Krefeld Neues Angebot für den Theaterplatz

Krefeld · Der Unternehmer Gerald Wagener hat Vertretern von Politik und Wirtschaft einen durchgerechneten Plan für einen Neubau auf dem Theaterplatz vorgestellt. Kernidee: die Kombination aus Vier-Sterne-Hotel und Kongresszentrum.

 Die wohl favorisierte Variante: Der Hotel-/Kongresskomplex öffnet sich zur Königstraße hin.

Die wohl favorisierte Variante: Der Hotel-/Kongresskomplex öffnet sich zur Königstraße hin.

Foto: Wag

Die Debatte um das Seidenweberhaus gewinnt immer mehr an Fahrt: Der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener hat eine Idee konkretisiert und mit Zahlen unterlegt, die er 2011 als Architekturstudie erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Seine Idee: Abriss des Seidenweberhauses und Neubau eines Komplexes, der ein Vier-Sterne-Hotel und ein modernes Kongresszentrum kombiniert. Er selbst bestätigte auf Anfrage, dass es Pläne und Gespräche gebe, wollte sich aber weiter nicht dazu äußern.

 Anmutung bei Nacht: Der Dachgarten wäre ein spektakuläres Detail für den Hotelneubau.

Anmutung bei Nacht: Der Dachgarten wäre ein spektakuläres Detail für den Hotelneubau.

Foto: Wag

Wie aus der Politik verlautet, plant Wagener ein Vier-Sterne-Hotel mit 140 Zimmern/280 Betten. Das angeschlossene Kongresszentrum würde im Maximalfall eine Halle mit 1100 Plätzen bieten, könnte aber hochflexibel unterteilt werden und Räume für bis zu 100 Personen zur Verfügung stellen. Die Kombination aus Kongress und Hotel ist die Voraussetzung für eine hohe Auslastung beider Häuser. Für die Tiefgarage wären zwischen 450 und 600 Plätze vorgesehen. Wagener würde für den Gesamtkomplex zwischen 45 und 50 Millionen Euro investieren - die Stadt wäre also als Investor 'raus. Auf den Kongressbau würden rund 27 Millionen Euro entfallen.

Der Knackpunkt: Für den Kongressbetrieb müsste die Stadt in Wageners Kalkulation pro Jahr rund 1,5 Millionen Euro als eine Art Pacht zahlen - damit wäre dann alles an Kosten abgegolten. Für das Seidenweberhaus fallen zurzeit nach Auskunft von Geschäftsführer Paul Keusch rund 600.000 Euro jährlich an städtischem Zuschuss an. Wagener ist dem Vernehmen nach aber überzeugt, dass der reale Betrag, den die Stadt für das Seidenweberhaus ausgibt, viel höher ist: Demnach fallen nicht nur jene 600.000 bis 700.000 Euro an (der Zuschuss variiert), sondern faktisch 2,5 bis drei Millionen Euro - die Posten dafür stecken irgendwo im Haushalt der Stadt.

 So soll das Hotel- und Kongresszentrum aussehen. Der Entwurf wurde 2011 erstmals vorgestellt. Jetzt sind die Pläne konkretisiert, modifiziert und ausführlich durchgerechnet.

So soll das Hotel- und Kongresszentrum aussehen. Der Entwurf wurde 2011 erstmals vorgestellt. Jetzt sind die Pläne konkretisiert, modifiziert und ausführlich durchgerechnet.

Foto: wag

Die Frage, ob diese Rechnung stimmt, wird entscheidend sein, ob Wageners Modell zustimmungsfähig ist. Aus der Politik ist bislang eher Skepsis zu hören: "Die Zahlen stimmen nicht", hält ein hochrangiger Ratspolitiker klipp und klar dagegen. Die Verwaltung hat zugesagt, bis September belastbare Zahlen vorzulegen. Sich ehrlich zu machen; wirklich alle Kosten auf den Tisch zu legen, das wird die wichtigste Aufgabe von Politik und Verwaltung sein. Auch die Öffentlichkeit hat ein Recht zu wissen, was das Seidenweberhaus wirklich kostet. Was die städtebaulichen Impulse angeht, so stoßen Wageners Pläne auf Zustimmung bis hin zu Begeisterung, zumal der niederschmetternde Zustand des Seidenweberhauses immer drückender als Last für die Innenstadt empfunden wird. "Diese Pläne haben Charme, und der Gedanke, Kongresszentrum und Hotel zu kombinieren, ist wirtschaftlich völlig richtig; auch ein Vier-Sterne-Hotel in der Innenstadt wäre gut für die Stadt und die City", sagt etwa Christoph Borgmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Er zeigt sich beeindruckt von dem Zahlenwerk, das Wagener vorgelegt hat: "Da ist er weit, weiter als andere." Borgmann betont allerdings auch, dass man genau rechnen müsse, welche Kosten am Ende auf den Steuerzahler zukommen. Für CDU-Fraktionschef Philibert Reuters stellt sich grundsätzlich die Frage, was Krefeld sich wird leisten können: "Krefeld steht vor Investitionen, die - wenn man an die Eishallen, das Stadthaus, das Seidenweberhaus, die Grotenburg, das Bockumer Badezentrum und das Theater denkt - rund 130 Millionen Euro umfassen. Wie sollen wir das aufbringen? Wenn wir nicht aufpassen, sind wir in zehn Minuten wieder im Nothaushalt", sagt er. Er kann sich für das Seidenweberhaus auch noch eine Epoche des Weitermachens vorstellen - mit deutlich weniger Aufwand für die Ertüchtigung. Allerdings fordert er dann auch Lösungen beim Thema Sauberkeit: Maßnahmen wie den stinkenden Durchgang zuzumachen und Unterstellmöglichkeiten zu verschließen, Treppenaufgänge so zu schließen, dass sie nur von Besuchern benutzt werden können, und die Drogenszene wirksam von dem Platz zu vertreiben.

(RP)
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