Kreis Heinsberg Mittags im Landtag, abends im Traktor

Kreis Heinsberg · Für Bauer Conzen ist Bodenständigkeit eine Herzensangelegenheit, für die er in seinem neuen Amt werben möchte. Bernhard Conzen ist seit kurzem Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbands, kurz RLV.

 Dass er am Mittag im Düsseldorfer Landtag oder in Brüssel mit Politikern diskutiert und am Abend im Traktor sitzt - das ist der Alltag von Bauer Bernhard Conzen aus Gangelt.

Dass er am Mittag im Düsseldorfer Landtag oder in Brüssel mit Politikern diskutiert und am Abend im Traktor sitzt - das ist der Alltag von Bauer Bernhard Conzen aus Gangelt.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

Bauer Conzen ist bodenständig. Er betreibt mit seiner Familie einen Hof in Gangelt und ist im Kreis Heinsberg bekannt, weil er Vorsitzender der Kreisbauernschaft ist. Als Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbands, kurz RLV, spricht er für rund 20 000 Mitglieder, seien es ökologische oder konventionelle Landwirte. Für die will er erreichen, dass das Bodenständige der Landwirtschaft wieder stärker betont wird.

Eine Sache ist: Der Politik muss Conzen zufolge klargemacht werden, dass sie über ihre Regulierungen den Bauern nicht sprichwörtlich den wirtschaftlichen Boden unter den Füßen wegziehen darf. "Es muss bodenständiger gedacht werden", betont Bernhard Conzen. "Wir dürfen die Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen nicht weiter unnötig einschränken, wenn die Produkte anschließend im Ausland gekauft werden müssen, wo geringere Standards gelten."

Eine andere Sache ist: Beim Vertrauen der Verbraucher muss die Landwirtschaft wieder Boden gutmachen. Es gilt laut Conzen, eine große Lücke zu schließen, weil der Verbraucher kaum noch Bezüge zur Landwirtschaft hat. Er komme mit deren Produkten meist nur noch im Supermarkt in Kontakt oder über die Medien, wenn irgendwo ein Problem auftaucht. "Wir müssen das Vertrauen beim Verbraucher aktiv gestalten", sagt der neue RLV-Präsident. "Wir müssen sie wieder mehr mit unseren Bauernhöfen in Kontakt bringen."

Eine dritte Sache ist: Die Landwirtschaft lebt von der Natur und ist dazu angehalten, sie gleichermaßen zu schützen. Conzen selbst hat eine Jagd, schießt aber nicht. Er betreibt sie, damit nicht andere Tiere töten, "die wir hier kaum noch haben". Er möchte fachlich und sachlich "mit allen in den Dialog eintreten, um unsere Zukunft sauber und gerecht zu gestalten", erklärt der Gangelter Landwirt. Eine weitere Sache ist: Landwirte prägen mit ihren Ackern, Wiesen und Höfen das Bild ihrer Ortschaften. Oft waren sie eine der Keimzellen der Dörfer, gaben vielen Menschen dort Arbeit. Auch heute noch wächst auf ihrem Boden Arbeit für viele. Das möchte Bernhard Conzen betonen: "Wir müssen mehr erklären, was noch alles an der Landwirtschaft hängt, wie das verarbeitende Gewerbe und der Handel." Darum ist es ihm wichtig, ein waches Auge zu haben, dass die Landwirtschaft nicht so beschränkt wird, dass sie irgendwann nicht mehr existiert. "Wir sind ein Dienstleister für die Gesellschaft und entwickeln etwas für die Menschen", das müsse ebenso erhalten werden wie die damit verbundenen ortbildprägenden Bauernhöfe.

Die Landwirte zwischen den Kreisen Kleve und Euskirchen, Heinsberg und Oberberg haben Bernhard Conzen das Vertrauen ausgesprochen, dass er über seine Netzwerke in der Gesellschaft und Politik ihre Anliegen gut vertreten wird. Um zu "kommunizieren, moderieren und um Respekt für die einzelnen Interessen zu schaffen", reserviert der Gangelter viel Zeit. 90 Prozent seiner Arbeitszeit gehören dem RLV sowie weiteren damit verbundenen Positionen, zehn Prozent gehören dem eigenen Hof. Zweierlei ist dem Landwirt dabei wichtig: "Erstens kann ich mich auf meine Familie als meinen Rahmen verlassen. Zweitens bin ich gerne praktizierender Landwirt und brauche den Ausgleich." Dass er am Mittag im Düsseldorfer Landtag oder in Brüssel mit Politikern diskutiert und am Abend im Traktor oder auf dem Mähdrescher sitzt - das ist der Alltag von Bauer Conzen aus Gangelt.

(RP)
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