Stefanie Leo Kleine Monheimer schreiben Buchtipps für Kids

Langenfeld · Im Ulla-Hahn-Haus startet ein neues Projekt: die "Bücherkinder".

Monheim Montagnachmittags treffen sich ab kommender Woche Neun- bis Zwölfjährige, um über Bücher zu sprechen und sie zu bewerten. Leiterin dieser "Redaktionskonferenz" ist Stefanie Leo. Die Solingerin betreibt seit 15 Jahren einen Kinderbücherblog.

Wie ist es zu dem neuen Angebot des Ulla-Hahn-Hauses gekommen?

Leo Die Leiterin der Einrichtung, Eva Mesken, ist durch meinen Bücherblog für Kinder auf mich aufmerksam geworden. Darauf lesen und bewerten Kinder Bücher. Ihre Kritiken kommen ins Netz. Mittlerweile stehen auf der Seite 6000 Bücher und Rezensionen.

Wie wird der Redaktionskurs im Ulla-Hahn-Haus aussehen?

Leo In unsere Monheimer Bücherredaktion kommen Kinder im Alter von neun bis zwölf und nehmen Bücher unter die Lupe. Wir diskutieren und schreiben Buchtipps. Dafür bekommen die Kinder das Handwerkszeug von mir an die Hand. Denkbar sind auch Bibliotheks- und Buchhandlungsbesuche. Die Kinder dürfen zunächst ihr eigenes Lieblingsbuch mitbringen und es vorstellen. Danach erarbeiten wir Kriterien, worauf man beim Schreiben einer Buchkritik achten sollte.

Worauf sollte man denn achten?

Leo Ganz wichtig ist das Cover eines Buches für Kinder. Damit steht und fällt der Kauf eines Buches. Dann kommt es auf die Geschichte an, wer sie erzählt und ob die Protagonisten sympathisch sind oder nicht. Bei der Kritik dürfen die Kinder allerdings den Autor nicht beleidigen. Ich achte auch darauf, dass die Kinder inhaltlich nicht zu viel verraten.

Was machen die Bücherkinder für Ihren Blog?

Leo Ich habe etwa 40 Kinder, die von mir regelmäßig Bücher zugeschickt bekommen, die sie für andere lesen und bewerten. Dafür haben sie einen Monat Zeit. Ich gehe ihre Texte durch, korrigiere Rechtschreibfehler und schaue, ob ich die Kritik verstehe. Danach stelle ich die Rezension online.

Was sind die Voraussetzungen, um ein Bücherkind zu werden?

Leo Die Kinder sollten Interesse am Lesen und Schreiben haben. Meistens knickt das beim Schulwechsel auf eine weiterführende Schule wegen G 8 und der langen und umfangreichen Schultage ein bisschen ein. Das ist aber ganz normal.

Sie haben mit der Website der Bücherkinder vor 15 Jahren angefangen. Wie alt ist Ihr ältestes Redaktionsmitglied?

Leo Meine älteste und längste Mitarbeiterin ist jetzt 20. Sie hat mit acht Jahren bei mir angefangen, lebt und studiert jetzt in der Schweiz.

Entstehen aus diesem Engagement der Kinder auch Berufswünsche?

Leo Ja, es gibt Rezensenten, die mittlerweile bei Random House oder im Carlsen Verlag arbeiten. Einige Kinder machen auch ein Schulpraktikum in einem Verlag.

Warum lassen Sie Kinder lesen und rezensieren?

Leo Kinder schauen und lesen Bücher ganz anders. Meine Bücherkinder sind deshalb als Fachleute sehr gefragt, denn sie haben einen anderen Blick auf Inhalte und Bilder als Erwachsene. Die Kinder sind die ersten Kinderbuchkunden. Die Verlage sind dankbar für die Kritiken.

Lesen Sie diese Bücher denn auch alle selber?

Leo Leider lese ich selbst eher wenig, weil der Blog organisatorisch viel Zeit kostet. Ich schaffe derzeit gerade mal 40 Bücher im Jahr, 20 Titel davon als Jurymitglied vom Leipziger Lesekompass. Wenn ich ein Buch lese, dann muss ich es ganz lesen. Ich bin kein Typ, der ein Buch nur anliest. Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr 50 Titel schaffen werde.

Dann findet man Sie, wann immer es geht, mit einem Buch vor der Nase?

Leo Häufig, aber nicht immer. Mein Markenzeichen sind meine roten Schuhe. Wenn man mich auf einer Buchmesse sucht, dann muss man nur auf rote Schuhe achten. Die trage ich in allen Varianten. Es gibt sogar Leute, die auf mich zukommen und sagen: Liebe Frau Leo, ich habe Sie an Ihren roten Schuhen erkannt.

Würden Sie selbst auch mal gerne ein Kinderbuch schreiben?

Leo Nein, das kann ich nicht. Ich lese lieber. Das Schreiben überlasse ich anderen.

VIOLA GRÄFENSTEIN STELLTE DIE FRAGEN.

(vg)
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