Serie Warum Krefeld? Mittelständler Berichten Zu Gast in der Welt von Holterbosch

Krefeld · Die Großwäscherei ist ein Paradebeispiel mittelständischer Bestandspflege in Krefeld: Das Unternehmen zog 2013 innerhalb der Stadt um und investierte. Seltsam ist: Es ist nicht einfach, zuverlässige, motivierte Mitarbeiter zu finden. Holterbosch gibt daher auch Ausländern und Flüchtlingen eine Chance.

 Sorgfalt ist eine der wichtigsten Tugenden für die Holterbosch-Mitarbeiter: Durch ihre Hände gehen täglich Wäschestücke, die zusammen 20 Tonnen ausmachen.

Sorgfalt ist eine der wichtigsten Tugenden für die Holterbosch-Mitarbeiter: Durch ihre Hände gehen täglich Wäschestücke, die zusammen 20 Tonnen ausmachen.

Foto: Thomas lammertz

Man lasse sich von dem eher drögen Wort Wäscherei nicht täuschen: Es geht um eine Geschichte, in der Tag für Tag 20 Tonnen Wäsche gereinigt werden und dann Einzelteil für Einzelteil an den Besitzer zurückgehen: eine logistische Meisterleistung mit vielen selbst entwickelten Detaillösungen. Und es geht um ein Unternehmen, das auch in einer Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit Probleme hat, motivierte Mitarbeiter zu finden und daher Menschen aus vielen Nationen eine Chance gibt. Willkommen in der Welt von Holterbosch.

Der Weg in die Wäscherei hat es in sich. Rechte Hand ist die Halle für die Anlieferung der Schmutzwäsche. Sie wird sortiert, Wäschestück für Wäschestück gescannt und per Computer erfasst. Durch eine Hygieneschleuse mit Handdesinfektion kommt man dann in den Bereich der "sauberen" Wäsche. Dort eröffnet sich eine Landschaft aus Maschinen, Laufbändern, Wegen und Schluchten. Wäsche zieht in Bügelkolonnen ihrer Wege, es wird gebügelt, gepresst, gemangelt - alles ist in Bewegung.

 Trotz aller Maschinisierung: Es geht nicht ohne die menschliche Hand, nicht ohne das Augenmaß und nicht ohne Geschick beim Bügeln. So gehört auch eine Bügelstation zur Ausstattung der Halle.

Trotz aller Maschinisierung: Es geht nicht ohne die menschliche Hand, nicht ohne das Augenmaß und nicht ohne Geschick beim Bügeln. So gehört auch eine Bügelstation zur Ausstattung der Halle.

Foto: Thomas lammertz

Die Wäscherei Holterbosch gibt es seit 1929, ein Familienbetrieb in dritter Generation. Heute wird sie von Geschäftsführer Marc Holterbosch geführt, der vor einem Jahrzehnt eine bahnbrechende strategische Entscheidung traf: Die Wäscherei spezialisierte sich auf Wäsche aus Altenheimen. "Früher haben die Heime die Wäsche ihrer Bewohner selbst gewaschen, doch diese Dienstleistung wurde mehr und mehr ausgelagert", erinnert er sich.

Die Geschäftsidee schlug ein; heute beschäftigt Holterbosch rund 175 Mitarbeiter. Vor drei Jahren wurde der Standort an der Kuhleshütte in Oppum zu eng: "Wir wollten weg aus dem Mischgebiet; der Lkw-Verkehr wurde einfach zuviel", berichtet Marion Holterbosch, die mit ihrem Mann Marc die Geschicke des Unternehmens leitet und als Textildesignerin auch eigene Leasingwäsche für Wohnheime entwirft.

 Wäschekolonnen ziehen wohlgeordnet durch die Halle - welches Wäschestück wo wann unterwegs ist, weiß am besten Kollege Computer. Jedes Stück ist gescannt und per EDV erfasst.

Wäschekolonnen ziehen wohlgeordnet durch die Halle - welches Wäschestück wo wann unterwegs ist, weiß am besten Kollege Computer. Jedes Stück ist gescannt und per EDV erfasst.

Foto: Thomas lammertz

Sie berichtet, man habe damals auf der Suche nach einem neuen Standort durchaus überlegt, Krefeld zu verlassen; es gab attraktive Angebote etwa im Duisburger Hafengebiet. Die Entscheidung fiel aber für Krefeld: Heute sitzt Holterbosch an der Magdeburger Straße im Bockumer Gewerbegebiet. "Bei uns arbeiten viele Frauen; da ist der stadtnahe Standort wichtig. Er ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, und die Mitarbeiter können in den umliegenden Geschäften Besorgungen erledigen", sagt Marion Holterbosch. Dass Holterbosch geblieben ist, war damals auch ein Verdienst der Krefelder Wirtschaftsförderung, die sich sehr um die Vermittlung eines Grundstücks bemüht hat - Holterbosch ist damit ein klassisches Beispiel, wie wichtig neben der Neuansiedlung von Unternehmen auch die Bestandspflege ist.

In der Schar der Mitarbeiter sind viele Nationalitäten vertreten, berichtet Marion Holterbosch weiter. So einfach ist es nicht mehr, Leute zu finden, die motiviert und so sorgfältig sind, wie man es dort sein muss. Daher sind auch Einwanderer willkommen. Wenn es mit der deutschen Sprache hapert, bietet die Firma in Eigenregie Deutschkurse an, "damit sich die Mitarbeiter im Alltag verständigen können". Für Neuankömmlinge wird auch schon mal übergangsweise eine Wohnung besorgt.

 Bei Holterbosch arbeiten viele Frauen; die Nähe zur Stadt, die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Nachbarschaft zu Geschäften war für die Standortauswahl in Bockum sehr wichtig.

Bei Holterbosch arbeiten viele Frauen; die Nähe zur Stadt, die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Nachbarschaft zu Geschäften war für die Standortauswahl in Bockum sehr wichtig.

Foto: Thomas lammertz

Denkt man an die hohe Arbeitslosenzahl in Krefeld, fragt man sich schon, wie es sein, kann, dass ein Unternehmen sich zuverlässige Leute aus dem Ausland holen muss. Eines versteht man aber nach dem Besuch bei Holterbosch: Zuverlässig müssen die Mitarbeiter sein. Wäsche ist eben ein ganz besonderer Stoff.

(RP)
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