Monheim Monheim im Visier der Panzerknacker
Monheim · Viele Vereine und Gruppen setzen das Motto "De Schulden fott, de Stadtkass voll, das finge och mer Jecke toll" um.
Jeckes Treiben beim Monheimer Rosenmontagszug 2014
Die Wolkendecke hing dräuend grau über der Stadt, aber sie hielt dicht. Um so farbenfroher hoben sich die insgesamt 80 Wagen und Fußgruppen des Monheimer Rosenmontagszuges gegen den grauen Himmel ab. Nicht nur die Schwalbenstraße bot ein fröhliches Wimmelbild. Weil jeder nachvollziehen kann, wie sehr der fremde Griff ins eigene Portemonnaie schmerzt, hatten viele Gesellschaften und Gruppen das Motto aufgegriffen und zugleich die Habgier thematisiert, die "die volle Stadtkasse" bei anderen weckt.
So freut sich Hannelore Kraft ("Fein gemacht, Kleiner") auf dem Wagen von kis monnem über den Dukatenesel Zimmermann, der seine Goldmünzen brav über den Bettelgemeinden ausschüttet. Der kleine Mottowagen der Maatplatzjecke setzt Rot-Grün mit den Panzerknackern gleich, die den städtischen Tresor knacken wollen. Wehrhafter verteidigt Zimmermann auf dem Wagen der Marienburggarde den städtischen Geldsack.
"Et jütt keene Soli" erklärt sein auf eine Dagobert-Duck-Figur montiertes Antlitz. Die Labamos, die sich vor 19 Jahren erstmals in die Narrenparade einreihten, haben zur Sicherheit schon einmal den "Rettungsschirm" aufgespannt. Die ortsübergreifende Truppe aus Langenfeld, Monheim und Baumberg hat sich in Fallschirmspringermontur geworfen mit Fliegerkappen und bunten Schirmen.
Der Gänselieselwagen schließlich erinnert noch einmal an die Steueroasen-Diskussion und zeigt "Daniel" vor einem Palmen umstandenen Rathaus mit der goldenen Mohrrübe, auf die Marken wie Mercedes, Canon und Apple mit ausgestreckten Armen zurennen.
"Unser Rosenmontagszug lebt einfach davon, dass sich die Vereine und Gruppen mächtig ins Zeug legen", sagt Zugleiter Andreas Petruschke. Auch einige der Fußgruppen haben das Motto aufgenommen. Mit "Schulden sind fott, Klüngelköpp stehn' kopp" sind die 26 Frauen und Männer als Rad schlagende Clowns unterwegs. Da aber keiner die ganze Zugstrecke tatsächlich auf Händen laufen kann, haben sie mit dem Clown die Gliedmaßen getauscht: Ein Pappgestell lässt die Clownsbeine in die Höhe ragen, während in den bunten Ärmeln die Beine der Träger stecken, wie Andrea Petersen verrät.
"Schachmatt un raderdoll, uns Stadtkass die ess proppevoll" fühlen sich die Monheimer Mädchen, die ein kunstvolles Konstrukt aus Pappe und Styropor auf dem Kopf tragen, das ein Schachbrett mit Figuren darstellt. Die Perfektionistinnen tragen sogar ein Lippentatoo in Schachbrettmuster. "Der Hut ist sehr schwer", bekennt Yvonne Kröll, die das Kostüm entworfen hat und ahnt. "Am Ende sind wir auch schachmatt." Ebenfalls ein Hingucker sind die Altstadtfrauen, die in einem asiatischen Fantasiekostüm hinter einem Koi-Karpfen herwandeln. Die Röcke erinnern an chinesische Lampions, darüber tragen sie Kimonos (aus China importiert, was prompt die Aufmerksamkeit des Zolls weckte) und die Geisha-Perücken haben sie mit Mikadostäben gespickt.
Prinz Rolf II. und seine Prinzessin Andrea, die gestern den Höhepunkt ihrer Amtszeit feierten, nahmen eifrig grüßend und winkend die Parade der Wagen und Fußgruppen ab. "Es war eine wundervolle Zeit", sagt der Prinz mit einem schelmischen Seitenblick auf seine Frau, das Wort "wunderbar" dürfe er nicht mehr in den Mund nehmen. (Amts-)Müde sei er jedenfalls nicht, er habe noch genauso viel Spaß wie zu Beginn der Session. "Es war sehr abwechslungsreich und wir haben ein breites Band an Veranstaltungen erlebt", berichtet Prinzessin Andrea.
Besonders anrührend fand sie, als Schüler der Virneburgschule in Langenfeld ein Lied in Gebärdensprache vortrugen. Er sei sehr stolz darauf, einmal Prinz zu sein, das hoheitsvolle Ornat solle aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der, der darin steckt, immer noch derselbe ist. Deshalb: "Am Donnerstag geht unser ,normales' Leben weiter, wie jeder weiß, sind wir ja das ganze Jahr jeck'", erklärt Rolf II.(dann wieder Hechler).
