Leverkusen Wer hilft, wenn Frauen ihre Männer schlagen?

Leverkusen · Der Sozialdienst katholischer Männer bietet Hilfe an. Er geht von einer erheblichen Dunkelziffer betroffener Männer auch in Leverkusen aus.

Es gibt en Thema, über das Männer noch nicht einmal mit ihrem besten Freund reden: Wenn sie von ihren eigenen Frauen geschlagen werden: Das weiß Michael Zeihen vom Sozialdienst katholischer Männer (SKM) Leverkusen: "Es gibt wohl kein Thema, das so mit einem sp großen Tabu behaftet ist, wie Gewalt von Frauen gegenüber Männern. Deshalb muss man von einer großen Dunkelziffer ausgehen", sagt Zeihen. Denn im Gegensatz zu Einsätzen bei häuslicher Gewalt, wenn Frauen betroffen sind, wird über betroffene Männer bei der für Leverkusen zuständigen Polizei Köln bislang keine Statistik geführt. Und es gibt auch keinen Automatismus der Hilfeleistung, wie er etwa bei Frauen mittlerweile greift. "Wir würden uns wünschen, dass uns die Polizei bei solchen Einsätzen über betroffene Männer informiert, so wie sie es bei Frauen in Zusammenarbeit mit der Frauenberatungsstelle tut", sagt Zeihen.

Nach Informationen der Polizei Köln geschieht dies in der Domstadt. Polizeisprecher André Faßbender sagte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass der dortige Sozialdienst katholischer Männer regelmäßig über häusliche Gewalttaten gegenüber Männern informiert werde. Dies komme zwar seht selten vor, allerdings halte auch er eine Dunkelziffer für möglich, sagte der Polizeisprecher. Übrigens gebe es auch Hilferufe aus gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, fügte der Polizist hinzu.

Übrigens kann nach dem noch relativ neuen Gesetz zur häuslichen Gewalt das zehntägige Rückkehrverbot in die gemeinsame Wohnung nicht nur für Männer, sondern gleichermaßen für Frauen ausgesprochen werden: Das betont Michael Nikodem vom allgemeinen sozialen Dienst der Justiz im Amtsgericht Opladen. Allerdings sei ihm noch kein solcher Fall bekannt geworden, räumt er ein. Es sei für die Polizei vor Ort oft schwer zu unterscheiden, ob die Frau aus Notwehr schlage oder sogar die Aggression von ihr ausgegangen sei. In der Regel werde angenommen, dass sich die Frau als schwächere lediglich gegen den M;ann gewehrt habe.

Das erfährt auch Michael Zeihen immer wieder, wenn sich von Frauen drangsalierte Männer tatsächlich im Gespräch ihm gegenüber öffnen: "Die Männer fühlen sich von der Polizei nicht ernst genommen, wenn sie sagen, sie würden von ihren Frauen geschlagen", stellt der Mitarbeiter des katholischen Sozialdienstes für Männer fest.

Unter den wenigen Fällen, die sich ihm gegenüber geäußert hätten, sei sogar ein Boxer gewesen: "Doch wie soll der begreiflich machen, dass er sich von seiner Frau schlagen lässt?", fragt Zeihen rhetorisch. Hinzu komme oft eine verbale Gewalt, die über psychischen Druck auf die Männer ausgeübt werde: "Der klassische Fall ist, dass die Frau die Kinder als Druckmittel benutzt und dem Mann androht, er werde seine Kinder nicht mehr sehen,", berichtet Zeihen. Psychische Gewalt gegenüber Männern sei auchoftmals der Vorwurf, "ein Schlappschwanz" zu sein. Und genau da beginne der Teufelskreis: "Da ist die Schamgrenze entsprechend hoch, sich Hilfe zu holen", verdeutlicht Zeihen.

Neben der Forderung an die Polizei, die Augen auch für häusliche Gewaltdelikte an Männern zu öffnen und dem SKM weiterzumelden, hat Zeihen ein weiteres Anliegen: So wie es ein Frauenhaus in Leverkusen gebe, so werde auch eine Männerwohnung benötigt. Denn es sei eine zusätzliche Entwürdigung für Männer, gegen die aus welchen Gründen auch immer ein Rückkehrverbot ausgesprochen worden sei, dann auch noch zu den Obdachlosen in die Notunterkunft zu müssen. Denn nicht jeder Mann habe Freunde oder Verwandte, die ihn in einem solchen Fall aufnähmen, weiß der Sozialerater.

(RP)
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