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Leverkusen Was macht eigentlich ein Ameisenwart?

Leverkusen · Hans-Georg Ganss ist Leverkusens einziger Ameisenwart. Der Naturfreund hat inzwischen 80 Ameisenhügel im Stadtgebiet fotografiert und per GPS gekennzeichnet. Gestern stellte der Fachmann seine Arbeit der Öffentlichkeit vor.

 Als Ameisenwart weiß Ganss genau, wo die eindrucksvollsten Ameisenhügel zu finden sind.

Als Ameisenwart weiß Ganss genau, wo die eindrucksvollsten Ameisenhügel zu finden sind.

Foto: Ralph Matzerath

Alle Umstehenden trampeln unruhig von einem Fuß auf den anderen, von Zeit zu Zeit wischen sie einzelne Waldameisen, denen das Hochkrabbeln gelungen ist, von Strümpfen und Hosenbeinen. Nur Hans-Georg Ganss steht ruhig und lässt sich von den fleißigen Tierchen nicht beirren. "Gummistiefel mögen sie nicht", erklärt er, dass er als einziger verschont bleibt. Ganss kennt sich bestens aus mit den kleinen Waldbewohnern, die hier an der Quettinger Seite des Bürgerbuschs besonders viele und einige stattliche Hügel gebaut haben. Er ist ehrenamtlicher Landschaftswart und hat als "Ameisenwart" den kompletten Leverkusener Bestand der geschützten Kleinen Roten Waldameise kartiert.

Damit ist die Stadt Vorreiter auf diesem Gebiet. 80 solcher Ameisenhügel hat Ganss fotografiert und die GPS-Daten erfasst. Am dichtesten ist die Besiedlung im Bürgerbusch mit 50 Nestern. Außerdem findet man sie im Wildpark und auf dem Friedhof Reuschenberg, in Horkenbach und im Scherfenbrand.

Von den rund 110 in Deutschland lebenden Ameisenarten bauen etwa sechs Arten Hügel wie die in Leverkusen heimische Kleine Rote Waldameise. Fast zwei Meter hoch ist der, den Hans-Georg Ganss zur Besichtigung ausgewählt hat. Zwei bis drei Millionen Einwohner leben darin, schätzt er. Der sichtbare Erdhaufen über dem Boden ist nur ein Teil des Staates, der unterirdisch noch größer sein kann. Deswegen muss der Schutzradius größer sein. Müsste der Baum neben dem Hügel wegen Erkrankung gefällt werden, dann sollte zum Schutz der Ameisen die Säge nicht unter einem Meter Stammhöhe angesetzt werden, erklärt Ganss. Sonst würde möglicherweise das Reich der Königin zerstört. Für alle Maßnahmen der Waldbewirtschaftung wie Fällung, Pflanzung oder Wegebau ist die Ameisenkarte von besonderem Wert, erklärt Jürgen Kossler vom Fachbereich Umwelt den Nutzen der Kartierung. Bei der Planung ist sie ist eine praktische Arbeitshilfe, um die Sicherung des Bestandes zu garantieren. Die Kleine Rote Waldameise ist nützlich, weil sie Schädlinge wie den Borkenkäfer vertilgt. Damit hat sie eine wichtige ökologische Funktion. Sie lebt in Nadel-, Laub- und Mischwald. Nester in dichten, schattigen Fichtenbeständen werden besonders hoch. Im Zentrum des Baus wird eine Temperatur zwischen 22 und 30 Grad Celsius gehalten, sagt Kossler. Bei Bedarf lassen sich die einzelnen Tierchen in der Sonne aufheizen und transportieren Wärme mit ihren Körpern in die Tiefe. Wird ein Staat mit mehreren Königinnen zu groß, siedelt ein Teil in einem neuen Hügel. Im Bürgerbusch scheint das schon mehrfach geschehen zu sein. Ganss gehört seit 1986 der Landschaftswacht Leverkusen an und kümmert sich seit über vier Jahren um die Waldameisen, kontrolliert die Standorte, hält sie bei Bedarf frei von Pflanzen und informiert Grundstückseigentümer. Dank seiner Fürsorge gibt es in Leverkusen deutlich mehr Ameisenvölker als vor Jahren. Bisher ist er einziger Ameisenwart, aber er sucht einen ehrenamtlichen Unterstützer, der seine Nachfolge antreten könnte.

(mkl)
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