Krefeld KuK-Märsche auf Traarer Schützenfest

Krefeld · Zwischen der Unterberger Trachtenmusikkapelle und dem Traarer Bürgerschützenverein gibt es eine freundschaftliche Verbindung. Zum sechsten Mal ziehen die Bürgerschützen zu österreichischer Marschmusik durchs Königreich Traar.

 Knapp 50 Mitglieder der österreichischen Trachtenmusikkapelle Unterberg aus dem Salzburger Lungau nehmen am Traarer Schützenfest teil.

Knapp 50 Mitglieder der österreichischen Trachtenmusikkapelle Unterberg aus dem Salzburger Lungau nehmen am Traarer Schützenfest teil.

Foto: Thomas Lammertz

Pfingstsamstag gegen 15 Uhr auf der Traarer Kemmerhofstraße. Über den hinteren mit rheinischer Lockerheit ihrem Biwak entgegenstrebenden Marschreihen der Historischen Sappeure der Traarer Bürgerschützen taucht zackig der Tambourstab des Stabführers der Musikkapelle auf. Begleitet von wuchtigen Trommelschlägen zeigt der Stab nach rechts und mit akkurat gespielter KuK-Marschmusik biegt die Kolonne in die Kemmerhofwiese ein, wo die historischen Sappeure ihre markant gestreiften Spitzzelte um ein großes Schützenzelt aufgebaut haben.

 Das 1. Amazonencorps der Stadt Krefeld war im Festumzug in Traar unterwegs.

Das 1. Amazonencorps der Stadt Krefeld war im Festumzug in Traar unterwegs.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Im Hintergrund wartet die uralte Feldküche der Traarer auf ihren Einsatz. An den Stehtischen mischen sich die Sappeure mit ihrem Gefolge und den knapp 50 Mitgliedern der österreichischen Trachtenmusikkapelle Unterberg aus dem Salzburger Lungau, die der Einladung der Traarer Bürgerschützen zu ihrem alle vier Jahre stattfindenden Schützenfest gefolgt sind.

 Einweihung der Ehrenmalstele.

Einweihung der Ehrenmalstele.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Seit 1993 besteht eine enge freundschaftliche Verbindung zwischen dem Traarer Bürgerschützenverein und der mitgliederstarken Trachtenmusikkapelle aus dem 1000 Einwohner zählenden Unternberg, dem südlichsten Ort des Salzburger Landes. "Als in den Neunzigern viele Traarer Familien mit dem Uerdinger Familienferienwerk nach Unterberg in Ferien fuhren, bahnte sich der Kontakt zu der Unternberger Trachtenkapelle an", erzählt der Traarer Schützenpräsident Walter Potthast. "Bis heute ist diese Verbindung so vital und freundschaftlich wie in den ersten Jahren."

Früher lebte Unternberg vom Goldbergbau. Heute hat der Fremdenverkehr die Stelle des Bergbaus eingenommen. "Wir sind eher verschlossene Gebirgler", beschreibt der musikalische Leiter der Trachtenkapelle Armin Fingerlos die Mentalität seiner Unternberger. "Wem es aber gelingt, unsere Herzen zu öffnen, der hat Freunde fürs Leben gefunden." Bernhard Rüssel ist der lebende Beweis dafür. Der Kassenwart der Unterberger Kapelle ist in Uerdingen geboren und in Linn aufgewachsen. Bei einer der Ferienfreizeiten lernte er ein Unternberger Mädel lieben und blieb in Österreich. Jetzt ist er mit seinen drei Kindern zu Besuch in Traar. Er lernte in Unternberg die Posaune zu spielen und fühlt sich in seinem Verein sehr wohl. "Natürlich prallt deutsche Gründlichkeit auf österreichische Lässigkeit. Wenn man sich anpassen kann, lebt man mit dieser Mischung sehr gut", sagt der Neu-Unternberger.

Nach zwölfstündiger Busfahrt waren die österreichischen Gäste morgens um 10 Uhr in Traar eingetroffen. Vor der Abfahrt hatten sie noch zwei Stunden an ihrem Repertoire gefeilt, das sie bei den Schützenumzügen und der Einweihung der Traarer Totenmal-Stele spielen werden. Trotz dieser Anstrengung und einem dicht geknüpften Tagesprogramm feiern sie mit den Traarer Schützen ihr Wiedersehen. "Das Durchschnittsalter unserer Musikkapelle liegt bei 27 Jahren", erklärt Fingerlos. "Wir haben keine Nachwuchssorgen. Bei uns wird noch viel Hausmusik betrieben und das Land Salzburg hat flächendeckend Musikschulen eingerichtet." Marketenderin Carina Kendlbacher schenkt eine Runde Klaren aus. Eine Trachtenmusikkapelle solle auch optisch einenfreundlich-ansehnlichen Eindruck vermitteln, erklärt Fingerlos. Deshalb seien drei von den Vereinsmitgliedern in geheimer Wahl bestimmte Marketenderinnen immer mit von der Partie.

Freude am Sich -Verkleiden mit historische Uniformen und die Pflege von Freundschaft im Verein sind wesentlicher Antrieb eines Schützenvereins. Dies gilt neben dem Musizieren auch für eine Trachtenmusikkapelle und so tragen alle Mitglieder des Unternberger Musikzuges stolz die Tracht des Lungaus: den Lungauer braunen Regenhut mit breiter Krempe und niedrigem Kopf, den Lungauer Lodenrock mit schwarzen Manschetten, das rote Leibl mit den typischen Knopfreihen und einer Goldbortenfassung, weißes Leinenhemd, altblaue Stutzen und schwarze Trachtenschuhe, Dirndlrock oder Kniebund-Lederhose. Die Lungauer sind sangesfreudig. Dem wollen die Traarer Sappeure nicht nachstehen. Vereinsobmann Thomas Santner blickt ob der guten Stimmung freudig nach vorne: "Wenn die Traarer 2016 nach Unterberg kommen, wird's auch kein Urlaub werden."

(oes)
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