Leverkusen Poseidon und seine sechs hübschen Töchter

Leverkusen · An das Märchen "Die kleine Meerjungfrau" ist das Stück "Die Nixe" angelegt. Heute ist die Premiere.

 In der geheimnisvollen Unterwasserwelt des Stücks "Die Nixe" schimmert und glitzert alles.

In der geheimnisvollen Unterwasserwelt des Stücks "Die Nixe" schimmert und glitzert alles.

Foto: Uwe Miserius

Hier scheint die Welt noch in Ordnung, würde nicht ständig irgendwelcher Müll niedersinken, den Menschen einfach im Ozean entsorgen. Unbeeindruckt singt tief unten im Meer die junge Nixe Loreley ihr Lied und bürstet sich Glanz in ihre langen Haare. Farbenfrohe Fische tummeln sich in der geheimnisvollen Unterwasserwelt, in der alles schimmert und glitzert. Vor allen Dingen die Kleider der hübschen Töchter von Meeresgott Poseidon, der allerdings mit seinem Schicksal als alleinerziehender Vater hadert.

Sechs Nixenkinder kommen ins heiratsfähige Alter. Schwimmende Delegationen aus Königreichen sprechen vor und halten um die ein oder andere Hand an. Nur Udine interessiert sich für keinen ihrer Artgenossen, sondern findet die Welt der Menschen viel spannender. Sie ist "Die Nixe", frei nach dem Märchen "Die kleine Meerjungfrau" von Hans Christian Andersen, das die Kindertheatergruppe der Kasinogesellschaft dieses Jahr als Weihnachtsmärchen aufführt. Gestern in der Generalprobe korrigierte Regisseur Marc von Reth noch letzte Abläufe. Heute ist Premiere, am Sonntag und am zweiten Adventswochenende gibt es weitere öffentliche Vorstellungen, und von Dienstag bis Freitag wird an jedem Vormittag für Schulklassen und Kindergartengruppen gespielt.

41 Kinder und Jugendliche stehen in 44 verschiedenen Rollen - und ebenso vielen fantasievollen Kostümen - auf der Bühne des Erholungshauses, die sich während der Vorstellung mehrmals dreht. Jede Seite haben Haustechniker und ehrenamtliche Kulissenbauer der Kasinogesellschaft mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Und wenn die Bewohner der Unterwasserwelt durch ein Meer von 20.000 grünen und blauen Plastikbällen waten, verursacht dies ein gewisses Dauerrauschen. Mit Hilfe der Drehbühne lässt sich die Handlung ganz schnell in unterschiedliche Welten schwenken.

In die Meerestiefe mit faszinierenden Tieren und schwebenden beleuchteten Regenschirmen. Da geht es allerdings nicht nur friedlich zu, wie der Rückblick in vergangene Zeiten zeigt. In tückischen Nischen leben Riesenkraken-Ungeheuer und eine Hexe, die Neptun und seiner Familie Böses wollen. Der Schwenk ins Trockene zeigt eine technisierte Welt der Menschen, der man als Flossenwesen besser nicht zu nahe kommen sollte, weil man sonst in der Fischfabrik leicht in einer Konservendose landet. Nur nicht auf die verlockenden Köder der Angler oben am Kai-Geländer reinfallen. Aber genau dahin zieht es unsere Nixe mit den widerspenstigen rot gesträhnten Haaren.

Wie die Geschichte in Andersens Originalmärchen ausgeht, dürfte bekannt sein. Wer einmal menschliche Gestalt angenommen hat, kann nicht wieder zurück in die Nixen-Familie. Walt Disneys Filmadaption "Arielle" dagegen schließt mit einem Happy End. Marc von Reth hatte für dieses Stück einen eher offnen Schluss geschrieben. Doch da gab es Protest unter den jungen Schauspielern, die sich aber zunächst nicht auf eine der nun drei möglichen Varianten einigen konnten. An den Intensiv-Probentagen in den Herbstferien probierten einige Mitspieler noch eine weitere Variante. Schließlich verständigte man sich darauf, dass die Zuschauer im Saal entscheiden sollen.

Kurz vor dem Ende werden beide Möglichkeiten vorgestellt: lieber so melancholisch wie das Original-Märchen oder doch ein Happy End à la Hollywood mit Hochzeit? Die Mehrheit entscheidet, bevor weitergespielt wird. Die Schauspielertruppe hat jedenfalls beide Varianten einstudiert und kann in insgesamt acht Vorstellungen hoffentlich auch beide wenigstens einmal vor Publikum spielen.

(mkl)
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