Leverkusen Halbe Million für Balkantrasse?

Leverkusen · Nachbargemeinden wie Wermelskirchen teilen in diesen Tagen mit, wie viel Geld sie bei dem vom Land geförderten Ausbau der Balkantrasse zum Radweg zahlen müssen. Leverkusen ist mit der Berechnung noch nicht soweit.

In Wermelskirchen haben die Politiker das Projekt vergangene Woche schon mal gefeiert: Als ein "völlig neues Kapitel", das in der Stadt aufgeschlagen werde, bezeichnete Bürgermeister Eric Weik die einstimmige Empfehlung an den Stadtrat, den Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse 411 weiterzuentwickeln und zu realisieren. Die so genannte Balkantrasse sei auch ein neues Kapitel im sanften Tourismus.

Die Politiker sind sich auch der Konsequenzen bewusst: An den Kosten für den rund 2,9 Millionen Euro teuren Radweg muss sich die Stadt mit 510 900 Euro beteiligen. Allein 370 000 Euro bekommt die Bahn für die Trasse.

Doch die CDU in der bergischen Nachbargemeinde, weist auf den eigentlichen Knackpunkt in all dem Freudentaumel hin: Die Trasse wird wohl nicht durchgehend von Lennep bis Leverkusen befahrbar sein. Denn hier lehnt eine Mehrheit sie aus finanziellen Gründen nach wie vor ab.

"Traum ist nicht finanzierbar"

Begründung vor allem von CDU und SPD in Leverkusen: Trotz Zuschüssen müsste die Stadt rund eine halbe Million Euro nur für den Bau bezahlen. Da Leverkusen kein Geld habe, sei dieser Traum von einem Radweg nicht finanzierbar.

Für Wermelskirchen liegen bereits belastbare Zahlen vor: 510 900 Euro kostet der Spaß. Und je mehr Luxus, desto teurer: Soll der Radweg beleuchtet werden, kostet er 680 000 Euro zusätzlich. Solarleuchten sind noch kostspieliger. Für Kehr-, Winter- und Kontrolldienste sowie Müllentsorgung werden jährlich 20 000 Euro veranschlagt.

"Diese Zahlen lassen sich auf unsere Verhältnisse aber nicht übertragen", warnt Lena Zlonicky, Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung und Bauaufsicht bei der Stadt Leverkusen: "Kommunen von der Größe Wermelskirchens unterliegen meines Wissens einem ganz anderen Förderschlüssel." Zurzeit bereite die Stadt alles Wesentliche dafür vor, dass im Rahmen eines Gutachtens die exakten Kosten ermittelt werden können, die Leverkusen bei einer Beteiligung an der Balkantrasse entstünden.

Für Roswitha Arnold bedeutet das: "Die Tür ist noch nicht zu." Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, eine der Hauptbefürworterinnen des Radwegs, will das Projekt in eine detaillierte Aufstellung aufnehmen, in der alle Maßnahmen aufgelistet werden sollen, die trotz Geldmangels umsetzbar sind. Parallel dazu soll eine weitere Liste mit Projekten entstehen, auf die stattdessen verzichtet werden kann.

"Wir haben da beispielsweise 200 000 Euro im Stadtetat für einen Damm in Romberg, den keiner will", argumentiert Arnold. Das könne schon ein wesentlicher Baustein für die Balkantrasse sein, die schließlich auch einen neuen touristischen Anreiz darstelle. "Sponsoren ließen sich da bestimmt finden", glaubt die Politikerin. Sogar der ADAC unterstütze das Projekt. Aber zunächst müssen belastbare Zahlen auf den Tisch, oder wie Roswitha Arnold es ausdrückt: "Erst prüfen, dann entscheiden."

Vielleicht gibt eine Bemerkung des Wermelskirchener Bürgermeisters ja noch eine Entscheidunghilfe: "Bei allen Bedenken und der angespannten Haushaltslage", sagte Eric Weik in dieser Woche: "Dieser Radweg bringt unserer Stadt ganz viel."

(RP)
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