Leverkusen Ein Kessel Buntes

Leverkusen · Das markante ehemalige Kesselhaus in der Bahnstadt Opladen soll zu einem Wohn-, Büro- und Gastronomiestandort ausgebaut werden.

Leverkusen: Ein Kessel Buntes
Foto: US

Über das alte Kesselhaus wurde in den vergangenen Jahren viel geredet. Jetzt ist bald Schluss mit all den Diskussionen, die Eigentümer wollen endlich bauen: Wohnungen, Büros und einen Gastronomiebetrieb mit Außenterrasse sollen in dem markanten Gebäude nahe der Werkstättenstraße entstehen. Die einst geplante Kletterhalle ist Geschichte. Am Montag wird der Bauausschuss wahrscheinlich den Ideen des Investors und damit dem Entwurf des Bebauungsplans "Baudenkmal Kesselhaus" zustimmen. Danach wird der Plan einen Monat ausgelegt, damit Bürger und Unternehmen ihre Meinung dazu äußern können. Die Kosten für Planung und ein umfangreiches Lärmgutachten trägt der Bauherr.

Derzeit befindet sich das ehemalige Kesselhaus mit den drei charakteristischen Schornsteinen in einem desolaten Zustand. Äußerst freundliche Besucher haben die meisten Fenster mit gezielten Steinwürfen zertrümmert. Eine Folge: Die Tauben hatten damit ein neues wetterfestes Zuhause. Zwischendurch wurde der Bau gesäubert, die Fensterlöcher mit Kaninchenzaun gesichert. Nutzte wenig, auch diese Schutzmaßnahmen sind schon zerstört. Zudem sprühten Sprayer ihre Logos auf die Ziegelsteinwände.

Die Kesselhaus-Akteure (Vorhabenträger: Cologne Estate GmbH, Köln; Architekt: Oxen Architekten, Köln) müssen das Gebäude als Denkmal erhalten. Dazu zählen vor allem die drei Dampfkessel-Anlagen, von denen eine demontiert werden darf, damit das umgebaute Gebäude mit den geplanten sechs Ebenen über genügend Nutzfläche für die geplanten Kleinwohnungen und Büros verfügt.

Außerdem hat die mächtige Denkmalbehörde zugestimmt, dass an der westlichen Seite (Richtung Bahngleise) ein viergeschossiger Neubau errichtet werden darf (hier gab es früher schon Anbauten). Dazu sind Außenanlagen (Terrasse für 40 Plätze) und Stellplätze möglich. Garagen sind übrigens nicht gestattet. Die Kombination "Denkmal" und "Neubau" wurde schon erfolgreich am alten Wasserturm, dem Vereinsdomizil der Karnevalsgesellschaft Altstadtfunken Opladen, praktiziert. Dieser Funkenturm, das benachbarte "Magazin" und eben das Kesselhaus bilden den Kern der historischen Gebäude auf dem ehemaligen Bahn-Werkstättengelände. Dazu kommt das ehemailige Ledigenwohnheim.

Im Erdgeschoss des Kesselhaus-Anbaus ist Gastronomie (250 Quadratmeter Nutzfläche plus Terrasse) erlaubt, die allerdings um 22 Uhr beendet sein muss - samt Abfahrt der Gäste, wie die Stadt in dem Beratungspapier für die Politiker betont. Denn eine Herausforderung gibt es für Planer und Genehmigungsbehörden: den Lärm. Er überschreitet nach den Berechnungen die Orientierungswerte durch die Gesamtbelastung "Bahnlinie, Gewerbebetriebe und Straße". Dies lässt sich laut Stadt zum Teil nur durch geschlossene Fenster und Belüftungsanlagen auf die gesetzlichen Werte drücken.

Die Stadtplaner um Baudezernentin Andrea Deppe gehen aber davon aus, dass die Nutzer der kleinen Wohnungen vor allem Studenten, Dozenten und Mitarbeiter der Hochschule sein werden. Diese Bewohner würden die lautere Umgebung akzeptieren, weil sie ohnehin keine Dauernutzer sind. Die Stadt geht auch davon aus, dass die Wohnungen teils nur für Monate oder ein Semster vermietet würden. Damit die Geräusche der Außengastronomie ein wenig gesenkt werden, sind sogar Markisen oder eine Pergola vorgeschrieben: Sie reduzieren laut Stadt den Lärm um zwei bis drei Dezibel. Dies zeigt, welche Klimmzüge Stadt und Eigentümer machen, um das Limit einzuhalten. In der Gesamtbetrachtung sei aber ein Erhalt des Baudenkmals sonst nicht finanzierbar.

Heute gilt ein Betretungsverbot für das Gebäude. Grund: Taubenkot. Er muss erst beseitigt werden, damit dort wieder ohne Schutzkleidung gearbeitet werden darf. Dabei hat schon eine erste Säuberung stattgefunden. Dazu zählte auch die Beseitigung von "asbesthaltigem Unrat", wie er etwa in Fensterkitt oder Dichtungen vorhanden war. Vor größeren Bodenarbeiten soll das rund 2400 Quadratmeter große Baugelände noch nach Bomben und anderen Weltkriegsrelikten abgesucht werden.

(RP)
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