Leichlingen Überfälle auf Senioren: Polizei macht Druck

Leichlingen · Neben intensiven Ermittlungen setzen die Beamten der Kreispolizei auf Verhaltenstipps für potenzielle Opfergruppen.

Nach den brutalen Raubüberfällen auf Senioren in deren Wohnungen in Dierath und Fähr fahndet die Kreispolizei mit Hochdruck nach den Verbrechern. Die Arbeit der Ermittlungsgruppe hat höchste Priorität: "Wir tun alles, um die Täter so schnell wie möglich dingfest zu machen", hieß es gestern.

Am 7. Juli waren Unbekannte ins Haus einer 69-Jährigen in der Wupperortschaft Fähr eingedrungen. Ein Familienangehöriger fand dieRentnerin am nächsten Morgen gefesselt vor. Das ganze Haus war durchwühlt worden, ein Wandtresor fehlte.

Kurz zuvor war in Dierath ein Rentnerehepaar, 88 und 83 Jahre alt, durch Klingeln an die Tür gelockt worden. Drei Männer drängten die Senioren ins Haus, schlugen und fesselten sie. So verschafften sie sich Zeit, um das Haus auf den Kopf zu stellen. Sie erbeuteten Schmuck und Geld und flohen dann. Die Senioren sind mittlerweile offenbar wieder aus dem Krankenhaus entlassen - ihre Welt steht jedoch Kopf.

Gundhild Hebborn ist Leiterin der Kriminalprävention bei der Polizei im Rheinisch-Bergischen Kreis. Sie hält Sicherheits-Vorträge immer wieder auch in Senioren-Einrichtungen und hat dabei festgestellt: "Brutale Übergriffe wie jetzt in Dierath und Fähr machen den älteren Leuten einfach Angst - da hilft auch kein Hinweis darauf, dass die statistische Wahrscheinlichkeit, in Leichlingen Opfer solch eines Verbrechens zu werden, gegen Null tendiert."

Hebborn legt deshalb Wert darauf, ihren Zuhörern mit konkreten Tipps klarzumachen, dass jeder einzelne die Gefahr für sich noch weiter reduzieren kann. Dazu gehört unter anderem:

- Eigene Sicherheitsroutinen entwickeln, also technische Hilfen wie Gegensprechanlagen oder Türspione immer nutzen. "Wir haben leider sogar in Senioren-Wohnheimen oft festgestellt, dass selbst Überwachungskameras nicht genutzt wurden", sagt Gundhild Hebborn. Aber auch der Blick durchs Küchenfenster, wer denn da vor der Tür stehe, sei hilfreich.

-Ein gesundes Misstrauen gegenüber Unbekannten an der Haustür sollte man grundsätzlich bewahren. "Wichtig ist es, zu hinterfragen, was Leute am Telefon oder an der Tür erzählen", sagt die Präventions-Expertin. Wenn Sie keinen Besuch erwarten, können Sie die Tür auch geschlossen lassen. Dabei darf der "Besucher" durchaus wissen, dass Sie im Haus sind. Wenn Sie die Tür öffnen wollen, geschieht dies am besten mit Hilfe eines guten Kastenbügelschlosses einer Türkette, das nur einen Spalt freigibt. Wenn der ungebetene Gast nicht der Wegweisung folgt, darf durchaus laut nach draußen gerufen werden", sagt Hebborn. Vielleicht mache es ja Nachbarn aufmerksam - "in jedem Fall verunsichert es die Täter."

- Fragen zur guten Sicherung können auch von den Fachberatern des Kriminalkommissariats beantwortet werden (siehe Info-Box).

- Die 110 zu rufen, wenn sich der Bürger bedrängt fühlt, ist immer eine gute Wahl.

- Und: Nachbarn sollten genau beobachten, wenn "nebenan" plötzlich etwas anders ist als sonst. "Wenn etwa Rollläden, die sonst um 7 Uhr immer hochgezogen wurden, um 9 Uhr noch unten sind, prüfen Sie, ob alles in Ordnung ist, rufen Sie mal durch, klopfen an die Tür oder holen Hilfe über die 110. Da reißt Ihnen niemand den Kopf ab."

(RP)
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