Leverkusen Oberbürgermeister dank Facebook?

Leverkusen · Kandidaten wie Richrath (SPD), Schoofs (Bürgerliste), aber auch Amtsinhaber Buchhorn (CDU) tummeln sich neuerdings im Netz.

 Dachte bisher, Facebook sei etwas für junge Leute, wurde aber eines Besseren belehrt: Reinhard Buchhorn.

Dachte bisher, Facebook sei etwas für junge Leute, wurde aber eines Besseren belehrt: Reinhard Buchhorn.

Foto: Heinz-Friedrich Hoffmann

Reinhard Buchhorn ist zurzeit im Urlaub und war gestern tagsüber vor allem damit beschäftigt, ein großes Rasengrundstück frühlings-fit zu machen. Dennoch erreichten ihn auch am Urlaubsort freundliche Grüße: "Viel Erfolg für heute gegen den FCB!", schrieb ein Facebook-Freund im gleichnamigen sozialen Netzwerk.

Dort tummelt sich Leverkusens Oberbürgermeister seit einigen Wochen - allerdings nicht nur, um gute Wünsche seines Fußballklubs für das DFB-Pokalspiel gegen die Münchner Bayern entgegenzunehmen. Es ist Wahlkampf-Zeit, und Buchhorn hat ebenso wie diverse Gegenkandidaten das soziale Netzwerk für sich entdeckt.

 SPD-Kandidat Uwe Richrath nutzt Facebook schon seit längerem - auch geschäftlich.

SPD-Kandidat Uwe Richrath nutzt Facebook schon seit längerem - auch geschäftlich.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Im Gespräch mit unserer Zeitung machte der Stadtchef keinen Hehl daraus, dass er sich zunächst nicht allzu viel davon versprochen hatte: "Ich dachte immer, Facebook sei etwas für junge Leute. Wenn ich da plötzlich auftauche, denken die doch: , Was will der Alte denn plötzlich hier?'"

Die Erfahrung habe ihn jedoch genau das Gegenteil gelehrt: Unter den 228 Facebook-Freunden, die er in der kurzen Zeit gewonnen habe, seien auch eine ganze Reihe älterer Semester. "Ich habe gemerkt, dass ich mit einer großen Zahl von Menschen dort in kurzer Zeit Inhalte teilen und Rückmeldungen bekommen kann", berichtet Buchhorn.

 Dass man über Facebook viele Leute in kurzer Zeit erreicht, macht das soziale Netzwerk für Erhard Schoofs attraktiv.

Dass man über Facebook viele Leute in kurzer Zeit erreicht, macht das soziale Netzwerk für Erhard Schoofs attraktiv.

Foto: RED

Nicht immer sind sie angenehm: So tummelt sich mittlerweile auch Buchhorns politischer Widersacher Ehrhard Schoofs auf Facebook. Und der Bürgerlisten-Mann hat den CDU-Politiker bereits frontal angegriffen, ihn unter anderem zu einem Rededuell herausgefordert. "Für mich ist das Medium aber keine Plattform zur Agitation", findet der Oberbürgermeister, der Informationsaustausch und nicht Web-Wahlkampfschlachten wünscht. Schoofs dagegen freut sich, "dass es hier gerechter zugeht, als etwa im Leverkusener Stadtrat, wo meine Redezeit auf vier Minuten begrenzt ist".

Er nennt inzwischen 1638 Facebook-Freunde sein eigen. Mit ihnen teilt er Aktionen der Lärm-Bürgerinitiativen wie etwa die Fotomontage "Rhein-Tunnel statt Horror-Brücke" und anderes. Technisch beraten lässt er sich dabei unter anderem von seinem Sohn - etwa, wie man ein Foto hochlädt. Für Schoofs steht fest: "Über das soziale Netzwerk kann ich viele Menschen in kurzer Zeit erreichen - das macht es attraktiv." Weniger attraktiv findet dagegen auch er anonyme Schmähungen, die dort anzutreffen seien.

Für einen weiteren Oberbürgermeister-Kandidaten ist Facebook schon seit einiger Zeit ein Begleiter: Uwe Richrath (SPD) hat es bereits geschäftlich genutzt, jetzt möchte er es auch im Wahlkampf um den Stadtchef-Sessel zielgerichtet einsetzen. Diskussionen anregen, Informationen verbreiten, Meinungen austauschen und Inhalte teilen - bei all dem hält Richrath dieses Medium für bestens geeignet.

Und doch zieht er ebenso wie Buchhorn und Schoofs eine klare Grenze - wenn es ums Privatleben geht: "Das geht keinen etwas an", betont der Genosse, und Christdemokrat Buchhorn sieht es ähnlich.

Eine Infratest-Dimap-Studie hat jetzt übrigens Überraschendes gezeigt: Mehr als die Hälfte der Befragten (61 Prozent) gaben an, dass sie soziale Medien nicht nutzen. Offenbar haben soziale Netzwerke für eine gezielte Ansprache der Wählerschar weniger Relevanz als gedacht.

Buchhorn ist da ebenfalls Realist: "Ich glaube, Facebook macht auf die Wahl bezogen nicht mehr als fünf Prozent aus", sagt er. Da befände er sich in prominenter Gesellschaft. Selbst Kanzlerin Angela Merkel erreicht laut der Umfrage gerade fünf Prozent der Wahlberechtigten.

(RP)
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