Leverkusen Geräuschampel für zu laute Eltern

Leverkusen · Damit das Gehör der Frühgeborenen im Klinikum nicht geschädigt wird, mahnen jetzt Geräuschampeln Personal und Eltern, sich leise zu verhalten.

Das Knistern mit einem Stück Papier, eine hart aufgesetzte Kaffeetasse oder das Aufreißen der sterilen Instrumentenverpackungen können schon zu viel sein für die empfindlichen Ohren von Frühgeborenen: Die Winzlinge sollten nicht mehr als 60 Dezibel ausgesetzt sein, damit sie sich optimal entwickeln und wachsen können, erklärt Dr. Joachim Eichhorn, Direktor der Kinderklinik im Leverkusener Klinikum.

Weil Personal und Eltern solche Geräusche noch längst nicht als Belastung wahrnehmen, hängt jetzt ein Schallmessgerät auf der Frühgeborenen-Intensivstation, das anzeigt, wenn der Geräuschpegel zu hoch ist. Leuchten nur die grünen Außenkonturen in Form eines Ohres, ist alles in Ordnung. Blinkt die gelbe oder gar die rote Lampe, mahnt dies alle Anwesenden zur Ruhe.

"Solche Geräte gehören leider nicht zur Standardausrüstung", sagt Eichhorn, der die Geräuschampeln von seiner früheren Wirkungsstätte Heidelberg kennt. Fünf solcher Schallmessgeräte konnte das Klinikum jetzt anschaffen, weil die Bürgerstiftung die Gesamtkosten von 3500 Euro übernahm.

Die Ausschüttung stamme aus einer Treuhandstiftung, erklärt Saskia Lagemann, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung. Das kinderlose Ehepaar Karl Otto und Dorothea Klein habe eine Million Euro in einer Stiftung angelegt und als Verwendungszweck Maßnahmen für die Gesundheit von Kindern verfügt. Dazu leisteten die neuen Geräte einen Baustein, sagt Eichhorn. Natürlich sei es für die Entwicklung der Frühgeborenen wichtig, die Stimmen von Mutter und Vater wahrzunehmen. Vermieden werden sollten aber Störgeräusche. Das Licht sei auf der Frühgeborenen-Station ohnehin abgedunkelt.

Ein ungeborenes Kind kann nach Auskunft des pädiatrischen Intensivmediziner bereits mit 22 Wochen hören. Im Mutterleib hört es Blutströmungen, Darmgeräusche sowie die mütterliche Stimme als auch Umgebungsgeräusche wie Musik, die sich nachweislich positiv auswirkt.

Das kleinste Frühchen im Klinikum, in der 23. Woche geboren, wiegt gerade mal 340 Gramm. Jetzt wurden drei weitere Bettchen vorbereitet. "Es stehen Drillinge in der 26. Woche an", erklärt der Klinikleiter. Dabei sind eigentlich schon 17 der insgesamt 18 Plätze in drei Vierer-, zwei Doppel- und zwei Einzelzimmern belegt.

Als erste Klinik im Rheinland ist die Neugeborenen-Intensivstation im Klinikum gerade als Perinatalzentrum Level I zertifiziert worden und nimmt auch Frühgeborene von Partnerhäusern wie Solingen oder Gummersbach auf. Haben diese die kristische Phase überstanden und eine gewisse Reife erlangt, können sie zurückverlegt werden. So wird dann wieder Platz für neue Winzlinge.

(mkl)
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