Pinguine Hausgemachte Probleme

Gerade einmal sechs Monate ist es her, da herrschte im Krefelder Eishockey eine Euphorie wie seit dem Titelgewinn 2003 nicht mehr. Die Pinguine sorgten im Viertelfinale gegen Düsseldorf für Furore und mussten sich dem Favoriten erst im siebten Duell geschlagen geben.

"DEL 09/10: KEV - Haie 2:3"
36 Bilder

"DEL 09/10: KEV - Haie 2:3"

36 Bilder

Von der Begeisterung um die jüngste DEL-Mannschaft ist nicht mehr viel übrig geblieben. Nach sechs Heimspielen liegt der Zuschauerschnitt bereits knapp 1000 unter dem kalkulierten Wert (4200) — Quittung für einen mäßigen Saisonstart (Platz 11) und die Querelen hinter den Kulissen.

Dabei hatte im Sommer alles so vielversprechend ausgesehen. Die Mannschaft wurde nur auf drei Positionen verändert. Für Trainer Igor Pavlov (jetzt Köln), dem einige Leistungsträger das Play-off-Aus gegen die DEG in die Schuhe schoben, wurde ein Neuling an der DEL-Bande geholt: Martin Jiranek. Der ehemalige Torjäger impfte während der Vorbereitung seinen Schützlingen in mühevoller Kleinarbeit ein neues System mit taktischen Zwängen ein. Dabei ging aber eine Menge von dem Kampfgeist verloren, der die Mannschaft unter Pavlov auszeichnete.

Dazu verletzte sich im vierten Punktspiel Dusan Milo (36), einer der Top-Verteidiger, so schwer am Knie, dass dem Slowaken das Karriereende droht. Auf den angekündigten, gleichwertigen Ersatz warten die Fans immer noch.

Geradezu Gift in dieser Situation ist ein hausgemachter Skandal. Die Teamärzte Dirk Niezold und Martin Wazinski wurden vor zwei Wochen von Jiri Ehrenberger vor die Tür gesetzt. Der Manager sprach von Kommunikations-Schwierigkeiten zwischen Ärzten und Therapeuten. Die Spieler gingen auf die Barrikaden. Besonders Wazinski, Chefanästhesist und Sportmediziner am Uerdinger Josefs-Hospital, der sich seit über 15 Jahren weit über seine eigentlichen Aufgaben hinaus um das Team kümmerte, wird von den Spielern geschätzt.

Aufsichtsrats-Vorsitzender Wolfgang Schulz versuchte die Wogen zu glätten und begründete die Entscheidung mit wirtschaftlichen Interessen. Schließlich sei das Therapiezentrum ein Sponsor des Klubs. Aber selbst Wilfrid Fabel, der mächtige Mann im Hintergrund, übte Kritik: "Dr. Wazinski hat es nicht verdient, so behandelt zu werden." Welche Auswirkungen der Ärzte-Skandal auf die Führungsetage hat, bleibt abzuwarten. Die Verantwortlichen bauen auf sportliche Erfolge. Da wäre am Freitag ein Heimsieg gegen die DEG sicher sehr dienlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort