Atelierbesuch Bei Hansjörg Krehl Leise Bilder für eine laute Welt

Krefeld · Nach 18 Jahren ist der Künstler Hansjörg Krehl mit seinem Atelier wieder zurück nach Krefeld gezogen. In Linn entstehen nun wieder die typischen Faltungen und Miniatur-Collagen aus Papier.

 Papier ist sein Werkstoff: Hansjörg Krehl übermalt Flächen mit Weiß und diversen Farben.

Papier ist sein Werkstoff: Hansjörg Krehl übermalt Flächen mit Weiß und diversen Farben.

Foto: Thomas Lammertz

Es kann nur zwei Dinge geben, die einen Oberrheiner an den Niederrhein bringen: die Liebe oder ein guter Job. Bei Hansjörg Krehl, geboren 1954 in Offenburg, war es der zweite Faktor. Nach einer Lehre als Vermessungstechniker und einem Studium der Kunst und Germanistik nutzte er seine Fähigkeiten zunächst auf freiberuflicher Basis, denn die angestrebte Einmündung in den Schuldienst blieb ihm, wie so vielen seines Jahrgangs, verwehrt. 1982 jedoch winkte eine Anstellung als Erzieher im Kinderheim Kastanienhof an der Krefelder Kaiserstraße, wo er seitdem tätig ist. Im Krefelder Südbezirk unterhielt er außerdem ein Atelier, bis er sich 1999 in Geldern niederließ. Dort wohnt er immer noch, aber er hat wieder ein Atelier in Krefeld bezogen, genauer gesagt in der Rheinbabenstraße in Linn.

Krehls künstlerische Arbeiten changieren zwischen abstrakt und gegenständlich, diesen Kriterien misst er auch keine so große Bedeutung bei. "Ich arbeite gern mit möglichst einfachen Mitteln", ist dagegen ein Statement von zentraler Bedeutung, und Papier ist bei ihm deshalb ein häufig anzutreffendes Material. 10 x 10 Zentimeter große Notizzettel beispielsweise, die er auf unendlich viele Arten zu falten versteht, ihre Kanten schärft, sie dann wieder entfaltet und auf großen Bögen oder auch auf Leinwänden oder Holzplatten verklebt und auf diese Weise Strukturen schafft. Dann übermalt er die Flächen in mehreren Lagen abwechselnd mit Weiß und diversen Farben und verwäscht das Ganze schließlich vermittels wassergetränkter Pinsel, Lackrollen und Tupfer.

Dabei tritt nun das Bild zutage, eine pastellige Komposition, die keineswegs ein Zufallsprodukt ist, sondern ein auf der Basis langjähriger Erfahrung wohl kalkuliertes Werk.

Stärkere Farben finden sich in Bildern, die er auf ähnliche Weise, aber mit Klebestreifen für die Struktur geschaffen hat, und es gibt sogar welche, die ganz in Schwarztönen gehalten sind und wie schwarz-weiße Fotonegative oder wie solarisierte Abzüge von solchen wirken.

Meist aber erschließt sich die Faszination dieser Bilder erst aus der ruhigen Betrachtung. Und für die, die besonders viel Zeit und Liebe mitbringen, öffnet Krehl noch seine Mappen mit filigranen Miniatur-Collagen. Der Rohstoff hier: unbedrucktes Einwickelpapier aus einem Kaufhaus, auf das er fantasievolle, wiederum aus bemalten und bezeichneten Papierstückchen zusammengesetzte Figürchen appliziert. "Mozartliche Leichtigkeit" attestierte einmal ein begeisterter Betrachter dem Œvre Krehls. Dem kann man nur zustimmen.

(RP)
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