Meerbusch 50 Jahre Betlehemkirche

Meerbusch · Das Jubiläum ihres zeltartigen Gotteshauses feiert die evangelische Kirchengemeinde Büderich von heute an mit Lichtinstallationen, Konzert, Ausstellung, Musical und einem großen Fest

 Kurz nach der Fertigstellung 1965 weideten Schafe vor der Betlehemkirche.

Kurz nach der Fertigstellung 1965 weideten Schafe vor der Betlehemkirche.

Foto: Stadtarchiv

Ob die Geschichte, wie die Betlehemkirche zu ihrem Namen kam, so stimmt, das weiß Pfarrer Wilfried Pahlke auch nicht genau. Sicher aber ist: Die Geschichte ist so schön, dass sie in Büderich längst zur Legende geworden ist.

Sie geht so: Als der Strom der Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg auch Büderich erreichte, stieg die Zahl der Gottesdienstbesucher im damaligen evangelischen Gemeindezentrum an der Düsseldorfer Straße, dem heutigen Autohaus Deniz, immer stärker an. "Dort war es immer so eng, dass es ,Der Stall von Betlehem' genannt wurde", berichtet Pahlke. Und als dann ein Neubau schräg gegenüber geplant wurde, lag auch schnell der Namensvorschlag auf dem Tisch: Betlehemkirche!

Für die Vielzahl der Evangelischen damals reichte ein Neubau aber nicht aus: Nur wenige Monate bevor die Betlehemkirche fertiggestellt wurde, wurde Ende 1964 bereits im Süden Büderichs, in den neu entstandenen Wohngebieten die Christuskirche eingeweiht. "Man muss heute fast sagen: Gott sei Dank, dass damals nicht auch noch eine geplante Kapelle im Meererbusch verwirklicht wurde", sagt Pahlke.

Wenn die Herde der Gläubigen in die neu gebaute Betlehemkirche strömte, säumten weidende Schafe ihren Weg. Die weiß gestrichene Betlehemkirche mit dem ausdrucksstarken Faltdach zog die Blicke auf sich. Der Düsseldorfer Architekt Rainer Herbeck hatte den zeltartigen Sakralbau und das dazu gehörende Gemeindezentrum mit Pfarrhaus und Kindergarten entworfen.

Die stark geometrische Konstruktion wirkt auch nach 50 Jahren noch modern. "Die beiden evangelischen Kirchen in Büderich spiegeln die beiden Richtungen unserer Religion wider", sagt Pahlke. Auf der einen Seite die Christuskirche, die typisch lutherisch ist. Viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien in den Westen flüchteten und in Büderich landeten, waren lutherisch geprägt. "Auf der anderen Seite die Betlehemkirche, die der reformierten Tradition entsprechend bei der Einweihung nicht mal ein Kreuz im Kirchenraum hatte - und keine Kerzen." Nur einen Tisch und darauf die Bibel. "Selbst ein Taufbecken suchte man vergebens. Bei Bedarf wurde einfach eine Taufschale auf den Altar gestellt", berichtet Pahlke. Nichts sollte von der Predigt, vom Wort Gottes ablenken. Bibel und Kanzel, das eigentliche Zentrum der Kirche.

Rund 4500 Gläubige umfasst die Gemeinde heute, die Pahlke gemeinsam mit Pfarrer Christian Dierlich betreut. Seit Samstag weist eine feurige Fahne der Krefelder Künstlerin Matré am Kirchturm auf das Jubiläum ihres Gotteshauses hin, das von heute an bis einschließlich Sonntag vielfältig gefeiert wird - mit einer Ausstellung von Schülern der Kunstakademie Düsseldorf, aber auch Künstlern aus Meerbusch und der Region. Mit Musical, Konzert, Lichtinstallationen. Und natürlich, am Sonntag, mit einem Festgottesdienst und anschließendem Gemeindefest. Während der Festtage ist die Bethlehemkirche täglich ab 10 Uhr geöffnet.

Wer die 1964 entstandenen hölzernen Eingangstüren zur Kirche aufstößt, wird von einem von Licht durchfluteten Kirchraum empfangen, in dem sich die strenge Architektur fortsetzt: weiße Wände, schwarze Bestuhlung, dazu das kühle, durch die großen Glasscheiben blau gefärbte Licht. Entsprechend stehen die Festtage unter dem Motto "und ein Licht auf meinem Weg" (Psalm 119, 105).

Am einleuchtendsten wird das Motto wohl morgen Abend zu erleben sein, wenn Künstler Ulli Berger draußen vor der Kirche eine Lichtinstallation zum Mitmachen anbietet. Aber auch Kantor Ingo Hoesch hat das musikalische Programm aufs Motto abgestimmt. Da ist beim Festkonzert ("Lichte Klänge") unter anderem Brahms' "Warum ist das Licht gegeben" zu hören. Und das einstudierte Kindermusical "Bartimäus" befasst sich mit der Heilung des Blinden.

"Licht-Bilder" hat Isabelle von Rundstedt die von ihr konzipierte Ausstellung genannt, die heute Abend um 19.30 Uhr eröffnet wird. Sie bat 25 Künstler, ihre Interpretation zur Verfügung zu stellen. "Heraus kam das ganze Spektrum der Lichtskala", schreibt sie im 40-seitigen Ausstellungskatalog. "Oliver Blumek hat in seinen Fotografien das erste Licht im Dunkel, mit all seiner Kraft und der fern schimmernden Verheißung auf Veränderung eingefangen." Und Marlis Blauth lasse das Licht abstrakt wie durch Nebel leuchten und nur die Umrisse des Dargestellten erahnen. Fotografien, Objekte, Malerei - in verschiedenen Gattungen nähern sich die Künstler in der Schau dem Licht.

Was es Schönes zu vollbringen vermag, können die Festgäste auch kosten: 250 Weinflaschen "Stern von Betlehem" vom Weingut der Salesianer werden anlässlich des Jubiläums im Café "Leib und Seele" verkauft. Und wer den Blick in die Vergangenheit werfen mag, ist im großen Gemeindesaal richtig: Dort sind Bilder aus der 50-jährigen Geschichte der Bethlehemkirche zu sehen. Martin Röse

(RP)
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