Krefeld Pierre Cardins Muse und sein Schatten

Krefeld · Hoher Besuch im Haus der Seidenkultur: Die Chefdirektrice und der Pressedirektor des Pariser Modehauses Cardin besuchen die Ausstellung, die an die Verleihung des Goldenen Spinnrads an Pierre Cardin 1966 erinnert.

 Maryse Gaspard und Jean-Pascal Hesse aus der Unternehmensspitze von Pierre Cardin zu Besuch im Haus der Seidenkultur. Im Hintergrund ein Aquarell vom alten Crefelder Hof und ein Foto von der Gala 1966. Maryse Gaspard und Jean-Pascal Hesse aus der Unternehmensspitze von Pierre Cardin zu Besuch im Haus der Seidenkultur. Im Hintergrund ein Aquarell vom alten Crefelder Hof und ein Foto von der Gala 1966.

Maryse Gaspard und Jean-Pascal Hesse aus der Unternehmensspitze von Pierre Cardin zu Besuch im Haus der Seidenkultur. Im Hintergrund ein Aquarell vom alten Crefelder Hof und ein Foto von der Gala 1966. Maryse Gaspard und Jean-Pascal Hesse aus der Unternehmensspitze von Pierre Cardin zu Besuch im Haus der Seidenkultur. Im Hintergrund ein Aquarell vom alten Crefelder Hof und ein Foto von der Gala 1966.

Foto: thomas Lammertz

Wo der beste Ort für ein Dokumentationsfoto ihres Besuchs ist, verrät ein apartes Lächeln von Maryse Gaspard: direkt vor den großformatigen Fotografien von der Gala im alten Crefelder Hof. Am 24. November 1966 hatte ihr Chef Pierre Cardin hier den ersten deutschen Modepreis, das "Goldene Spinnrad", bekommen. Nun ist Madame Gaspard gemeinsam mit Jean-Pascal Hesse nach Krefeld gekommen, um die Ausstellung zu sehen, mit der das Haus der Seidenkultur an das Ereignis erinnert und einem Modezaren seine Reverenz erweist.

Als Cardins Muse stellt Dieter Brenner vom Haus der Seidenkultur die Dame in elegantem Schwarz vor. Lange Jahre war sie das Star-Mannequin im Hause, bevor sie als Chefdirectrice auch Verantwortung für die Kollektionen bekam. Für die Ausstellung hat sie zwölf Exponate aus dem Cardin-Museum ausgewählt, "die mir passend erscheinen, weil sie die Entwicklung durch die Jahrzehnte von den 60er Jahren bis heute zeigen", sagt sie. Und sie weiß: Dieser Raum, in dem die Erinnerung an die Spinnrad-Gala wach gehalten wird, hätte Pierre Cardin besonders am Herzen gelegen: "Als er die Fotos sah, die aus Krefeld geschickt wurden, war er sehr gerührt. Alles war ihm noch präsent."

Jean-Pascal Hesse erzählt: "Ich wollte die Bilder an mich nehmen, aber er hat sie für sich behalten." Er ist Directeur de Service de Presse, also die rechte Hand von Pierre Cardin oder wie Brenner ihn vorstellt: sein Schatten. Hesse hat mit dem Couturier aufsehenerregende Spektakel inszeniert, Modenschauen in der Wüste Gobi realisiert. Zurzeit schreibt der ausgebildete Historiker an der Biografie Cardins. "Pierre Cardin bedauert sehr, dass er nicht nach Krefeld kommen kann. Er lässt herzlich grüßen. Aber er ist bereits 94 und sehr beschäftigt. Gerade erst sind wir aus Venedig zurück, und eine große Veranstaltung mit der Académie Francaise steht bevor", berichtet er. Und er erzählt, dass Cardin noch jeden Tag ins Büro kommt. "Er ist derjenige, der alles entscheidet."

Das Unternehmen Cardin ist eine Weltmarke. 2007 gehörten 800 Firmen in 180 Ländern dazu - mit rund 200.000 Arbeitnehmern. Cardin ist nicht nur für seine Kreativität am Modetisch berühmt, sondern äußerst geschäftstüchtig. Er gehörte zu den Ersten, die ihren Namen Lizenzgebern zur Verfügung stellten und die jeweiligen Produkte - von der Bettwäsche über Schmuck bis zum Möbel - kreierten. "Ich bin mit ihm so viel durch die Welt gereist, ich kann mich gar nicht mehr an alle Orte erinnern", sagt Maryse Gaspard. Auch nicht daran, ob sie 1994 mit der französischen Equipe in Krefeld war, als Cardin die Goldene Seidenschleife erhalten hat. Hesse, der damals noch nicht zum Unternehmen gehörte, weiß, wie viel seinem Chef diese Auszeichnung bedeutet. "Ich habe sie in seinem Büro stehen sehen, und in der Biografie werde ich auch darüber schreiben, dass er ein Seidenbaron ist."

Für die alte Paramentenweberei und Krefeld interessieren die Gäste sich sehr. "Gibt es hier eine Modeschule", will Maryse Gaspard wissen. Und als sie hört, dass die Hochschule Niederrhein mit ihrem bekleidungstechnischen Zweig aus der 1856 gegründeten Königlichen Webeschule in Krefeld hervorgegangen ist, zeigt sie wieder das feine Lächeln.

Heute besichtigen die Gäste aus Frankreich die alte Weinbrennerei Dujardin, die Architektur von Mies van der Rohe und das Deutsche Textilmuseum. Und sicher werden sie Erinnerungsfotos für Monsieur Cardin mitnehmen.

(RP)
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