Mönchengladbach Ein Stückchen Garten für Jedermann

Mönchengladbach · Die Familienbildungsstätte ermöglicht Gladbachern, für ein Jahr eine Parzelle in einem Kleingarten zu bewirtschaften. Angesprochen sind alle, die sich keinen eigenen Garten leisten können und Spaß an der Gemeinschaft haben.

 In dieser Parzelle wird roter Spinat angepflanzt. Jeder entscheidet selbst, was in seiner Parzelle wachsen soll. Oft tauschen die Gärtner auch untereinander ihr Saatgut.

In dieser Parzelle wird roter Spinat angepflanzt. Jeder entscheidet selbst, was in seiner Parzelle wachsen soll. Oft tauschen die Gärtner auch untereinander ihr Saatgut.

Foto: KN

In ein paar Wochen ist es wieder so weit: Sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen, wird in Gladbachs Gärten gebuddelt, gegraben, gepflanzt und gesät. Doch nicht jeder hat einen eigenen Garten oder Balkon. Darum hat die Familienbildungsstätte Mönchengladbach vor fünf Jahren ein Projekt gestartet, um auch Menschen ohne Grün hinterm Haus die Freuden des Gärtnerns zu ermöglichen. Dafür werden nun auch für dieses Jahr wieder Interessenten gesucht.

Ein Garten mit acht Parzellen steht zur Verfügung, den Gladbacher mit jeglicher Garten-Erfahrung für ein Jahr bewirtschaften dürfen. "Wir haben oft alleinerziehende Mütter mit Migrationshintergrund, die sich einen eigenen Garten einfach nicht leisten können", erzählt Kerstin Rau-Berthold, Leiterin der Familienbildungsstätte. Aber auch Menschen, die sich in einer schwierigen Lebensituation befänden, würden von dem Projekt profitieren. "Die Idee des Konzepts ist, die Lebenslage nicht über Gespräche anzugehen, sondern über das Praktische", sagt Rau-Berthold und fügt hinzu: "Wenn jemand arbeitslos ist, oder eine lange Krankheit hinter sich hat, ist dies eine gute Gelegenheit, wieder ein bisschen Struktur ins Leben zu bekommen", sagt Rau-Berthold. Denn die Nutzung des Gartens schaffe natürlich eine gewisse Verbindlichkeit. "Wir unterliegen natürlich auch Regeln des Kleingartenvereins", fügt sie hinzu. Denn die Parzellen liegen auf dem Gelände des Kleingartenvereins Alsbroich in Eicken. Und neben der Pflege der eigenen Beete müssen auch die Wege und Randstücke von Unkraut befreit werden.

Im Vordergrund der ganzen Aktion steht die Gemeinschaft. Daher ist es völlig unerheblich, wie jung oder alt oder welcher Herkunft die zukünftigen Gärtner sind. "Wir fänden es schön, wenn verschiedene Generationen vertreten wären und sich gegenseitig bereichern", sagt Rau-Berthold und fügt hinzu: "Es ist auch immer wieder spannend, wenn die Gärtner landestypische Gewürze säen. Natürlich sollte die Gruppe im Groben zusammenpassen, aber "es muss nicht immer eine total homogene Gruppe sein. Meistens lernen sie mehr voneinander, wenn die Gruppe heterogen ist." Auch die Sprache sei nicht das Wichtigste, weil über das Gärtnern von ganz alleine eine Kommunikation entstehe. "Da wird sich fleißig ausgetauscht und auch Saatgut wird viel getauscht", weiß die Leiterin der Familienbildungsstätte.

Doch bei so vielen Menschen in einem Garten kann es natürlich auch zu Reibereien kommen. "Da hat der eine die Schaufel nicht wieder zurückgelegt oder der andere die Kohle nicht weggeräumt", nennt Rau-Berthold als Beispiel. Daher sucht sie auch nach jemandem, der die Koordination übernimmt. "Bisher hat das eine Frau übernommen, die selbst vor drei Jahren eine Parzelle bewirtschaftet hat. Aber die arbeitet mittlerweile Vollzeit." Das zeige, wie gut die Entwicklung über ein solches Projekt funktioniere. Derjenige, der das Ganze koordiniert, sollte viel Zeit haben. Bei Interesse kann er selbst eine Parzelle übernehmen. "Es kann gerne ein Rentner sein, der eine Affinität zu Gartenarbeit hat und Interesse an der Gruppe." Dazu gehört, dass er die Terminlage im Blick hat und gerne auch mal ein Grillfest organisiert. "Es ist nämlich gar nicht so einfach, einen Termin zu finden, an dem alle Zeit haben", sagt Rau-Berthold. Zu fachlichen Fragen steht auch das Ehepaar Jörg vom BUND zur Verfügung. "Der Garten wird nämlich ökologisch betrieben." Das bedeutet: kein Dünger und generell nichts, was nicht natürlich ist. Ab und zu wird es Treffen geben, bei denen das Ehepaar den Gärtnern Tipps gibt, zum Beispiel, wie man kompostiert. Rau-Berthold: "Hauptsächlich geht es natürlich darum, dass sich die Nutzer untereinander helfen."

Morgen, 20. Februar, gibt es ein erstes Treffen mit allen, die an einer Parzelle interessiert sind. Infos gibt es unter Telefon 02166 6231214 oder unter rau-berthold@fbs-mg.de.

(RP)
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