Harnröhre ab. Im fortgeschrittenen Stadium drückt die gutartige Prostata-Vergrößerung (die sogenannte benigne Prostatahyperplasie, kurz BPH), die Harnröhre fast vollends zu. Die Folgen: "Die Blase kann sich nicht mehr entleeren, die Patienten müssen häufiger die Toilette aufsuchen, Infektionen sind programmiert, und sogar Nierenschäden können auftreten. Bei den Über-50-Jährigen betrifft dies jeden Zweiten", erläutert Friedrich.

Wenn medikamentöse Therapie oder eine Laserbehandlung keine dauerhafte Verbesserung bringen, könne die Prostata-Arterien-Embolisation eine Alternative sein. "Gerade für Männer, die einen chirurgischen Eingriff scheuen und denen die Angst vor einer Operation oder der Narkose nicht zu nehmen ist, steht mit der PAE eine erfolgversprechende Alternative offen. Sollte sich wider Erwarten kein Therapieerfolg einstellen, kann die urologische Operation auch noch anschließend problemlos durchgeführt werden", so Prof. Dr. Marcus Katoh, Leiter des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Helios Klinikum Krefeld.

Die Behandlung der Patienten erfolgt in enger Abstimmung mit den Urologen innerhalb des Prostatazentrums Krefeld. "Über einen winzigen Leistenzugang führen wir unter Röntgenkontrolle einen Mikrokatheter in die Gefäße zu den Beckenorganen ein. Von dort aus gelangen wir in die fein verästelten Arterien, die die Prostata mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen", erklärt Katoh. "Über diesen Transportweg werden nun spezielle Mikrokügelchen langsam eingeschwemmt, bis der Blutfluss zum Stehen kommt. Diese Partikel, die sich bei anderen radiologischen Eingriffen bereits nebenwirkungsfrei bewährt haben, bleiben in der Prostata wie in einem Sieb hängen. Infolge der so herbeigeführten Unterversorgung stirbt Drüsengewebe ab." Das Organ schrumpft, der Druck auf die Harnröhre lässt nach und führt so zu einem dauerhaften Therapieerfolg. "Besonders profitieren ältere Patienten mit einschränkenden Vorerkrankungen an Herz, Kreislauf oder Lunge, bei denen eine mit der Operation verbundene Vollnarkose ein Risiko darstellt. Eine Kontraindikation ist jedoch das Prostatakarzinom", unterstreicht Dr. Peter Schott, Oberarzt im Team von Prof. Katoh.

Die Radiologen erstellen zunächst ein dreidimensionales Bild zur Eingriffsplanung. Die 2015 am Klinikum neu installierte hochauflösende Zwei-Ebenen-Angiographie-Anlage stellt selbst die kleinsten Verästelungen der Blutbahnen dar. Gestochen scharfe 3-D-Aufnahmen ermöglichen es den interventionell tätigen Ärzten, mit hoher Präzision in die filigranen Areale vorzudringen. Während des Eingriffs ist der Patient nicht narkotisiert. In den meisten Fällen werden die Prostataarterien auf beiden Seiten über den gleichen Zugang behandelt, so dass keine zweite Punktion der Leistenarterien notwendig ist. Ein Druckverband und wenige Stunden Bettruhe - mehr Nachbehandlung sei in der Regel nicht notwendig, betonen die Fachärzte.

(RP)
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