Leverkusen Mobbing im Netz kann sogar tödlich sein

Leverkusen · Die Rheinisch-Bergische Polizei klärt über Cybermobbing auf und bietet Opfern Hilfe an. Über Facebook, WhatsApp und Co. werden vor allem junge Menschen oft gemobbt. Die Folgen sind dramatisch, bis hin zu Suiziden unter den Opfern.

 Cybermobbing im Internet kann harmlos beginnen, aber für die Opfer tragische Folgen haben: Darauf weist die Polizei Rhein-Berg jetzt hin und bietet Hilfen an.

Cybermobbing im Internet kann harmlos beginnen, aber für die Opfer tragische Folgen haben: Darauf weist die Polizei Rhein-Berg jetzt hin und bietet Hilfen an.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Rund 20 Prozent aller 14- bis 15-Jährigen Schüler hierzulande geben an, bereits Opfer von Cybermobbing-Attacken gewesen zu sein, ein Fünftel davon fühlt sich dauerhaft belastet. Anlässlich des "Tages des Kriminalitätsopfers" stellte die Rheinisch-Bergische Polizei jetzt ihre Vorgehensweise gegen das Mobbing per Facebook, WhatsApp und Co. vor.

Cybermobbing wird allgemein als länger dauerndes, absichtliches Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel, sprich Internet oder Smartphone, verstanden. Ein Beispiel: "Ich habe niemanden, ich brauche jemanden!" Einen Monat vor ihrem Selbstmord veröffentlicht die amerikanische Schülerin Amanda Todd ein Video im Internet, das ihren Leidensweg als Opfer jahrelangen Cybermobbings nachzeichnet. Auf Onlineportalen hatte ein Erpresser ein freizügiges Foto von ihr veröffentlicht. Nach mehreren Umzügen, Schulwechseln und dem Verlust aller Freunde wählt die 15-Jährige im Oktober 2012 den Freitod.

"Auch früher hatten Kinder und Jugendliche Stress mit anderen, aber das hatte ganz andere Dimensionen. Was man damals unter sich ausgemacht hat, zieht heute viel weitere Kreise. Plötzlich lesen Hunderte, was andere abfällig schreiben. Die Demütigung ist entsprechend riesig", erklärt Kriminalhauptkommissarin Gundhild Hebborn den erheblichen Unterschied zwischen analogem und digitalem Mobbing.

Besonders kritisch: "Cybermobbing hinterlässt Opfer mit wenigen Rechten. Die strafrechtlichen Möglichkeiten dagegen sind relativ gering, es hat aber eine besondere Dramatik für den, der es erlebt", hebt Ermittler Björn Goecke hervor. Die Polizei geht mit hohem Einsatz in Zusammenarbeit mit Schulen und Eltern dagegen vor. "Die Gewalt blüht, solange sie nicht benannt wird", sagt Gundhild Hebborn. Schon beim Anfangsverdacht würden die vermeintlichen Täter deshalb zielgerichtet angesprochen und dazu gebracht, beispielsweise beleidigende oder herabsetzende Bilder oder Kommentare auf Facebook oder auf den Nachrichtendiensten WhatsApp und Telegram zu löschen.

"Die Absicht der Täter ist dabei oft gar nicht bösartig, sondern einfach naiv", berichtete Goecke aus seiner Erfahrung mit Jugendlichen. Vielen sei nicht bewusst, was sie dem Opfer antun, und ihre Hemmschwelle digital sehr viel niedriger als im persönlichen Kontakt. Entscheidend für die Bewältigung des Problems sei aber auch die Reaktion des Opferumfeldes. "Kinder und Jugendliche sind schwer belastet, aus ihrer Sicht bricht eine Welt zusammen. Deshalb sollten sie auf keinen Fall zu hören bekommen, dass das alles nicht so schlimm ist", erklärte Medienpädagoge Tobias Schmölders.

Wenn man bemerke, dass Cybermobbing geschehe, sollten Außenstehende das immer als Notsituation interpretieren, sich verantwortlich fühlen und helfen. Für Eltern aber gilt: Nicht selbst eingreifen, sondern sich professionelle Hilfe an der Schule oder bei der Polizei holen. Die Ermittler der Polizei unterstützen dabei alle Schulen im Kreis.

(inbo)
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