Leverkusen/Köln Einbrüche: Polizei schafft's allein nicht mehr

Leverkusen/Köln · "Wir sind an unseren Grenzen angekommen", klagt die Kölner Polizeibehörde. Grund: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im Dezember um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Jetzt soll die Bevölkerung stärker helfen.

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

Eindringlich hat Norbert Wagner die Bevölkerung in Köln und Leverkusen gestern dazu aufgerufen, die Polizei bei der Vorbeugung von Wohnungseinbrüchen zu unterstützen. "Wir sind an unseren Grenzen angekommen und schaffen es nicht allein!", sagte der Direktionsleiter Kriminalität im Polizeipräsidium Köln bei einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch. Hintergrund seines Appells ist die Tatsache, dass die Anzahl der Wohnungseinbrüche im Dezember 2014 um 40 Prozent gegenüber dem Monat im Vorjahr in die Höhe geschnellt ist, und zwar in Köln und Leverkusen gleichermaßen. Unterstützung erhofft er sich auf zweierlei Weise: "Wenn Sie unbekannte Personen in Ihrem Wohnumfeld sehen, die dort erkennbar nicht hingehören, dann wählen Sie bitte die Telefonnummer 110. Die Polizei ist binnen fünf Minuten vor Ort und kann die Situation überprüfen."

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Foto: Ferl

Außerdem rief er die Bevölkerung dazu auf, ihre Wohnungen noch mehr als bisher beispielsweise durch Sicherheitsschlösser an Türen und Fenstern zu sichern. Bemerkenswert beim sprunghaften Anstieg der Wohnungseinbrüche ist indes die Tatsache, dass die Einbrecher offenbar keinen Unterschied mehr zwischen reichen Vierteln und Ortsteilen machen, in denen weniger betuchte Menschen wohnen. "Selbst ,Hartz IV-Gegenden' werden nicht verschont. Hier macht es schlicht die Masse, denn jeder Haushalt hat heute Handys oder Computer", sagte Wagner. Außerdem würden die Diebeszüge auch nicht mehr akribisch vorbereitet, um beispielsweise die Alarmsysteme in Villen zu überwinden. "Das sind mittlerweile Einbrüche von der Stange, für die meist nur Schraubenzieher, Hammer oder Kuhfuß benötigt werden", sagte Norbert Wagner.

Die Haupteinbruchszeit liegt nach Erfahrung der Kriminalisten zwischen dem Einbruch der Dunkelheit und 21 Uhr. Außerdem ist die Zahl der Einbruchsdelikte im Dezember und auch noch im Januar besonders hoch. "Die Menschen sind oft nicht daheim, machen ihre Weihnachtseinkäufe. Das nutzen die Täter aus", erklärte der Direktionsleiter. Von "Wild-Ost in Köln" spricht in diesem Zusammenhang Thomas Schulte, Leiter der Kriminalinspektion 4: "Zum einen liegt der Schwerpunkt der Wohnungseinbrüche in den letzten Wochen im Osten Kölns, zum anderen sind die meisten Täter aus Osteuropa", erläuterte er seine Wortwahl. Erschreckend ist für ihn und seinen Kollegen Thomas Sawatzki, Leiter der Kriminalinspektion 7, die Brutalität, mit der die Kriminellen vorgehen. "Wir hatten allein in den letzten zwei Wochen drei Fälle, in denen die Täter ihre Fahrzeuge gezielt als Waffe gegen unsere Polizisten, aber auch gegen völlig unbeteiligte Personen eingesetzt haben", berichtete Schulte.

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Bei dem Versuch, die verdächtigen Personen in ihren Autos festzunehmen, seien diese mehrfach mit Vollgas in die Polizeifahrzeuge und parkende Autos hineingefahren, um sich damit einen Fluchtweg zu verschaffen. "In einem Fall sind dabei die Räder so stark durchgedreht, dass die Reifen von der Felge flogen", sagte der Leiter der Kriminalinspektion 4.

Dass die Mithilfe der Bevölkerung bei der Einbruchsprävention durchaus erfolgreich ist, zeigt die Statistik: Die Zahl der Festnahmen aufgrund von Anrufen aus der Nachbarschaft war in der Vergangenheit deutlich angestiegen.

(RP)
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