Leverkusen Wurde Wasser von Friedhof abgezweigt?

Leverkusen · In Quettingen kam es wohl zu einem dreisten Diebstahl: Die Täter sollen einen Schlauch vom angrenzenden Grundstück zu einer Wasser-Entnahmestelle des Friedhofs gelegt haben. Die Kirchengemeinde verzichtete vorerst auf eine Anzeige.

 Von dieser Wasser-Entnahmestelle auf dem Quettinger Friedhof soll eine Familie Wasser abgezweigt haben, um ihr Wasser-Bassin im angrenzenden Garten zu befüllen.

Von dieser Wasser-Entnahmestelle auf dem Quettinger Friedhof soll eine Familie Wasser abgezweigt haben, um ihr Wasser-Bassin im angrenzenden Garten zu befüllen.

Foto: Uwe Miserius

Das Unrechtsbewusstsein einer in Quettingen lebenden Familie tendiert allem Anschein nach gegen Null. Anders ist die Entdeckung einer Dame bei einem Grabbesuch auf dem Quettinger Friedhof der katholischen Kirchengemeinde nicht zu erklären, die der Kirchenvorstand nun publik macht. In den Abendstunden soll der Dame an der Wasser-Entnahmestelle an einem Nebeneingang aufgefallen sein, dass an den aufgedrehten Wasserhahn ein Schlauch angeschlossen war.

Die Besucherin verfolgte nach eigenen Angaben den Weg des Schlauchs, durch einen Gartenzaun mitten in ein im Garten eines Nachbargrundstücks fest installiertes Wasser-Bassin. Die Dame soll dann den Schlauch entfernt und zugedreht haben. "Am nächsten Morgen haben wir die Wasserdiebe konfrontiert und sind dabei auf Unverständnis gestoßen", sagt Bernhard Geuß, stellvertretender Kirchenvorstand der Gemeinde St. Marien, der von der geschockten Dame direkt informiert wurde.

Die Gemeinde verfasste eine schriftliche Verwarnung an die vermeintlichen Täter, die persönlich zugestellt wurde, und stellte unmissverständlich klar, dass es bei einem Wiederholungsfall zu zwei Anzeigen kommen würde: Diebstahl und Störung der Totenruhe. "Der Friedhof ist ein Ort der Würde. Solch ein Vorgehen ist absolut pietätlos", sagt Geuß. Dass es in diesem Fall noch zu keiner Anzeige kam, lag auch daran, dass die Beweisführung laut Geuß schwierig war. Es gab zwar eine verlässliche Zeugenaussage, aber kein Foto.

"Durch das Abtrennen des Schlauchs waren die Täter ja auch vorgewarnt. Sie hätten das Wasser ablassen können. Wir wussten somit auch nicht, ob 100 Liter oder 1000 Kubikliter gestohlen wurden", erklärt Geuß. Nicht jede Entnahmestelle auf dem Friedhof habe einen separaten Wasserzähler. "Ich hoffe, das war jetzt ein Warnschuss und hat auch die Friedhofsgäste sensibilisiert, die Augen offen zu halten", sagt Geuß.

Bei einem Wiederholungsfall ist neben der Anzeige angedacht, eine Sperre in die Wasserzufuhr einzubauen, die der Hausmeister nach Dienstschluss mit einem Vorhängeschloss sichern könnte. "Es gibt jede Menge Leute auf dem Quettinger Friedhof, die materiell nicht sehr gut aufgestellt sind", sagt Geuß. "Von den Gebühren müssen wir im Umlageverfahren die Toiletten, die Kapelle, die Wege, die Hecken pflegen. Das Geld ist nicht dazu da, das Wasser-Bassin eines Nachbarn zu füllen."

Das betreffende Haus gehört zu einer Reihe von Häusern, die nach den beiden Erweiterungen des Friedhofs in den vergangenen Jahrzehnten direkt an die Begräbnisstätte grenzen. In den Gartenzäunen befinden sich teilweise Türen zum Friedhof. Es gibt auch ein langjähriges Abkommen, dass die Türen offen stehen. Unter anderem damit die Friedhofsgärtner die Hecke der Gemeinde auch von den Privatgrundstücken aus trimmen können. Das soll nach Wunsch der Kirchengemeinde auch so bleiben. "Ich möchte nicht, dass pauschal alle Nachbarn kriminalisiert werden", sagt Geuß und lebt Vergebung vor: "Wir wollen auch mit den Menschen, die uns bestohlen haben, in guter Nachbarschaft leben."

(RP)
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