Krefeld Spektakulärer Juwelenraub: Kletterten Kinder durch das Mauer-Loch?

Krefeld · Über ein frei zugängliches Haus in der Krefelder Innenstadt sind Diebe in die benachbarten Räume eines Goldschmieds eingebrochen. Das Loch in der Mauer hat nur 35 Zentimeter Durchmesser – setzten die Einbrecher Kinder als Täter ein?

Räuber brachen Loch in Mauer
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Über ein frei zugängliches Haus in der Krefelder Innenstadt sind Diebe in die benachbarten Räume eines Goldschmieds eingebrochen. Das Loch in der Mauer hat nur 35 Zentimeter Durchmesser — setzten die Einbrecher Kinder als Täter ein?

Ein spektakulärer Kriminalfall stellt die Polizei vor ein Rätsel: An prominenter Stelle in der Krefelder Innenstadt, am Boulevard Ostwall, haben Einbrecher sich über ein Baugrundstück Zugang zu einem Haus verschafft, dessen Mauern wegen einer Sanierung teils abgerissen sind. In diesem Haus brachen die Täter eine Wand zum anliegenden Gebäude auf, in dem der Krefelder Goldschmied Rainer Bartelsheim (70) arbeitet.

"Absolut außergewöhnlicher Fall"

Raub, Betrug, Einbruch: Kinder als Täter - das sind die Maschen
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Foto: Dietrich Janicki

Krefelds Polizeisprecher Acor Kniely spricht von einem "absolut außergewöhnlichen Fall". Rätselhaft ist für die Ermittler, wie die Einbrecher durch die nur 30 bis 35 Zentimeter große Öffnung in die Räume im ersten Obergeschoss gelangen konnten. Setzten sie Kinder als Mittäter ein, die sie durch die kleine Öffnung steckten? Mindestens zehn Teile seien gestohlen worden, sagt der mehrfache preisgekrönte Goldschmied Bartelsheim, der bereits für die Frau des Schahs von Persien, Ex-Kaiserin Soraya, gearbeitet hat. Gestohlen worden seien kleine Instrumente aus Gold, die der Schmuckdesigner in Plexiglas hatte gießen lassen, außerdem Schmuck und Edelsteine. Den Gesamtschaden schätzt er auf 5000 bis 10.000 Euro. "Es geht auch um den ideellen Wert, vieles ist für mich einfach nicht ersetzbar, das habe ich mit meinen Händen gemacht."

Wurden die Täter überrascht?

Auffällig: Die Einbrecher haben nicht den gesamten Schmuck mitgehen lassen. Eine Vitrine mit Edelsteinen blieb unberührt, wertvolle Feuerzeuge sind liegengeblieben, ebenso die Trompetensammlung des Jazzmusikers. Selbst das Geld für die Putzfrau, das Bartelsheim in seiner Werkstatt hinterlegt hatte, ignorierten die Täter. "Sowas nimmt man doch eigentlich mit", sagt Bartelsheim. Der 70-Jährige vermutet deshalb: "Die Einbrecher wurden überrascht, mussten vielleicht spontan fliehen." Sein Nachbar im Untergeschoss, Juwelier Seibold, habe nachts zwischen 2 und 5 Uhr ein Geräusch gehört. Das war wohl der herunterkrachende wertvolle Spiegel, der genau vor dem Loch hing, und den die Einbrecher beim Aufstemmen aus der Halterung gelöst hatten.

Die durch Sicherheitstüren abgeriegelte Werkstatt hat vier Räume — in dreien machten sich die Einbrecher zu schaffen. In das durch eine weitere Tür und eine Alarmanlage zusätzlich gesicherte Büro mit Tresor drangen die Täter nicht vor. Wäre diese Tür aufgebrochen worden, wäre ein Wachdienst mit Polizei angerückt, der bei Einbruch alarmiert werde, sagt der Goldschmied.

Einbrecher versperrten Tür von innen

Rainer Bartelsheim, der stets an wertvollem Schmuck arbeitet ("Ich gebe mich nicht mit billigem Kram ab, das sollen die anderen machen"), hatte am Vorabend des Einbruchs noch mit einem Kunden oben gesessen, sich mit einem Taxi ins Haus in den Krefelder Stadtteil Bockum bringen lassen und auf der Heimfahrt den Schmuck beim Kunden vorbeigebracht. Für diesen Service übergab ihm der Kunde eine Flasche Rotwein, die Bartelsheim am Abend noch leerte ("ein leckerer spanischer Trockener").

Am nächsten Tag ging der 70-Jährige, der aus Leidenschaft am Beruf täglich Schmuck fertigt, erst am Nachmittag in seine Werkstatt. Um nicht erwischt zu werden, hatten die Einbrecher die Klinke der Eingangstür zur Werkstatt von innen mit einer Eisenstange hochgedrückt. Bartelsheim konnte die Tür zunächst nicht ganz öffnen und entdeckte Mauersteine auf dem Boden. "Ich habe mich gewundert und erst nicht gewusst, was da passiert ist." Erst nach und nach sei ihm klar geworden, dass Einbrecher am Werk waren.

Zwischen 21 Uhr am Montag und 16.30 Uhr am Dienstag muss die Tat laut Polizei geschehen sein.

Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch hat Bartelsheim wegen des noch frei zugänglichen Loches in seiner Werkstatt verbracht — mit einer Gaspistole in der Hand, falls die Täter wiederkommen. "Mit so einem Loch in der Wand weiß man nie, was passiert."

(RP)
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