Leverkusen Eine Kunstnacht mit Talk, Tod und Teufel

Leverkusen · Bei der zwölften Auflage der Kunstnacht verteilten sich diesmal 47 Stationen über das ganze Stadtgebiet. Die meisten davon gab es in Schlebusch.

 Im Kulturausbesserungswerk wurden die Werke von Johannes Deutsch und deren Entstehung gezeigt.

Im Kulturausbesserungswerk wurden die Werke von Johannes Deutsch und deren Entstehung gezeigt.

Foto: Miserius Uwe

Der ganze Raum ist ein einziges Kunstwerk. In der Leverkusener Kunstnacht führt Künstler und Grünen-Politiker Klaus Wolf Gäste in den Agam-Saal des Forums. Bei seiner Einführung beschränkt er sich auf wesentliche historische Informationen zu Entstehung und dem israelischen Künstler Yaacov Aram, der beim Bau mit der Gestaltung beauftragt wurde.

 Rot und rund - so präsentierte sich der Künstlerbunker an der Karlstraße.

Rot und rund - so präsentierte sich der Künstlerbunker an der Karlstraße.

Foto: Miserius Uwe

Vor allem sollen die Besucher selber sehen. Wer aber sämtliche Facetten dieser 3-D-Wandgestaltung erfassen will, muss dicht am Rand des Sechseck-Grundrisses entlanggehen. Wie beim Drehen eines Kaleidoskops verändern sich mit jedem Schritt Muster und Farbgestaltung. Eine Bildfülle, die kaum auszuhalten ist, wenn man sich auf andere Dinge konzentrieren soll. Wie der Stadtrat, der hier zeitweise Ausweichquartier bezog und eine Wand im Rücken der Bühne schwarz verhängen ließ. Der Vorhang ist leider so solide befestigt, dass er sich für die Kunstbetrachtung nicht abnehmen ließ, bedauerte Wolf.

 Im Zuge der Installation "Abgezäunt" werden heutige und historische Aspekte von Flucht und Vertreibung thematisiert.

Im Zuge der Installation "Abgezäunt" werden heutige und historische Aspekte von Flucht und Vertreibung thematisiert.

Foto: Miserius Uwe

Er und vier weitere Mitglieder der AG Leverkusener Künstler hatten zu Beginn der Kunstnacht eine gemeinschaftliche Installation "Abgezäunt" im Forum-Seitenfoyer eröffnet, die dort bis 25. Oktober zu sehen ist. Mit Bauzäunen wurden Parzellen abgegrenzt, in denen jeweils ein Künstler einen Aspekt von Flucht und Vertreibung thematisiert, ganz aktuell und daneben historisch mit privaten Erinnerungen an 1944/45. In kurzen Performances trug Ulla Klomp dazu eigene Texte vor, etwa die Talkrunde mit Flüchtling und Wutbürger, bei der sie von einer Rolle in die andere schlüpfte.

 Im "Ceramic Centrum" am Köschenberg konnten Arbeiten von Bernhard Hohns und Odo Rumpf sowie Ausstellungsstücke zum Thema "Balinesische Götter- Zeitreisende" besichtigt werden.

Im "Ceramic Centrum" am Köschenberg konnten Arbeiten von Bernhard Hohns und Odo Rumpf sowie Ausstellungsstücke zum Thema "Balinesische Götter- Zeitreisende" besichtigt werden.

Foto: Uwe Miserius

Besonders viele der 47 Kunststationen, zwischen denen die Besucher sich dieses Jahr entscheiden mussten, lagen in Schlebusch. Neben Sensenhammer, Villa Rhodius, den Ateliers Bausewein und Ploenes gab es vor allem auf dem Schloss-Gelände, wo die Kunstnacht im Spiegelsaal eröffnet wurde, besonders viel zu entdecken.

In der Villa Wuppermann präsentierte Antonia Murgia Friesdorf wie in den Vorjahren Bildcollagen und eigene Texte. Erstmals aber war der Gewölbekeller von 13 Mitgliedern der Künstlergruppe ArteLev als Kunstort gestaltet worden. "Willkommen in der Gruft" wurden die vielen Besucher der Ausstellung "Tod und Teufel" begrüßt. Pfarrer Ralf Hirsch gab eine kleine Einführung ins Thema, bevor das Begleitprogramm mit Klangperformances und mystischen Tänzen begann. Wie an anderen Orten gab es auch hier eine Mitmachaktion, außerdem eine Kunst-Verlosung. Wenige Schritte weiter, in der Schmuckwerkstatt von Katharina Böhme, wurde ein Gemälde versteigert. An den Wänden hingen ungewöhnliche fotografische Blicke auf eine ausgediente Minigolfbahn der Fotografin Ilona Klimek.

Großer Andrang herrschte den ganzen Abend über in der Neuen Bahnstadt Opladen, wo unter anderem die Ateliergemeinschaft art4 und direkt nebenan Mentormedia Kunst in den großzügig und hell ausgebauten Loft-Räumen präsentierten. Eine Mischung von abstrakter Malerei, afrikanisch inspirierten Holzplastiken, Lichtobjekten und Fotografien von Uwe Miserius, auf denen die Vergangenheit des umgestalteten Geländes zu sehen war. Haus und Töpferwerkstatt von Bernhard Hohns sind noch im Rohbau. Aber zahlreiche Besucher ließen sich vor Ort von ihm die alte Kunst des Stroh-Lehmbaus vorführen. Als Baustoff dienen dabei Strohballen, die in einer Badewanne mit dünner Lehmpampe getränkt und im Anschluss als Wand aufgeschichtet werden. Hier interessierte man sich auch für die Herkunft des Dachstuhls, der von einem abgerissenen Tanzsaal stammt, und der historischen industriellen Gussfenster, vor denen die Rost-Skulpturen von Odo Rumpf bestens zur Wirkung kamen.

(RP)
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