Leichlingen Bennerter Grundschüler "erleben" Behinderungen

Leichlingen · Ein ganz normaler Tag? Eher nicht: Ende vergangener Woche haben 142 Schüler der Gemeinschaftsgrundschule Bennert erfahren, wie es ist, mit einer körperlichen Einschränkung den Alltag zu bewältigen. Nichts sehen, nichts hören, gar nicht oder nur auf Krücken laufen können, stark übergewichtig sein: Das alles wurde für die Kinder spür- und erlebbar, als sie Rollstühle ausprobieren durften, auf Krücken liefen, mit verbundenen Augen als Sozius auf dem Tandem fuhren oder Gewichtswesten und -manschetten anlegten.

 Carla im Rollstuhl und Mitschülerin Helene auf dem Hütchenparcours.

Carla im Rollstuhl und Mitschülerin Helene auf dem Hütchenparcours.

Foto: UM

Auch die Gebärdensprache der Tauben und die Blindenschreibmaschine der Sehbehinderten lernten sie kennen. Organisiert hat diese Erfahrungen der besonderen Art die Langenfelder Elisabeth und Bernhard Weik-Stiftung. Ihr Ziel ist es, Kinder bereits im Schulalter an das Thema "Behinderungen" heranzuführen und es ihnen auf spielerische Weise nahezubringen.

"Im ersten Moment war es schon mulmig, mit verbundenen Augen Fahrrad zu fahren", berichtete der neunjährige Jan. Letizia (9) fand den Umgang mit dem Blindenstock und die Krücken besonders interessant. Für die Gemeinschaftsgrundschule kam dieses Angebot der Stiftung zum richtigen Zeitpunkt. "Wir haben im Rahmen der Inklusion in diesem Schuljahr zum ersten Mal ein Kind im Rollstuhl aufgenommen", erzählte Schulleiterin Christa Rosenberger. Es sei daher ein besonderes Anliegen gewesen, den Alltag mit einem körperlichen Handicap für die Mitschüler nachvollziehbarer zu machen. "Wir möchten, dass die Kinder eine körperliche Einschränkung grundsätzlich als selbstverständlich ansehen, unbefangen damit umgehen und mehr Verständnis für Menschen mit Behinderungen haben", sagte Rosenberger.

Carla (6), die im Rollstuhl sitzt, hat tatsächlich bislang nur positive Erfahrungen gemacht. "Ich komme hier mit meinem Rolli gut zurecht", sagte sie. Wenn's mal nicht klappt, helfen ihr die Mitschüler oder Ronja Ebbinghaus, die ihren Bundesfreiwilligendienst beim Arbeitersamariterbund leistet und Carla im Schulalltag begleitet. Sharon und Moritz aus Carlas Lerngruppe sind stolz darauf, sie in der Klasse zu haben. "Das ist was Besonderes, wir haben sie gerne bei uns."

(inbo)
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