Leverkusen Mehr weibliche Straßennamen

Leverkusen · Nicht einmal zehn Prozent der Straßennamen im Stadtgebiet erinnern an Frauen. Das sollte geändert werden finden viele Leverkusenerinnen. Schließlich gab es jede Menge wichtige Frauen, an die man erinnern könnte.

 Die große Leverkusener Dame Bertha Middelhauve, hier im Gespräch (1986) mit Walter Scheel, prägte die Leverkusener Politik. Nach der Opladenerin wurde eine kleine Straße in Schlebusch nahe Freibad Auermühle benannt.

Die große Leverkusener Dame Bertha Middelhauve, hier im Gespräch (1986) mit Walter Scheel, prägte die Leverkusener Politik. Nach der Opladenerin wurde eine kleine Straße in Schlebusch nahe Freibad Auermühle benannt.

Foto: Seibel (Archiv)

Es gibt 1100 Straßen und Plätze in Leverkusen. 330 davon sind nach Personen benannt, gerade mal 21 davon sind weiblich. Das sind nicht einmal zehn Prozent, obwohl sich schon seit Jahrzehnten der Deutsche Frauenring Leverkusen und das Frauenbüro für mehr weibliche Namen im Stadtbild stark machten.

"Die Frauen sind hier deutlich unterrepräsentiert", sagt Margret Gerling-Buhren, die lange Jahre den Vorstand des Frauenrings vertrat. Immerhin konnten die engagierten Frauen durchsetzen, dass eine Straße nach der Opladener Politikerin Bertha Middelhauve (FDP) benannt wurde.

"Wir haben immer wieder Anträge gemacht im Ausschuss für Beschwerden und Anträge", erinnert sich Gerling-Buhren. Sie hatte auch angeregt, dass in den drei Kolonien in Wiesdorf zumindest je ein Platz nach Julia und Anna Bayer sowie nach Johanna Duisberg benannt werden — bisher ohne Erfolg. "Wir haben in der Stadt sowieso nicht so viel Geschichte. Wenn man nicht an sie erinnert, geht sie verloren", sagt Gerling-Buhren.

Immer nur männliche Namen

Auch an die Politikerinnen Maria Stommel (CDU) und Charlotte Mierbach (SPD) sollten Straßennamen erinnern, fordert Gerling-Buhren. "Aber immer, wenn Straßennamen vergeben werden, sind es männliche Namen."

"Keine böse Absicht", meint Dieter Muschan, Abteilungsleiter Geoinformation und Kartographie der Stadt. Wenn es sich ergebe, würde man auch Frauennamen nehmen. Viele Straßennamen gingen auf Feldherren, Wissenschaftler, Politiker oder Priester zurück — und die seien nun mal vorherrschend männlich. Es gebe eine Liste mit Vorschlägen vom Frauenring, die das Frauenbüro ergänzt habe. Auf die würde man zurückgreifen. "Aber es muss auch passen", sagt Muschan. Das Anliegen sei jedoch bekannt und berechtigt, sagt der Abteilungsleiter.

Generell sind die Stadtbezirke selbst für die Benennung von Straßen zuständig, es sei denn, die Bedeutung der Straße oder der Persönlichkeit, nach der sie benannt werden soll, ist überörtlich: Dann entscheidet der Rat. Generell bietet es sich an, einer Siedlung ein Thema zuzuordnen. Philosophen finden sich in Steinbüchel, Vogelnamen in Küppersteg, Maler am Leimbacher Berg. Eine deutschlandweite Besonderheit hat Alkenrath vorzuweisen: Dort sind mehrere Straßen nach Widerstandskämpfern benannt. Auch bei Neubaugebieten würde ein Thema gesucht, wie jüngst bei der Neuen Bahnstadt: Dort sollen sich Namen rund um die Eisenbahn oder den Campus wiederfinden.

Frauennamen werden dort wohl kaum dabei sein. Dabei demonstrierten Straßennamen "die Bedeutung einer bestimmten Frau für die Stadt", sagt Simone Fey-Hoffmann vom Frauenbüro. Schließlich habe Leverkusen nicht nur Bayer-Direktoren zu bieten, sondern auch andere wichtige Leute, Frauen, die als Vorbilder auch für Männer dienen. Das Frauenbüro hatte zum Stadtjubiläum 2005 eine Broschüre herausgegeben: "Spurensuche: Frauen-Leben in Leverkusen".

"75 Frauen in Leverkusen"

Außerdem gab es zu dem Anlass ein Buch vom Zonta-Club "75 Frauen in Leverkusen". Darin finden sich in der Stadt gleich eine ganze Auswahl an Frauen, die es würdig wären, dass man im Stadtbild an sie erinnert.

(RP/rl)
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