Krefeld Werbering mahnt mehr Rigorosität bei City-Pflege an

Krefeld · Urinierende Männer, Bettler, die ihre Habseligkeiten vor Geschäften ausbreiten, Schäden an der Pflasterung, die notdürftig oder gar nicht geflickt werden: Es brauche nicht mehr Geld, sondern mehr Konsequenz im Detail, um die City zu verschönern, betonen Krefelds Händler.

Es war eine aufschlussreiche Debatte, die sich während der jüngsten Sitzung der Werbegemeinschaft zwischen Einzelhändlern und Krefelds Marketing-Chef Ulrich Cloos entwickelte: Konzept traf Detail - da wurde ein Gedankenflug zur Landung auf dem Trottoir gezwungen.

Cloos hatte in freiem Vortrag mit Verve und Leidenschaft das Projekt "Krefelder Perspektivwechsel" erläutert; seine Zuhörer reagierten wohlwollend und mit Respekt für das Konzept, zumal der "Gipfelstürmertag" vom Wochenende als eine Veranstaltung im Rahmen des Perspektivwechsels als rundum gelungen gelten darf und bei den Teilnehmern auf Begeisterung gestoßen war.

Die Händler mahnten dann jedoch im Gespräch mit Cloos beim Erscheinungsbild der City eine Fülle von Details an - es gehöre auch zum Perspektivwechsel in der Verwaltung, "mal zu gucken: Wie sieht es wirklich aus", sagte der Vorsitzende des Werberings, Franz-Joseph Greve, mit einem Anflug von Sarkasmus. Probleme, die benannt wurden: Bettler, die sich vor Geschäften mit ihren Habseligkeiten breitmachten - die Menschen seien bedauernswert, betonte Greve, "doch das geht nicht in einer Fußgängerzone". Greve beklagte auch, dass politische Info-Stände auf der Hochstraße oft genug verbotenerweise rücksichtslos laut seien und mehr Platz einnähmen, als erlaubt - ohne dass man als Händler samstags eine Chance habe, bei der Stadt jemanden zu erreichen, der dem illegalen Treiben Einhalt gebieten könnte. Christoph Borgmann bekräftigte den Eindruck und wies darauf hin, dass damit ausgerechnet am besucherstärksten Tag der Woche niemand für die Stadt auf Einhaltung der Regeln achte.

Beklagt wurden auch Mängel bei der Pflasterung, die gar nicht oder nur notdürftig geflickt werden- und so das Gesamtbild ungepflegt erscheinen ließen. Als unappetitliches Dauerproblem empfunden wird auch, dass immer wieder Männer unbehelligt in den Straßen in aller Öffentlichkeit ihre Notdurft verrichteten. Kurzum: Die Werbegemeinschaft wünscht sich von der Stadt deutlich mehr Anstrengungen und Aufmerksamkeit in Details beim Erscheinungsbild der City. Deutlich wurde, dass es nach Überzeugung der Händler nicht um Rieseninvestitionen geht, sondern um Nachhaltigkeit, Konsequenz und mehr Rigorosität im Einzelnen.

Die Entscheidung der Stadt, so genannte "Kundenstopper" zu verbieten - also Werbeschilder oder Warenständer auf der Straße - stieß mehrheitlich auf klare Zustimmung in der Händlerschaft. Greve berichtet vom niederrheinischen Kleve, das diesen Schritt schon vor einiger Zeit gemacht habe. Die Straßen sähen sauber und ordentlich aus, die Mieten seien gestiegen, berichtete er. Weiterer Effekt: Die Leute würden wieder näher an den Schaufenstern vorbeigehen. Man könne, so berichtete Greve, vom ersten Stock des Thalia-Gebäudes aus beobachten, wie Einkaufsbummler durch Stopper in die Mitte der Straße abgedrängt würden und die Schaufenster der Geschäfte in der Nachbarschaft der Stopper nicht mehr beachteten. "Gleiches Recht für alle", forderte er.

Cloos hatte zuvor sein Konzept des "Krefelder Perspektivwechsels" erläutert. Für ihn geht es darum, das Krefeld-Motto "Stadt wie Samt und Seide" glaubwürdig zu modernisieren. Das Motto sei authentisch, historisch verbürgt und dadurch nicht beliebig, betonte er. Cloos nannte Begriffe wie Toleranz, Produktvielfalt, Design, Architektur und Kultur, die Krefeld zu einer modernen, innovativen Stadt machten. Diese Punkte wolle der "Perspektivwechsel" in vielen Aktionen und Veranstaltungen betonen. Wesentliches Ziel dabei: die Wertschätzung der Krefelder für ihre Stadt zu stärken. Cloos betonte, die Nähe zu Düsseldorf sei ein Standortvorteil Krefelds; er warnte auch davor, sich mit der Landeshauptstadt zu messen. "Es ist unlauter, so sein zu wollen wie Düsseldorf. Wir müssen da anknüpfen, wo wir stark sind."

(RP)
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