Leverkusen Neuer Stadtchef soll über die Bullenklöster verhandeln

Leverkusen · Einen delikaten und dringenden Auftrag hat der neue Oberbürgermeister Uwe Richrath zu erfüllen, wenn er morgen seinen Dienst antritt: Er soll mit Bayer über die sogenannten Bullenklöster verhandeln und erreichen, dass der Konzern diese Gebäude entgegen seines bisherigen Widerstandes nun doch als Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung stellt. Bayer Leverkusen lehnt dies bislang mit dem Hinweis auf die Seveso II-Verfügungen und den baulichen Zustand der Bullenklöster ab.

Die besondere Mission hat der neue SPD-Oberbürgermeister der CDU zu verdanken. Deren Mitglied Andreas Eckloff brachte gestern Abend nämlich in der Bezirksvertretung I Richrath aufs Tapet: "Der alte Oberbürgermeister hat sich ja immer als Macher bezeichnet. Aber vielleicht ist ja Herr Richrath der Macher." Die neuerliche Debatte um die Bullenklöster als Flüchtlingsunterkünfte hatten ein Bürgerantrag und ein "Betriebsausflug" von CDU-Ratsherr Rüdiger Scholz der Bezirksvertretung beschert. Der hatte nämlich in unserer Zeitung gelesen, dass nur wenige Kilometer von Leverkusen entfernt in Dormagen die Bullenklöster der Bayer-Tochter Covestro problemlos als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden. Mit der Fragestellung: "Warum geht das in Dormagen und nicht bei uns?", hatte sich Scholz auf den Weg gemacht. Was er in Dormagen erfahren hat, trug er gestern den Politikern und vor allem auch den Verwaltungsmitarbeitern vor. Er habe sich mit dem Sozialdezernenten von Dormagen die dortigen Bullenklöster angesehen: "Die stehen in Dormagen schon seit 30 Jahren leer, bei uns nur seit fünf Jahren", sagte Scholz. Dennoch habe Dormagen keine Probleme, die Gebäude innerhalb von drei Wochen für 200 Flüchtlinge zu sanieren. Dazu würden Dixie-Toiletten aufgebaut und die Sanitäranlagen und -anschlüsse etwagenweise saniert. Dies müsse auch in Leverkusen machbar sein und werde zumindest einem Teil der Flüchtlinge im Winter die Zelte ersparen.

Scholz hatte übrigens auch ein probates Mittel dabei, um Flüchtlinge über Rettungswege in einer Unterkunft zu informieren. Dafür musste er aber nicht erst nach Dormagen ausschweifen: In der neuen Unterkunft Im Bühl hängen bereits Sicherheitshinweise unter anderem auch in Arabisch.

Während die Stadtverwaltung an den Vorarbeiten für eine zentrale Aufnahmeeinrichtung an der Solinger Straße festhält, kam an diesem Standort aber Kritik hauptsächlich von der CDU. Die favorisiert einen Alternativstandort zwischen Hitdorf-Ost und Rheindorf-Süd: ohne öl- und Gasleitungen und das schwierige soziale Umfeld, wie es rund um den Königsberger Platz anzutreffen sei.

(RP)
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