Krefeld Mission Bahnhof: Helfer in Blau

Krefeld · Rund 20 Ehrenamtliche der Bahnhofsmission sind am Krefelder Hauptbahnhof im Einsatz.

 Immer in blauer Uniform unterwegs: Lara Wenten und Robert Alexi helfen seit 2012 ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission in Krefeld.

Immer in blauer Uniform unterwegs: Lara Wenten und Robert Alexi helfen seit 2012 ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission in Krefeld.

Foto: T. Lammertz

Die Helfer mit den blauen Westen fallen auf. Durch ihre Uniform - aber nicht nur. Sie sprechen Menschen an, bei denen andere lieber wegschauen. Frauen und Männer, die am Rande der Gesellschaft leben. Die Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission kennen sie mit Namen. Der Umgangston ist burschikos, aber herzlich. Am Ende des Monats, das wissen die Helfer, wird vielen ihrer Schützlinge das Geld für eine warme Tasse Kaffee fehlen. Dann werden sie häufig ins Café der Bahnhofsmission am Ende von Gleis1 kommen. Denn hier sind sie willkommen - und das erste Getränk ist immer kostenlos.

Lara Wenten ist eine der rund 20 Ehrenamtlichen, die für die Bahnhofsmission am Krefelder Hauptbahnhof unterwegs ist. "Ich kannte die Bahnhofsmission vorher gar nicht und habe erst aus der Zeitung davon erfahren. Seit ich 18 bin, engagiere ich mich nun, und die Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Wir sind ein gutes Team", erzählt die 21-Jährige.

Ehrenamtliche sucht die Bahnhofsmission für verschiedene Bereiche. Jeder soll seinen Möglichkeiten und Neigungen entsprechend eingesetzt werden. "Wir haben Berufstätige, die uns bei der Verwaltung unterstützen oder Wochenend-Projekte leiten, Rentner, die die Grünanlagen pflegen, oder Ehrenamtler wie Lara, die mehrmals die Woche Schichten übernehmen", erklärt Hannelore Heume, bei der Diakonie Krefeld/Viersen zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Diakonie ist seit 2007 Träger der Bahnhofsmission.

Nicht immer sind es die ganz großen Sorgen, die Hilfesuchende zur Mission führen. Da ist beispielsweise der Mann, dem ein Knopf an der Anzugjacke abgegangen ist und der gleich einen wichtigen Geschäftstermin hat. "Wir nähen den Knopf wieder an und alles ist gut", sagt Heume und meint weiter: "Die Bahnhofsmission ist mein erstes Projekt bei der Diakonie gewesen. Inzwischen ist sie Krefelds Wohnzimmer geworden. Ein Wohnzimmer, in dem man Menschlichkeit findet."

Fährt ein Zug in den Krefelder Hauptbahnhof, beobachten die Helfer der Bahnhofsmission die ein- und aussteigenden Reisenden. "Man sieht, wer Hilfe braucht. Ich schaue zum Beispiel immer ganz genau hin, wenn eine Mutter mit mehreren Kindern unterwegs ist. Noch während die Mutter den Kinderwagen rausholt, kann sich ihr Ältester schon auf den Weg machen, um alleine den Bahnhof zu erkunden. Ich beobachte dann, was er macht, damit ich helfen kann, falls die Mutter ihn sucht oder der Kleine in Gefahr gerät", erklärt Wenten.

Sie und ihre Kollegen sind auch dann zur Stelle, wenn Reisende mit ihrem Gepäck überfordert sind oder unsicher sind, auf welches Gleis sie gerade müssen. "Viele wissen gar nicht, dass man unsere Hilfe sogar buchen kann. Wenn zum Beispiel eine ältere Person allein verreist, kann sie sich vorher an die Mission in ihrer Stadt wenden und darum bitten, dass ihr beim Umsteigen geholfen wird. Die Mission nimmt dann mit der Mission des betreffenden Bahnhofs Kontakt auf und wir sind pünktlich zur Stelle, um die Seniorin zu begleiten. Diese Hilfe ist kostenlos", betont Heume.

Hilfe hat viele Gesichter. Oft reicht es schon, Zeit für ein Gespräch zu haben, sich die Sorgen der Menschen anzuhören und ihnen Mut zu machen. Die Ehrenamtlichen der Mission kennen die Hilfsangebote ihrer Stadt und können einen ersten Kontakt herstellen. Sie helfen auch den zahlreichen Flüchtlingen, die aktuell von einer Stadt in die nächste reisen, unterstützen Sehbehinderte, damit sie sicher zu ihrem Gleis finden. "Es gibt aber auch Großereignisse, bei denen wir helfen müssen. Ich denke da an das Love-Parade-Unglück , als alle Züge nach Duisburg ausfielen und die Angehörigen auf dem Bahnsteig standen und nicht wussten, wie es ihren Kindern geht. Oder kürzlich, als sich ein Mann vor einen Zug geworfen hatte und wir den Bahnhof räumen mussten", erinnert sich Bernd Reefschläger, der neue Leiter der Krefelder Mission. Lara Wenten war zufällig vor Ort, als 2014 ein Güterzug entgleiste. "Eigentlich wollte ich zu einem Vorstellungsgespräch. Als das Unglück passierte, bin ich sofort im Bahnhof geblieben und habe geholfen. Da überlegt man nicht lange, was wichtiger ist."

Sich sozial zu engagieren, macht der 21-Jährigen so viel Spaß, dass sie auch ein entsprechendes Studium machen will. Bis jetzt wartet sie noch auf einen Studienplatz. Doch egal, wo es sein wird, auch dort will Lara Wenten für die Bahnhofsmission arbeiten. "Leuten zu helfen, ist eine sehr erfüllende Aufgabe. Das ,Danke' von jemanden, dem gerade sein Gepäck gestohlen wurde und dem ich in der Not helfen konnte, klingt ganz anders, als das oberflächliche ,Danke', das man sonst überall hört. Da weiß man, dass man gebraucht wurde und etwas richtig gemacht hat. Und das ist ein wirklich gutes Gefühl."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort