Leverkusen Autobahn 1: Wer beendet die tödliche Unfallserie?

Leverkusen · Die mobile Sichtschutzwand der Autobahnmeisterei Leverkusen kommt öfter zum Einsatz als erwünscht. Ein schlechtes Zeichen.

 Völlig zerstört: Das Lkw-Führerhaus des in Duisburg gemeldeten Lastwagens (von oben gesehen), in dem der 35-jährige Fahrer getötet wurde.

Völlig zerstört: Das Lkw-Führerhaus des in Duisburg gemeldeten Lastwagens (von oben gesehen), in dem der 35-jährige Fahrer getötet wurde.

Foto: Uwe Miserius

Die Autobahn 1 bekommt inzwischen den Ruf einer Todesstrecke. Gerade das bergabführende Stück zwischen Burscheid und Autobahnkreuz Leverkusen erscheint gefährlich, speziell für Lastwagenfahrer. Bildet sich ein Stau - und dies ist derzeit fast immer so - ist das Stauende ganz klar die verwundbarste Stelle. Tödlich verlaufende Unfälle wie vergangenen Freitag und am Montag sind die tragischen Beweise. Dabei waren einmal ein Leverkusener Fahrer und vorgestern ein Fahrer (35) aus Duisburg beteiligt, von denen eigentlich Ortskenntnis zu erwarten war. Von den Behörden werden jetzt verstärkt Gegenmaßnahmen gefordert? Aber welche sind die richtigen?

Leverkusens FDP-Ratsherr Friedrich Busch verlangte gestern konsequente Tempokontrollen, um die Raser zu bremsen. Zumindest bei den Lkw-Unfällen zählen allerdings offenbar mehr Unaufmerksamkeit und zu dichtes Auffahren zu den Hauptunfallursachen, zumal das Einschalten der Warnblinkanlage am Stauende aus der Mode gekommen scheint.

 Die Sichtschutzwand (Höhe Brücke Bruchhauser Straße) hinderte einige Lkw-Fahrer am Montag nicht, langsam und mit dem Handy fotografierend an der Unfallstelle vorbeizufahren (Der abgebildete Lkw-Fahrer fuhr korrekt).

Die Sichtschutzwand (Höhe Brücke Bruchhauser Straße) hinderte einige Lkw-Fahrer am Montag nicht, langsam und mit dem Handy fotografierend an der Unfallstelle vorbeizufahren (Der abgebildete Lkw-Fahrer fuhr korrekt).

Foto: RP-Foto Schütz

Für Abschleppunternehmer Jörg Schwientek, der Montag nahe der Brücke Bruchhausener Straße im Einsatz war, handelt es sich derzeit um eine Zufallsunfallserie. "Die Beschilderung an der Autobahn 1 ist meiner Meinung nach ausreichend. Es hängen auch Warnbanner an den Brücken. Ich sehe keinen weiteren Handlungsbedarf", sagt der Leverkusener Schwientek, selbst berufsmäßiger Lastwagenfahrer.

Dass überhaupt die vielen Staus entstehen, hängt mit der mangelnden Leistungsfähigkeit des Leverkusener Autobahnkreuzes und - natürlich - mit den vielen Baustellen zusammen, deren Zahl noch zunehmen wird. Vermehrt im Einsatz sind derzeit die mobilen Sichtschutzwände. Die Zäune sind 100 Meter lang und bis Windstärke fünf einsetzbar. Mit der Höhe von 2,10 Meter sind sie allerdings zu niedrig, um Last- oder Wohnmobilfahrern die Sicht zu versperren. Gerade bei dem tödlichen Unfall am Montag rollten zahlreiche Lkw-Fahrer mit dem Handy fotografierend und ganz langsam fahrend an der Unfallstelle vorbei. Einige werden Post von der Polizei bekommen: 60 Euro und ein Punkt sind als Strafe vorgesehen. Bei dem Lkw-Crash am vergangenen Freitag schrieben Polizisten 25 Anzeigen gegen Schaulustige. Schwientek und sein Team sehen noch eine besondere Gefahr des unerlaubten Fotografierens am Lenkrad: Der total abgelenkte Fahrer könne von der Spur abkommen und auch noch in die Unfallstelle fahren. Was durchaus vorgekommen sei.

 Bei einem Unfall brach das Lkw-Getriebe vom Motor ab.

Bei einem Unfall brach das Lkw-Getriebe vom Motor ab.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

"Die Sichtschutzwände sind ein Erfolg", sagte gestern Ludwig Niebrügge, Straßen.NRW-Projektleiter für diese in NRW neue Sicherheitseinrichtung. Stehe die Sichtblende, reduziere sich die Zahl der Schaulustigen, der Verkehrsfluss werde eindeutig beschleunigt. Dies gilt speziell für die Gegenfahrbahn.

Wenn da nicht die Lkw-Fahrer wären: Nach Beobachtung unserer Redaktion waren es Montag ausgerechnet nicht wenige Lkw-Fahrer, die beim Passieren der Unfallstelle im Schleichgang fuhren. Während die Polizei Köln noch keine Bewertung zu den Sichtblenden abgeben will, sagt der Leverkusener Abschlepper Schwientek: "Die mobilen Wände sind gut, ich fühle mich deutlich sicherer, zumal mein Arbeitsfeld klar abgegrenzt ist."

(RP)
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