Meerbusch Meerbusch bekommt zweites Hospizzimmer

Meerbusch · Erstmals gibt es jetzt im Stadtteil Büderich ein Palliativbett — im Johanniter-Stift. Der Hospizverein Meerbusch ermöglicht so Schwerstkranken ein Abschiednehmen in gewohnter Umgebung

Die Herbstsonne scheint durch die Terrassentür ins Zimmer, golden gefärbt vom Herbstlaub. Das Licht wandert über eine türkisfarbene Chaiselounge, vorbei an einem Landschaftsbild der Ratinger Malerin Inge-Marion Keller, das an der fliederfarben gestrichenen Wand hängt. Dann erreichen die Sonnenstrahlen das Bett mit türkisfarbener Bettwäsche mit Blumenmotiven. Dieses Bett steht dort, damit unheilbar kranke Menschen in ihm die letzten Tage und Stunden ihres Lebens verbringen können.

Wenn die Kraft zu Ende geht, möchte wohl jeder in Geborgenheit in den eigenen vier Wänden die letzten Tage verbringen. Um die Angehörigen zu entlasten, kümmern sich seit vielen Jahren die Ehrenamtlichen der Hospizbewegung Meerbusch stundenweise um Zuwendung und Trost, begleiten die Sterbenden und auch ihre Familien. Und wenn es zu Hause nicht mehr möglich ist? "Die Idee, ein eigenes Hospiz für Meerbusch zu gründen, ist leider an den hohen Kosten gescheitert", berichtet Wolfgang Stoffel, Vize-Vorsitzender der Hospizbewegung Meerbusch. Seither hat der gemeinnützige Verein auf ein anderes Ziel hingearbeitet: einzelne Hospiz-Zimmer in Meerbusch, in denen die Bewohner von speziell ausgebildeten Palliativ-Pflegekräften umsorgt werden. Auch sieben der rund 40 Hausärzte in Meerbusch sind bei der Betreuung mit im Boot - ebenso die Seelsorger der Kirchen.

Nachdem im Juni das erste Hospiz-Zimmer im Osterather Seniorenheim Hildegundis von Meer eingerichtet wurde, steht jetzt das zweite im Büdericher Johanniter-Stift zur Verfügung. "Wir haben dafür ein Bett aus unserer ambulanten Pflege herausgenommen", berichtet Einrichtungsleiter Detlef Wacker. Der Hospizverein Meerbusch finanzierte die Ausstattung und die Kosten für eine halbe zusätzliche Pflegestelle.

Das Palliativzimmer ist für Meerbuscher, die nicht Bewohner des Heims sind, sondern noch in den eigenen vier Wänden wohnen. "Der Patient bleibt in seinem gewohnten Wohnumfeld", erklärt Stoffel den großen Pluspunkt. Freunde, Nachbarn und Familie sind direkt in der Nähe. Die Ehrenamtlichen der Hospizbewegung werden zudem zuhören und trösten, gemeinsam Musik hören und sich erinnern, so wie es ihr Bild vom würdevollen Sterben verlangt. "Eigentlich war zunächst ein anderes Zimmer vorgesehen", berichtet Gudrun Fuß, Geschäftsführerin der Hospizbewegung Meerbusch. "Aber dann haben wir uns für dieses entschieden, weil es auch eine Terrasse hat." Draußen stehen ein Tisch und zwei Stühle im Herbstlicht.

Die Bewohner können auch eigene Bilder aufhängen, entsprechende Schienen wurden bereits installiert. Und die Chaiselongue verfügt über einen Bettkasten, damit der Ehe- oder Lebenspartner sich auch einmal hinlegen kann. Wacker sagt: "Wir können aber auch ein Bett in einem Nachbarzimmer anbieten."

(mrö)
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