Meerbusch So heißen die neuen Straßen in Osterath

Meerbusch · Nach langer Diskussion um die Neubenennung der Straßen am Ostara-Betriebsgelände wird der Hauptausschuss auf seiner nächsten Sitzung einen Beschlussvorschlag vorlegen. Die Keramikstraße ist nicht mehr dabei

 Das alte Ostara-Betriebsgelände soll zu einem Wohnviertel umgebaut werden. Die neuen Straßennamen erinnern an die lange Tradition des Industriegebietes und an prägende Persönlichkeiten.

Das alte Ostara-Betriebsgelände soll zu einem Wohnviertel umgebaut werden. Die neuen Straßennamen erinnern an die lange Tradition des Industriegebietes und an prägende Persönlichkeiten.

Foto: Repro. Ulli Dackweiler

Jahrzehntelang wurden auf dem Ostara-Betriebsgelände Keramik und Fliesen produziert. Für die Osterather ist die alte Fertigungsstätte, die rund 114 Jahre in Betrieb war, ein historisches Industriedenkmal, an das auch zukünftige Generationen erinnert werden sollen. Auf dem Gelände sollen 200 neue Wohnungen und ein Supermarkt entstehen. Die sieben Straßen, die durch das Gebiet führen, sollen an die lange Tradition des Standortes erinnern. Doch bei den Vorschlägen für die Straßennamen, die von ehemaligen Ostara-Mitarbeitern und teilweise vom Verein "Pro Osterath" gemacht wurden", gab es bereits im Mai Diskussionen und Skepsis im Ausschuss. Wichtigstes Anliegen der Politik: die Namen dürfen keine Verbindung zur Nazi-Vergangenheit haben.

Folgende Namen haben es in den Beschlussvorschlag des Ausschusses für die Sitzung am 14. November geschafft: Die "Hölssig-Straße" ist dem Schwiegersohn und Nachfolger von Jakob Faulhaber gewidmet, der letzte Geschäftsführer des Familienunternehmens. Er soll die Firma nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und zu einem führenden Unternehmen gemacht haben. Sein Name ist sogar für zwei der insgesamt sieben Planstraßen vorgesehen. Die "Matthias-Grathes-Straße" gedenkt den Anfängen von Ostara im Jahre 1888, als der Unternehmer Grathes mit dem kleinen Ziegelbetrieb den Grundstein für die Industrialisierung Osteraths legte. Die "Tonstraße" ist keiner Person gewidmet, sondern bezieht sich auf den Ausgangsstoff zur Herstellung der Ostara-Produkte. Auch die "Werkstraße" soll an das Industriemonument selbst erinnern, das mehr als ein Jahrhundert überdauerte und in den Hochzeiten mehr als 800 Mitarbeiter beschäftigte. Die "Mosaikstraße" erinnert an das Keramische Mosaik, das in der Nachkriegszeit, während des wirtschaftlichen Aufschwungs, ein typisches Osterather Produkt war. Die letzte zu benennende Planstraße ist die "Marie-Curie-Straße", zu Ehren der Physikerin, die gemeinsam mit ihrem Mann 1898 die radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckt und dafür den Nobelpreis für Chemie im Jahr 1911 erhalten hat. Viele dieser Namen fanden sich auch in den Vorschlägen der Bürgervereine und Ostara-Mitarbeiter wieder, allerdings gab es auch Abstriche: Insbesondere das Fehlen einer "Jakob-Faulhaber-Straße" fällt auf.

In der Ausschusssitzung im Mai gab es Bedenken, ob einige der aufgelisteten Personen möglicherweise mit dem Nazi-Regime zu tun hatten. "Man weiß gar nicht so genau, was in der Zeit von 1933 bis 1945 eigentlich rund um das Werk passiert ist und welche Rolle die Personen spielten", meinte Grünen-Fraktionsvorsitzender Jürgen Peters. Auch Thomas Gabernig von der FDP hatte Zweifel.

Ob alle anderen Namen tatsächlich auf den Straßenschildern erscheinen werden, bleibt abzuwarten. Sicher ist, eine "Fliesenstraße" oder eine "Keramikstraße" wird es nicht geben — diese Vorschläge stehen gar nicht erst zur Diskussion. Das könnte für Missverständnisse sorgen. "Wenn man in einem Bauhaus nach Keramik sucht, landet man in der Sanitärabteilung", so Peters zuletzt auf der Sitzung im Mai.

(RP)
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