Monheim Fotograf streitet mit Ratsmehrheit

Monheim · Bürgermeister und Peto wollen im Bürgerbüro einen Automaten für Gratis-Passfotos aufstellen.

 Das Geschäft von Michael Franzen gibt es seit 26 Jahren.

Das Geschäft von Michael Franzen gibt es seit 26 Jahren.

Foto: Matzerath

Als Michael Franzen in der Bürgerfragestunde des Hauptausschusses ans Mikrofon trat, erinnerte sein Auftritt ein wenig an Don Quijote, der sich aufmachte, um gegen Windmühlen zu kämpfen. Ähnlich ergebnislos war sein Versuch, zu verhindern, dass im demnächst ausgebauten Bürgerbüro ein Fotoautomat aufgestellt wird, den die Monheimer unentgeltlich für ihre vorgeschriebenen biometrischen Passbilder nutzen können. Die Peto-Mehrheit setzte den Vorschlag der Verwaltung gegen die Stimmen der anderen Fraktionen durch. Franzen gehört das Fotogeschäft direkt gegenüber vom Rathaus. "Sie können doch nicht Produkte verschenken, von denen andere Leute leben", warf er Bürgermeister Daniel Zimmermann vor. "Ich weiß nicht, wie ich das Geschäft ohne diese Einnahmen erhalten kann, wenn der Automat im Rathaus aufgestellt wird. Wenn Passfotos kostenlos angeboten werden, können wir dagegen nicht konkurrieren", klagte der Inhaber.

Rückendeckung erhielt Franzen später in der Debatte von den anderen im Rat vertretenen Politikern. "Es kann nicht unsere Absicht sein, einen Geschäftsmann in den Ruin zu treiben", sagte Markus Gronauer (CDU). Auch Marion Prondzinsky (FDP) konnte "nicht nachvollziehen, warum dieses Angebot kostenfrei vorgehalten werden soll." Stephan Emmler (Grüne) merkte an, seine Fraktion sei zwar nicht der Meinung, dass alles privatwirtschaftlich angeboten werden müsse, warf dem Bürgermeister in diesem konkreten Fall aber vor: "Sie schießen übers Ziel hinaus!" Man müsse sehen, dass in die Wirtschaftsstruktur eingegriffen werde. Und Werner Goller (SPD) monierte, das Vorgehen sei eine merkwürdige Sicht auf die Bestandspflege der Monheimer Unternehmen. Mit der Entscheidung "findet eine Art unlauterer Wettbewerb statt", dem Inhaber werde "ein Teil der Geschäftsgrundlage entzogen".

Lisa Pientak (Peto) sah in erster Linie die Vorteile für die Bürger. Es gehe schließlich nur um Fotos für die Ausweise. Den Fortbestand des Ladens regele Angebot und Nachfrage insgesamt. Man könne die Diskussion nicht allein auf die Passfotos beschränken. Bürgermeister Zimmermann hob den technischen Fortschritt hervor. "Es geht hier nicht um die Frage ob, sondern wann." Andere Städte hielten ein vergleichbares Angebot bereits vor.

(RP)
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