Interview: Das Wochenende Ein Fotograf geht auf Entdeckungsreise

Meerbusch · Der 15-jährige Osterather Andreas Blauth fotografiert aus Leidenschaft. In der Apsis der Evangelischen Kirche Osterath werden ab Sonntag einige seiner Einblicke in die Natur ausgestellt

 Mit seiner Kamera hat Andreas Blauth viele Augenblicke aus der Natur eingefangen. Einige dieser Momentaufnahmen stellt er in Osterath aus.

Mit seiner Kamera hat Andreas Blauth viele Augenblicke aus der Natur eingefangen. Einige dieser Momentaufnahmen stellt er in Osterath aus.

Foto: Ulli Dackweiler

Die Lachmöwe mit roten Füßen und Schnabel ist in gewisser Weise nur Beiwerk. Denn der Untergrund, auf dem der Vogel am Ostsee-Ufer entlangläuft, interessiert Andreas Blauth weitaus mehr: "Der Strand wirkt nur auf den ersten Blick wie eine einheitliche Fläche. Wer genau hinsieht, kann die winzigen Teilchen zerkleinerter Muscheln sehen." Derartige Details erkennt Andreas, der gestern 15 Jahre alt geworden ist, mit dem bloßen Auge. Erst dann kommen diese Motive vor die Kameralinse: "Ich möchte die Welt anders zeigen, als sie zunächst erscheint." Mit dem Fotoapparat geht er auf Entdeckungsreise - für sich selbst und auch für den Betrachter. Eine Auswahl der auf diese Weise entstandenen Fotos ist jetzt - angegliedert an die Reihe "Kunst in der Apsis" - unter dem Titel "Naturbilder" im Gemeinderaum der Evangelischen Kirche Osterath zu sehen.

13 Aufnahmen zeigen, was sich der junge Fotograf unter "kompositorischem Ausloten des Sichtbaren" vorstellt. Er macht die Biene auf einer leuchtendgelben Blüte zum Star und fängt den Augenblick ein, in dem sich ein zarter Schmetterling auf eine Blume in Szene setzt. Nicht immer hat der Waldorf-Schüler die Kamera dabei. Deshalb ist es für ihn ein Glücksfall, wenn der Strauch im heimischen Garten in Osterath voller Marienkäfer sitzt. Kamera und Stativ sind dann ganz in der Nähe und zum Glück hatten es die Käfer nicht eilig: "Sie saßen ganz ruhig auf den Ästen." Deutlich sind auf der Fotografie die leuchtendroten Körper mit den schwarzen Punkten zu erkennen und fast gläsern wirkt die Johannisbeere, die Andreas gegen das Sonnenlicht aufgenommen hat: "Gegenlicht bringt manchmal tolle Effekte." Mit feinen Blattstrukturen, glitzernden Wassertropfen, Detailansichten von Insekten, raffinierten Blütenformen oder aquarellhaften Wolkenformationen weist der Fotograf auf die Lebendigkeit des Sehens hin. Das ganz genaue Hinsehen erlaubt ein Makro-Objektiv, das aus kleinen Details große Bilder macht. Erste von Andreas aufgenommene Fotos wurden gedruckt, als er gerade neun Jahre alt war.

Niemand vermutete, dass der Bild-Autor ein Kind ist. Anerkennung gab es schon häufig, aber damit gibt sich Andreas nicht zufrieden. Er arbeitet weiter an sich und seinen Aufnahmen. Und auch an der Technik. Die erste Digitalkamera probierte er mit acht Jahren aus und Weihnachten 2010 gab's dann eine Spiegelreflexkamera: "Seitdem macht es noch mehr Spaß." 50 000 Aufnahmen umfasst das Archiv, darunter Bilder von Lost Places, Landschaften, der Natur und auch von architektonischen Bauwerken. Das Fotografieren ist für den jungen Mann ein zeitaufwendiges Hobby. Trotzdem bleibt ihm Zeit, ab und zu Fußball oder Geige zu spielen. Auch das Zeichnen macht ihm Freude. Spezielle Motive bevorzugt er nicht, aber die Kirchenarchitektur hat es ihm angetan. Sie spielt auch beim Umgang mit der Kamera eine Rolle - wie Aufnahmen der Stadtkirche Wittenberg oder des Doms in Fulda beweisen. Heute ist Andreas in Hildesheim auf Motivsuche. Ob er die Leidenschaft fürs Fotografieren auch in sein Berufsleben einbinden wird, weiß der Neuntklässler noch nicht: "Vielleicht studiere ich Design."

Die Vernissage ist am Sonntag, 11.15 Uhr. Die Öffnungszeiten bis 7. September sind Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 02159 50442.

(RP)
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