Balkantrasse in Leverkusen Entsetzen über gerissenes Reh

Leverkusen · Trotz absoluten Betretungsverbots war am Wochenende die Hölle auf der Balkantrasse los – ein trächtiges Reh kostete es das Leben.

 All diese Ausflügler haben sich über das absolute Betretungsverbot der Balkantrasse am Wochenende hinweggesetzt. Sogar der Fahrer eines Quad-Motorrads war dort unterwegs.

All diese Ausflügler haben sich über das absolute Betretungsverbot der Balkantrasse am Wochenende hinweggesetzt. Sogar der Fahrer eines Quad-Motorrads war dort unterwegs.

Foto: uwe miserius

Trotz absoluten Betretungsverbots war am Wochenende die Hölle auf der Balkantrasse los — ein trächtiges Reh kostete es das Leben.

Das Entsetzen war Heinz Dickmann am Montag immer noch anzumerken. Der Jäger, der gemeinsam mit seinem Kollegen Gerd Willms ein Jagdgebiet entlang der Balkantrasse gepachtet hat, kann die Bilder der an diversen Stellen heftig gebissenen Ricke, die von ihren Leiden erlöst werden musste, immer noch nicht verwinden. "Das Schlimmste ist, wenn man den leidenden Ruf des Tieres hört und genau weiß, dass man ihm nicht mehr helfen kann, weil der Hund es zu schwer verletzt hat."

Genauso war es jedoch am Wochenende auf einer Wiese nahe dem Herthateich — dort hatte ein nicht angeleinter Hund, der offensichtlich von der Balkantrasse kam, ein trächtiges Reh gerissen. Der Besitzer hatte schnell das Weite gesucht. Erst spätere Passanten informierten den Teichpächter, der bei dem verwundeten und laut klagenden Tier blieb, bis Dickmann eingetroffen war. Das Ganze unter der Beobachtung diverser Schaulustiger, die von der eigentlich noch gesperrten Balkantrasse heruntergekommen waren, um sich das "Spektakel nicht entgehen zu lassen".

Auf dem noch nicht freigegebenen Leverkusener Teil der Balkantrasse herrschte Hochbetrieb — und zwar sowohl von Fußgängern als auch von Radfahrern. Der Förderverein hatte zwar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Betreten zurzeit noch absolut verboten ist, weil das Gelände als Baustelle gilt — doch hunderte Zeitgenossen scherte das nicht. "Wir haben einen Quad-Fahrer von der Piste geholt, dazu sogar einen Rasentraktorfahrer — aber wir können nicht als Dauerkontrolleure unterwegs sein", erläuterte Fördervereins-Sprecher Jürgen Wasse gestern auf Anfrage. Überraschend sei vor allem die Aggressivität der Leute, die sich illegal auf der Trasse aufhielten. Wasse sagt: "Waldarbeiter, die Bäume fällen sollten, berichteten, dass ihnen eine Senioren-Wandergruppe den Stinkefinger gezeigt hat, als sie sie darauf aufmerksam machten, dass hier Betreten verboten sei."

So weit will Heinz Dickmann gar nicht gehen. Der Jagdpächter hofft immer noch, dass er an die Vernunft der Leute appellieren kann, wenigstens die Hunde anzuleinen, wenn sie schon meinen, auf der gesperrten Trasse unterwegs sein zu müssen. "Das Wild weiß zurzeit kaum, wohin", sagt er. Und wenn doch etwas passiert sei, bitte er, die Polizei zu informieren: "Machen Sie es notfalls anonym", schlägt er vor: "Aber sorgen Sie bitte mit dafür, dass kein Tier mehr so leiden muss, wie das trächtige Reh am Wochenende."

(RP)
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