Krefeld Pferdequäler wohnt mitten in Krefeld

Krefeld · Die Anzeichen, dass der am Wochenende festgenommene Verdächtige tatsächlich der Pferdequäler vom Niederrhein ist, verdichten sich. Der Mann hat bisher nur kleinkriminelle Delikte begangen. Sein Motiv bleibt vorerst ein Rätsel.

Geköpftes Pony in Krefeld: Grausame Spuren nahe der Weide
10 Bilder

Geköpftes Pony in Krefeld: Grausame Spuren nahe der Weide

10 Bilder

Bei dem mutmaßlichen Pferdequäler vom Niederrhein, der am Samstag festgenommen worden ist, soll es sich um einen 35 Jahre alten Mann aus Krefeld handeln. Wie unsere Redaktion aus Ermittlerkreisen erfuhr, wohnte der Tatverdächtige bis zu seiner Festnahme in einer kleinen Mietwohnung mitten in der Krefelder Innenstadt. Davor war er in Grefrath (Kreis Viersen) gemeldet. Die Polizei bezeichnet ihn als Kleinkriminellen, der zuvor nur kleinere Delikte begangen hat — unter anderem hat er Fahrräder gestohlen. Er soll die Tiere allein getötet und gequält haben. Eine schwere psychische Erkrankung lasse sich laut Polizei bei ihm derzeit nicht feststellen.

Laut Staatsanwaltschaft bestreitet der Tatverdächtige jedoch bisher vehement, die Pferde getötet und gequält zu haben. Dennoch sind sich die Ermittler sicher, mit ihm den richtigen Mann gefasst zu haben. Der zuständige Oberstaatsanwalt erklärte: "Es spricht nicht viel dafür, dass er es nicht ist."

Drei Wochen lang hielt der Täter die Pferdebesitzer am Niederrhein in Atem: Zuerst köpfte er den Schafbock Piet auf einem Kinderbauernhof. Dann verletzte er zwei Pferde auf einer Weide im Krefelder Stadtteil Traar. Nur wenige Hundert Meter von diesem Tatort entfernt enthauptete er das Zwergpony Sindbad. Am vergangenen Donnerstag hatte er das letzte Mal zugeschlagen. In Moers-Kapellen verletzte er das Pony Amy mit mehreren Messerstichen in den Hals schwer. Hinweise aus der Bevölkerung führten schließlich zwei Tage nach dieser Tat zu seiner Festnahme. Seitdem wurden in der Region keine Pferde mehr verletzt oder getötet.

Die Krefelder Ermittler der Sonderkommission "Weide", die eigens für diesen Fall eingerichtet wurde, gleichen nun Spuren von den Tatorten mit denen des Festgenommenen ab — zum Beispiel hinterlassene Fußabdrücke. Das eindeutigste Indiz wäre der Fund der abgetrennten zwei Tierköpfe.

Besonders das Motiv gibt den Ermittlern Rätsel auf. Der Mann soll zuvor nie als Tierquäler aufgefallen sein. Die Polizei fragt sich vor allem: Warum tötete er die Tiere? Warum hinterließ er jeweils Bekennerbriefe, die er mit "Euer Tierquäler" unterzeichnete?

Frühestens morgen will die Krefelder Polizei in einer Pressekonferenz weitere Details zum Täter bekannt geben. "Wir müssen womöglich einige Spuren auch zum Landeskriminalamt (LKA) schicken", erklärte ein Sprecher der Krefelder Polizei.

Auf der Kommunikationsplattform Facebook haben auch am Montag wieder viele Tierhalter vom Niederrhein ihre Sorgen mitgeteilt. Einige äußerten ihr Unverständnis darüber, dass die Polizei nicht mit absoluter Sicherheit sagen kann, ob sie den Täter gefasst hat oder nicht. Die Staatsanwaltschaft verteidigte die Taktik der Polizei. Man müsse erst zu 100 Prozent sicher sein, dass er es auch tatsächlich war. Solange das nicht der Fall ist, gelte weiterhin die Unschuldsvermutung.

Gerüchte, dass der Täter ein Insasse der in der Nähe der Tatorte liegenden Justizvollzugsanstalt (JVA) Moers-Kapellen war und die Tiere beim Freigang tötete, bestätigten sich nicht. "Da ist absolut nichts dran", sagte Anstaltsleiterin Elke Krüger.

(RP/anch/csi/jre)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort