Krefeld Schüler lernen gewaltfreies Lernen

Krefeld · Lindenschüler nehmen an einem Trainingskonzept zur Förderung von sozialem Lernen, Teamwork und Konfliktfähigkeit teil.

 Der diplomierte Sportwissenschaftler Robin Christ zeigt den Jungen und Mädchen, wie sie sich vor Hänseleien und Übergriffen schützen können.

Der diplomierte Sportwissenschaftler Robin Christ zeigt den Jungen und Mädchen, wie sie sich vor Hänseleien und Übergriffen schützen können.

Foto: Thomas lammertz

"Stopp Drako, hör auf!", sagt Milena mit lauter, fester Stimme und sieht dem kleinen Plüschdrachen dabei fest in die Augen. Er hat sie zuvor geärgert, und jetzt soll Milena deutlich machen, dass sie das nicht will. Die Sechsjährige geht in die erste Klasse der Lindenschule, die am Förderprogramm "Gewaltfrei Lernen" teilnimmt. Dabei handelt es sich um ein bewegungsreiches Trainingskonzept zur Förderung von sozialem Lernen, Teamwork und Konfliktfähigkeit.

"Den Kindern werden im Praxisunterricht sinnvolle Strategien beigebracht, um sich auf dem Pausenhof vor Hänseleien und Handgreiflichkeiten zu schützen", erzählt Claudia Gehlings, Schulleiterin der Lindenschule. Vor einem Jahr wurde sie durch die benachbarte St. Michael Schule auf das Programm aufmerksam und meldete ihre Schule an. Auf eine Lehrerfortbildung folgte ein Elternabend, und kurz danach nahm die erste Klasse an einem Training des Vereins Gewaltfrei Lernen teil.

Jede Gruppe hat zu Beginn drei Sitzungen, in denen ein Trainer an die Schule kommt und die Klasse samt Lehrerin schult. Einmal pro Jahr gibt es eine Auffrischung an den Schulen. Es werden Einzel-, Gruppen- und Partnerübungen gemacht, wobei es wichtig ist, dass nach jeder Übung der Partner gewechselt wird. So kommen Kinder miteinander in Kontakt, die sonst eher nicht zusammen spielen.

Schulleiterin Gehlings betont, dass soziale Umgangsformen, wie kleine Streits schlichten, sich entschuldigen und etwas wiedergutmachen, leider oftmals erst im sozialen Kontext Schule erarbeitet werden. Die Kindern müssen lernen, dass man über kleineren Ärger mal hinwegsehen kann, auf größeren Ärger jedoch angemessen reagieren sollte. Im Training werden Gesten gelernt, Körpersprache trainiert, Sätze einstudiert und Situationen nachgestellt. Für jede Altersstufe gibt es andere Übungen. Sie unterscheiden sich vor allem im Jargon. Das Wichtigste ist, dass die Techniken aus dem Gewaltfrei Lernen Programm in den Klassen regelmäßig geübt und wiederholt werden. Trainer Robin Christ betont, dass das Programm nur so nachhaltig wirken kann. Er ist diplomierter Sportwissenschaftler und arbeitet seit circa einem Jahr als Gewaltfrei Lernen Trainer. "Es erfüllt mich, die Fortschritte der Kinder zu sehen. Gerade schüchterne Schüler bieten auf dem Pausenhof oft eine große Angriffsfläche für Hänseleien.

"Die Schüler haben verschiedene Techniken gelernt, um ihre Meinung mitzuteilen oder sich zu wehren. Mit der Zeit werden sie stärker und kommen richtig aus sich raus", erzählt Klassenlehrerin Laura Schaub. Sie hat die wichtigsten Regeln zusammen mit ihren Schülern auf Plakate geschrieben und an die Wand im Klassenzimmer gehängt, damit das Training nicht in Vergessenheit gerät. Außerdem hat sie mit den Klassen "Wiedergutmachsonnen" gebastelt. Auf jeden Sonnenstrahl haben die Kinder einen Vorschlag geschrieben, wie man etwas bei einem Klassenkameraden wieder gut machen kann. Man kann zum Beispiel den Tornister des anderen tragen oder etwas von seinem Frühstück abgeben.

Das Programm konnte an der Lindenschule durch eine Spende der Sparda Bank West und durch die Unterstützung des Fördervereins der Grundschule finanziert werden. Andrea Hambloch, Filialleiterin der Sparda Bank West, besucht die Förderprogramme vor Ort. Sie war von Anfang an begeistert, was für eine große Wirkung solch profane Übungen haben können: "Wir müssen bei den Kleinsten ansetzen um in unsere Zukunft zu investieren. Meines Erachtens ist es wichtig, Sozialkompetenz zu fördern und nicht nur Wissen zu vermitteln".

Stefanie und Esila (6) finden das Training super. Sie sagen, "wir machen das, damit man sich nicht verletzt". Gerade üben sie einen Griff, mit dem sie sich aus unangenehmen Situationen befreien können, ohne dem anderen dabei weh zu tun. Ganz ohne Schubsen.

(RP)
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