Mönchengladbach Die vielen Gesichter der Auferstehung

Mönchengladbach · In einem Buch denkt Propst Dr. Albert Damblon über Ostern nach. Darin hat er 20 seiner Osterpredigten aus 40 Jahren aufgeschrieben. Der 66-jährige Autor hat spannende Geschichten aus dem Alltag der Menschen aufgespürt.

 Dr. Albert Damblon liest aus seinem Osterbuch.

Dr. Albert Damblon liest aus seinem Osterbuch.

Foto: Ilgner

Bäume und Blumen stehen in voller Blüte, die Sonne verwöhnt die Menschen. Spielplätze sind von weitem am hellen Kinderlachen zu orten, alte Frauen schieben ihre Rollatoren über die Parkwege und lächeln dabei glücklich. Es ist Ostern, das Fest der Auferstehung. Das Fest, an dem das Leben immer wieder neu beginnt - auch dann, wenn man auf dem Lebensweg Tiefpunkte erlebt, die einem die Lebenskraft rauben. Auferstehung bedeutet eben nicht nur das Leben nach dem Tod, sondern auch das Leben nach einer Krise. Der ehemalige Regionaldekan Propst Dr. Albert Damblon hat darüber ein so unterhaltsames wie nachdenklich stimmendes Buch geschrieben. In "Zwischen Zuversicht und Zweifel" berichtet er über seine Oster-Erfahrungen aus 40 Jahren im Priesteramt.

Für den einen sind es die geliebten Turnschuhe, die er auch zum Kommunionsanzug tragen darf, für die andere ist es die Taufe, mit der sie ihre Angst überwinden will, der nächste überwindet den Kater nach einem Rausch oder die regelmäßig tickende Standuhr: Die Auferstehung hat viele Gesichter. Aber in welcher Gestalt sie auch daherkommt, immer ist sie mit einem Gefühl der Leichtigkeit verbunden.

Der Seelsorger Damblon ist ein Mensch, der nicht nur mit einem scharfen Geist, sondern auch mit viel Humor gesegnet ist. In seinen Betrachtungen, deren Grundlage die Stichwortnotate seiner inzwischen auf die Zahl 40 angewachsenen Osterpredigten sind, ist die Liebe zum Leben und zu den Menschen, denen er begegnet, zu spüren. Ostern ist das höchste christliche Fest. Der Tag, an dem der Tod überwunden wird. Nimmt das die Angst vor dem Tod?

Nun, die Frage beantwortet auch der Autor nicht eindeutig mit einem Ja oder Nein. Sterben will kaum jemand gern, auch Damblon nicht. Obwohl er von Berufs wegen gelassen auf sein Ende schauen müsste, hängt er am Leben. Er genießt es, er freut sich darüber. Das gibt er offen zu - und spricht damit dem Leser aus vollem Herzen. Ist nicht gerade in diesen Tagen das Leben besonders zu spüren? Wenn der betörende Duft einer Blüte im Vorbeigehen die Nase streift? Und Kleinkinder mit ihren ersten Schritten die Welt entdecken - jeder Käfer am Wegesrand ein neues Wunder?

Damblon spürt diesen Geschichten im Alltag nach. Dabei spielt das Licht eine besondere Rolle. Der Autor verzichtet auf allgemeine Plattitüden, die dem Leser sagen, dass am Ende des Tunnels immer ein Licht zu sehen sei. Lieber berichtet er von kleinen Lichtblicken, in denen der Geist von Ostern steckt - auch wenn sie mit Ostern nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Wie in dem kleinen Lied, mit dem der singende Vater jeden Morgen seine Söhne weckte. Mit "Guten Morgen, liebe Sonne" besteht der Text aus vier Worten, die den Sohn ein Leben lang begleiten - auch weit nach dem Tod des Vaters.

Trotz Lebenslust sieht Damblon in Gevatter Tod auch eine erlösende Wesenheit am Werk. Wer sein Leben gelebt und im Alter seine Kraft verloren hat, der wartet mitunter sehnsüchtig auf den Kuss des Todes. Der Autor zeigt das am Beispiel einer 93-jährigen Freundin mit Demenz, die in einem Altenheim lebt. "Ach, wäre ich nur draus", seufzt sie. Damblon fällt das Loslassen schwer. "Der Tod kann kommen, aber mit ihm der Auferstandene", sagt er. "Es würde mir helfen, wenn meine Freundin an der Pforte die beiden erwartete." Auch das ist Ostern.

(gam)
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