Leverkusen Kabarettistin Barbara Ruscher und die Latte-Macchiato-Dinkel-Eltern

Leverkusen · Jörg und Frank sind mutig. Denn Jörg und Frank setzten sich am Freitagabend im Scala Club in die erste Reihe, hinter ihnen rund 80 weitere Menschen. Das ist deshalb mutig, weil Kabarettistin Barbara Ruscher zu Gast war.

Schließlich weiß man an solchen Abenden nie, was so alles auf die Zuseher, insbesondere in der ersten Reihe, zukommt. Sie sind doch oftmals ein mehr oder weniger unfreiwilliger Teil der lustigen Geschichten, die auf der Bühne erzählt werden. Viele der Besucher - der Großteil zwischen 30 und 50 Jahren alt - hatte es sich daher in den hinteren Sitzreihen oder an der Bar gemütlich gemacht.

Auf der Bühne verhieß ein Flügel einen musikalischen Abend, sanft in Rot- und Blautönen angestrahlt. Ekstase sei nur eine Phase - das Motto des Abends und die Behauptung der Kölner Künstlerin. Die wiederum auf ihrer kurzen Anreise lernte: "Man darf gar nicht Leverkusen, muss Opladen sagen", wie sie mit einem breiten Lächeln erzählt.

Gefolgt von der lauten Frage, wer denn nun alles aus Opladen komme. Als allerdings keine Hand gen Himmel geht, ist die erste unfreiwillige Pointe gleich gemacht, die Leute schauen sich verwundert um, lachen dann laut los. Frank und Jörg allerdings bleibt dieses Lachen wohl im Hals stecken. Die beiden hatte sich Ruscher ziemlich rasch herausgepickt, machte Späße mit ihnen. Und verpasste allen Männern im Saal gleich mal eine ordentliche Breitseite.

Viel Zeit verbrachte die 48-Jährige am Flügel, nahm dort Geschlechterrollen aufs Korn oder klimperte zwischen einzelnen Sätzen der jeweiligen Geschichten ein wenig herum. Ein Stilmittel, das ein wenig harten Schnitten im Fernsehen glich. Hart waren auch einige Pointen der Künstlerin. Gern genommene Opfer: "Latte-Macchiato-Biodinkel-Eltern", die sich in ihrem Wohnort Sülz ausbreiteten. "Das ist wie in Berlin, Prenzlauer Berg", erläuterte sie. Dinkel, das zu seinem faden Geschmack zudem eine Farbe habe wie Solariumsangestellte in Essen-Kray, kommentierte Barbara Ruscher.

Häufig verband sie die einzelnen kleinen Abschnitte der Show mit Songs, die meist völlig blödsinnige Themen hatten - Polyesterpullis zum Beispiel. Lieder, die dann urplötzlich einen solchen Twist nahmen, dass sie in kruden Geschichten endeten. "Das ist hier schließlich Kabarett, wir sind nicht im Quatsch-Comedy-Club", betonte die Kölnerin grinsend. Und so nahm der Ruscher-Abend seinen Lauf, zwei Stunden strapazierte die Kabarettistin das Zwerchfell ihrer Zuhörer ganz gehörig. Jörg und Frank lachten mit.

(brü)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort