Leverkusen Messerattacke auf zwei Profisportler

Leverkusen · Ehemaliger Kioskbetreiber ist des versuchten Mordes angeklagt. Er soll vor sechs Jahren ein Teppichmesser eingesetzt haben.

Leverkusen: Messerattacke auf zwei Profisportler
Foto: istock (Archiv)

Die Staatsanwaltschaft berichtet von einem nichtigen Anlass, die Anklage wiegt umso schwerer: versuchter Mord. Die Tat liegt inzwischen schon über sechs Jahre zurück, aber die 21. Große Strafkammer kommt erst jetzt dazu, den Vorfall, der um die Mittagszeit eines Novembertages 2009 in Küppersteg eskalierte, aufzuarbeiten. Warum es so lange dauerte? Der Täter befand sich nicht in Untersuchungshaft, andere "Haftfälle" mussten immer wieder vorgezogen werden.

Die nichtige Ursache war wohl das ungewöhnliche Verhalten von zwei Profisportlern, die sich mit ihrem Fahrzeug in Küppersteg auf der Suche nach einem Parkplatz so ambivalent verhielten, dass der nachfolgende Fahrer sich davon regelrecht provoziert, ja bedroht fühlte. Und wie es kommen musste: Beide Fahrzeuge wurden schließlich auf zwei nebeneinander liegenden Plätzen abgestellt.

Von dem nachfolgenden Geschehen hatten die Streitparteien dann sehr unterschiedliche Wahrnehmungen. Objektiv bleibt wohl nachweisbar - und von dem Angeklagten auch eingeräumt - die Attacke mit einem Teppichmesser. Einer der beiden Profisportler wurde dabei am rechten Arm so schwer verletzt, dass im Krankenhaus der Bizeps operiert werden musste.

Dabei fühlte sich der Angeklagte, der schon eine Vorstrafe wegen eines ähnlichen Delikts auf dem Kerbholz hat, von den beiden Männern bedroht. Die gingen nach der ersten lautstarken Auseinandersetzung, bei der aber wohl nur wüste Beschimpfungen geäußert wurden, in ein nahe gelegenes Eiscafé auf der Küppersteger Straße, um nach etwa einer Stunde zurück zu ihrem vor dem Kiosk geparkten Fahrzeug zu gehen. Dabei mussten sie "zwangsläufig" am Kiosk vorbeigehen, wo inzwischen zwei Bekannte des Kioskbetreibers vor der Tür standen und rauchten. Ob sie auf die Rückkehr gezielt gewartet hatten, darüber gab es ebenfalls unterschiedliche Ansichten. Und ob der Kioskbetreiber bewusst in seinem Laden ein größeres Teppichmesser holte oder nur ein kleines Messer zufällig in den Händen hielt, weil er damit gerade die Zeitungspakete von der Banderole befreite, war nur eine - wenn bei der Urteilsfindung auch zentrale - ungeklärte Frage.

Die beiden Profisportler wollen nichtsahnend zurückgekehrt sein, der Betreiber fühlte sich vehement bedroht. Nachdem er einen Mann verletzt hatte, soll er weiter mit dem Messer um sich gefuchtelt haben. Weil das Opfer aber ein Profisportler war - nach eigenen Angaben mit schneller Reaktion und flott auf den Beinen - konnte er nicht nur weiteren Angriffen geschickt ausweichen, sondern auch schnell die Flucht ergreifen. Allerdings: Der Blutverlust war so groß, dass der Verletzte versuchte, ein Auto anzuhalten. Bis das "gefühlte zehnte Fahrzeug" ihn aufnahm, brachte der Fahrer ihn aber nur zu einem Hotel in der Nähe, von dem aus der Notarzt gerufen wurde. Der andere Profisportler war bei der Verfolgung der anderen beiden Männer vom Kiosk ebenfalls in die andere Richtung unterwegs und schneller.

Der Angeklagte wurde von seinen Kumpels erst nach Hause gefahren, kurze Zeit später bemerkte er die Polizei vor der Tür. Er flüchtete bis zu seinem Onkel nach Belgien, kehrte aber nach zwei Tagen zurück und stellte sich der Justiz. Der Haftbefehl wurde aber ausgesetzt.

(sg-)
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