Monheim Bürger wollen Geysir - aber im Rheinpark

Monheim · Bei der Mobilen RP-Redaktion gab es viel Kritik am Standort Krischerstraße: Zu viel Aufwand für seltenen Kunstgenuss.

 Erwin Schumacher (v.l.), Doris Sandquist und ein weiterer Bürger diskutieren mit RP-Redakteurin Dorothee Schmidt-Elmendorff über den "Geysir".

Erwin Schumacher (v.l.), Doris Sandquist und ein weiterer Bürger diskutieren mit RP-Redakteurin Dorothee Schmidt-Elmendorff über den "Geysir".

Foto: MATZERATH

"Ein Schwabenstreich", "ein Witz", "ein Schuss in den Ofen", "ein Schlag ins Wasser" oder auch schlicht: "Mumpitz". So fassten vorwiegend ältere Mitbürger, die gestern zur Mobilen Redaktion der Rheinischen Post zum Thema "Monheimer Geysir" kamen, ihren Unmut über den ihrer Ansicht nach verschwenderischen Umgang mit öffentlichen Geldern in Worte. 415.000 Euro soll das Werk des Künstlers Thomas Stricker kosten: eine Stoßfontäne, die an jedem Sonntag im Sommer bis zu zwölf Meter in die Höhe schießt.

 Vom Mittelpunkt des Kreisels bis zur Häuserkante des Rheinkiesels sind es gut 18 Meter. Zu wenig, um auf dem Balkon nicht nass zu werden, wenn der Geysir "ausbricht" finden einige Bürger.

Vom Mittelpunkt des Kreisels bis zur Häuserkante des Rheinkiesels sind es gut 18 Meter. Zu wenig, um auf dem Balkon nicht nass zu werden, wenn der Geysir "ausbricht" finden einige Bürger.

Foto: Stadt

Dabei richtete sich in der Gesprächsrunde der Mobilen Redaktion der Ärger gar nicht einmal gegen das Kunstwerk an sich, sondern den gewählten Standort am Kreisverkehr Krischerstraße. Der Kreisel sei nicht nur wegen der nah heranrückenden Gebäude ungeeignet, sondern weil er der Wirkung des Kunstwerkes zu hohe Beschränkungen auferlege: "Es ist dort zu eng und dann muss auch noch der Verkehr für Minuten lahmgelegt werden", sagt Jutta Steffen (69). Dass der Geysir überhaupt nur einmal wöchentlich in die Höhe schießen dürfe, sei reine Geldverschendung. Erwin Schumacher (71) fragt sich, wo in dem engen Straßenraum die vielen schaulustigen Menschen untergebracht werden sollen, die dieses Spektakel anlocken soll.

Eine Lösung hat Liesel Baur (80) parat: "Für das viele Geld sollte man die Fontäne in den Rheinpark setzen - dort könnte sie auch öfters sprudeln." Diesen Standort befürworten auch andere Bürger. Horst Burdack (78) könnte sich die dann zu einem bloßen Springbrunnen domestizierte Fontäne auch gut im Marienburgpark vorstellen - eingebettet in schöne Blumenbeete wie in der Flora in Köln. "So könnte man das Kunstwerk auch genießen."

Dieter Franklin (72) hat sich auch schon einen Alternativ-Standort ausgedacht: das Kopfende der Wasserachse im Rheinpark. "Dort hat man den Geysir von vielen Seiten im Blick, das wäre ein Augenschmaus!" Er findet die Klagen über die hohen Installationskosten wegen des städtischen Reichtums zwar grundsätzlich lachhaft, aber sie stünden eben in keinem Verhältnis zu den seltenen und sehr kurzen Gelegenheiten, das Kunstwerk zu würdigen. Seine Frau Regina (69) würde dem Kunstwerk auch einen inhaltlichen Bezug zur Stadt Monheim zugestehen: "Hier sprudeln die Gelder."

Das sollte die Ratsmehrheit jedoch nicht zur Geldverschendung animieren, mahnt Gerda Schmitz (62). Sie fürchtet, dass das Kunstwerk - ähnlich wie der Wasserspielplatz - schon bald wegen Algenbefalls versiegen könnte. Doris Sandquist (72) hält diesen Aufwand für "völlig übertrieben" und rät, das Geld lieber in die Dritte Welt zu spenden. Das Thema rege sie auf.

Völlig widersinnig finden einige Bürger, überall im Stadtgebiet Kreisel zu bauen, um Ampeln abzuschaffen und dann eine neue zu installieren - um ein Kunstwerk verkehrssicher zu machen. Richard Bremer (84) warnt vor den Folgekosten. "Der Standort ist einfach blöd."

Bei aller Zustimmung zu vielen herausragenden Projekten der Ratsmehrheit sei auch für ihn der Punkt erreicht, wo "der Bürgermeister mal auf die Leute mit etwas mehr Lebenserfahrung hören sollte", sagt Schumacher. Ein anderer Bürger (82) kritisierte die Peto-Fraktion für Entscheidungen, die "ohne Rücksicht auf die Meinung der Allgemeinheit getroffen werden. Eine Ampel, um den Geysir sprudeln zu lassen - schlimm." Auch Dieter Hüttenrauch (77) bevorzugt den völlig ungeregelten Ausbruch der isländischen Geysire. Er begrüßt aber grundsätzlich, dass die Stadt Geld für Kunst im öffentlichen Raum ausgibt und so Künstler fördert.

(RP)
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