Meerbusch Bus lässt 16-Jährige im Dunkeln stehen

Meerbusch · Weil alle Plätze besetzt waren, hat eine Busfahrerin der Linie 832 sich geweigert, eine 16-Jährige an der Strümper Kirche nach Anbruch der Dunkelheit mitzunehmen. Der entsetzte Vater wendete sich an die Stadt. Die entschuldigt sich nun.

Der 16-Jährigen blieb nichts anderes übrig, als dem vollen Bus der Linie 832 hinterher zu schauen. Die Busfahrerin weigerte sich, das Mädchen mitzunehmen, bestellte aber auch kein Taxi für sie.

Der 16-Jährigen blieb nichts anderes übrig, als dem vollen Bus der Linie 832 hinterher zu schauen. Die Busfahrerin weigerte sich, das Mädchen mitzunehmen, bestellte aber auch kein Taxi für sie.

Foto: Christoph Reichwein

Martin Becker* ist verärgert: Weil bereits alle Plätze in ihrem Bus besetzt waren, hat eine Fahrerin der Linie 832 sich geweigert, seine 16-jährige Tochter Sarah* von der Haltestelle an der Strümper Kirche mitzunehmen. Stattdessen sollte das Mädchen in der Dunkelheit auf den nächsten Bus warten. Martin Becker holte seine Tochter dann aber lieber selbst mit dem Auto ab. In einem Brief an Bürgermeistern Angelika Mielke-Westerlage hat er sich nun über das Verhalten der Fahrerin beschwert. Die Stadt entschuldigt sich.

"Ich kann ja verstehen, dass die Fahrerin ihre Lizenz nicht verlieren will. Aber man kann doch kein 16-jähriges Mädchen alleine in der Dunkelheit stehenlassen. Da kann so viel passieren", sagt Becker. Vor allem, da sich das Geschehen auch noch an einem Sonntagabend ereignet habe und der nächste Bus erst in einer Stunde gekommen wäre. "Man muss in solchen Fällen Ersatzbusse einsetzen, wenn kein Platz mehr in den richtigen Bussen ist. Oder die Fahrerin hätte meiner Tochter ein Taxi rufen müssen, aber statt ihr einen richtigen Tipp zu geben, ist sie einfach weitergefahren", kritisiert er weiter. Man müsse sich als Eltern darauf verlassen können, dass die Kinder sicher befördert werden. Schließlich bezahle auch die Stadt entsprechende Summen an die Rheinbahn, damit die Mobilität der Bürger gewährleistet sei, heißt es deshalb auch in dem Schreiben des Familienvaters an die Bürgermeisterin.

Diese ließ über ihr Büro mitteilen, dass sie den Vorfall außerordentlich bedauert: Die Stadt Meerbusch als Auftraggeber für den ÖPNV sei ständig bemüht, diesen in engem Kontakt mit der Rheinbahn positiv für die Fahrgäste zu gestalten, heißt es in dem Antwortschreiben an Familie Becker. Im Fall von Sarah sei es so gewesen, dass in Randzeiten, wie eben einem Sonntagabend aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen kleinere Fahrzeuge auf den Buslinien eingesetzt würden. Seien darin alle Plätze besetzt, könnten - im Gegensatz zu den großen Bussen, in denen es auch zahlreiche Stehplätze gibt -, keine weiteren Passagiere mehr aufgenommen werden.

Dennoch habe die Fahrerin versäumt, die Leitstelle der Rheinbahn über die Kapazitätsprobleme in Kenntnis zu setzen. Der Vorfall sei aber inzwischen intern besprochen worden, das Vorgehen werde sich in Zukunft ändern. So dürften sich Fahrgäste wie Sarah künftig ein Taxi rufen, wenn sie keinen Platz mehr im Bus bekommen. Die Kosten würde dann die Rheinbahn aus Kulanz erstatten, obwohl ein Anspruch auf Ersatzleistungen bei überfüllten Fahrzeugen nicht bestehe.

Martin Becker besänftigt das aber nicht: "Ich bin sehr enttäuscht von dem Schreiben der Stadt. Offenbar ist den Verantwortlichen dort gar nicht klar, was es heißt, ein Kind im Dunkeln stehenzulassen", sagt der Vater. Das einzig richtige Verhalten eines Busfahrers könne in Zukunft nur darin bestehen, dem wartenden Kind persönlich ein Taxi zu bestellen und danach zu warten, bis es sicher in der Obhut des Fahrers ist.

* Name von Redaktion geändert

(RP)
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