Monheim Filmdreh über Freunde und Lebensmut

Monheim · Das Monheimer Bürohaus wurde zum fast perfekten Krankenhaus-Set. Vox produziert dort eine zehnteilige Serie.

Club der roten Bänder auf Vox: Dreh in Monheim
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Bilder aus der Vox-Serie "Club der roten Bänder"

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Ob Schwesternzimmer, Operationssaal oder Zwei-Bett-Krankenstube: Von der Nummer neben den extrabreiten Türen über die grauen Rollschränke bis hin zu den Sicherheitsanweisungen mit den Rettungswegen wirkt alles authentisch. Zur perfekten Illusion fehlt allein: der scharfe Krankenhaus-Geruch. 70 Drehtage lang war ein Bürogebäude an der Mittelstraße Hospitalkulisse. Dort produzierte ein Team im Auftrag des TV-Senders Vox die zehnteilige Serie "Club der roten Bänder". Eine Premiere für die Kölner Fernsehmacher: Erstmals wagen sich die Dokumentations-Spezialisten an eine Romanverfilmung.

Prompt tappte Vox-Geschäftsführer Bernd Reichart gestern in jene Falle, die er vermeiden wollte: "Willkommen beim Club der toten Dichter", begrüßte er Medienjournalisten und die sechs Hauptdarsteller. Für die Serie verwandeln sie sich in Jugendliche zwischen 12 und 17. Krebskranke, beinamputierte, magersüchtige, autistische Jugendliche. In aller Freundschaft und mit all ihrem Lebensmut wollen sie jeden Tag genießen. Bei jeder OP bekommen die Patienten ein rotes Band - so wird aus der Gang der "Club der roten Bänder".

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Der Mann mit dem echten roten Band, der katalanische Autor Albert Espinosa, hat die sechs Darsteller am Monheimer Set besucht. In seinem Roman El mundo amarillo (Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt) verarbeitete er seinen zehnjährigen Kampf gegen den Krebs zu einer Erfolgsgeschichte. Persönlich. Denn er hat den Krebs offenbar besiegt. Auch literarisch. Denn sein Roman wurde mit mehr als einer Million verkauften Exemplaren allein in Spanien und Lateinamerika zu einem Bestseller. Im Jahr 2011 folgte die spanische TV-Serie "Polseres Vermelles" - auch sie wurde zum Quotenbringer. Warum wurde die Serie nicht einfach auf Deutsch synchronisiert? "Das wäre nicht dasselbe gewesen", sagte Vox-Boss Reichart. Das Casting der deutschen Darsteller sei der erste Schritt gewesen, sich Spinosas Charakteren zu nähern. Tim Oliver Schultz (Jg. 1988) - er spielt den Gang-Anführer Leo - und Damian Hardung (Jh. 1998) - in der Serie "der zweite Anführer" - mussten sich für ihre Rollen als junge Krebspatienten die Schädel radikal rasieren. "Erst habe ich gesagt, das sei kein Problem. Als es soweit war, habe ich vor dem Spiegel gesessen und konnte es nicht", erinnert sich Tim Oliver Schultz.

Um sich in die Rollen einfinden zu können, haben sie mit echten Patienten und Therapeuten gesprochen. Das hat bei den Schauspielern Eindrücke hinterlassen. "Als meine Gesprächspartnerin von ihrer Bulimie geheilt werden konnte, habe ich mich sehr gefreut", sagt Luise Befort (Jg. 1996) - die das Mädchen Emma spielt. Und Damian Hardung will beim nächsten Krankenhausbesuch niemanden mehr bedauern: "Mitleid ist echt das Schlimmste."

Wenn die Serie ab dem 9. November ausgestrahlt wird, hat auch Monheim einen wichtigen Anteil. "Wir haben bewusst nach so einem Haus gesucht", sagte Vox-Geschäftsführer Hartung. Mitten im Ort sollte das Filmkrankenhaus liegen. Wenn ein Darsteller rausschaute, sollte das Leben zu sehen sein. Auf dem Dach wurden Rollstuhlrennen inszeniert.

(RP)
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