Mönchengladbach Hohe Steuer auf Kampfhunde

Mönchengladbach · Die Besitzer von gefährlichen Hunden sollen ab dem kommenden Jahr das Sechsfache an Hundesteuer zahlen. Damit kommen auf den Halter künftig 720 Euro im Jahr zu. Ein kleiner Pudel kostet hingegen nur 120 Euro.

 2006 wurden 94 Hunde als gefährlich eingestuft.

2006 wurden 94 Hunde als gefährlich eingestuft.

Foto: ddp, ddp

Wenn Andree Müsch (26) mit seinem Hund Tyson durch die Straßen spazieren geht, dann spürt er die Blicke der Menschen, die voller Angst und Ablehnung sind. Denn Tyson ist ein Staffordshire Terrier — ein Kampfhund. Dass Müsch wegen seines Hundes künftig auch noch als wohlhabender Mann angesehen werden könnte, daran hat die Stadt Schuld. So denn der Rat am Mittwoch beschließt, dass die Besitzer von gefährlich einzustufenden Hunden ab dem 1. Januar 2009 die sechsfache Hundesteuer zahlen müssen.

Dann soll, nach dem von der Stadt in Auftrag gegebenen 300 000 Euro teuren Gutachten, jeder Besitzer eines Kampfhundes 720 Euro zahlen. Bei zwei Hunden zahlt der Besitzer 960 Euro pro Hund, bei drei Tieren 1152 Euro. Insgesamt sollen laut Gutachten Halter von 72 Hunden betroffen sein. Andree Müsch bereiten die Summen Magenschmerzen. "Ich mache eine Umschulung und verdiene etwa 500 Euro im Monat, von denen ich Miete und Versicherung zahlen muss. Wie soll ich noch jährlich 720 Euro aufbringen?"

"Schlag ins Gesicht"

Die Nachricht über eine mögliche Erhöhung der Hundesteuer ist für die Leiterin des Tierheims, Charlotte Kaufmann "ein Schlag ins Gesicht". "Die Politiker sind doch nicht ganz bei Trost. Haben sie mal darüber nachgedacht, dass die Tiere möglicherweise bei uns alle abgegeben werden?" Zumindest die Grünen und die Freien Wähler haben das getan. Auch von Seiten des Ordnungsamtes, das für die Versteuerung der Tiere zuständig ist, werden Bedenken geäußert. Zwar verspricht das Gutachten Einnahmen von 43 200 Euro, jedoch müsste eine zusätzliche Stelle geschaffen werden, die wiederum zwischen 50 000 und 60 000 Euro im Jahr kostet — ein Verlustgeschäft.

Gaby Brenner, Vorstandssprecherin der Bündnisgrünen sagte: "Es handelt sich um ein unsinniges Abkassieren, nur weil die Verantwortlichen in der Stadt nicht in der Lage sind, auf vernünftige Wege den Haushalt zu sanieren."

Sollte die Erhöhung der Hundesteuer kommen, malt sich Tierschützerin Kaufmann ein Horrorszenario aus: "Schon jetzt haben wir Schwierigkeiten, diese Hunde zu vermitteln. Nicht nur, weil sie einen schlechten Ruf haben, sondern auch, weil es ein bürokratischer Akt ist." Denn ein Besitzer eines gefährlich eingestuften Hundes muss für eine ordnungsbehördliche Erlaubnis von 60 bis 90 Euro berappen sowie einen Sachkundenachweis vom Veterinäramt für 25 Euro habenn. Wer eine Leinen- oder Maulkorbbefreiung erwirken will muss zusätzlich 100 bis 150 Euro zahlen.

Stadtkämmerer Bernd Kuckels räumt ein, dass Besitzer, die nachweisen können, dass ihr Tier keine öffentliche Gefahr darstellt, nur den regulären Steuersatz von 120 Euro zahlen müssen. Die Stadt Aachen gilt als Vorläufer des Modells. Dort wird inzwischen von 27 Bürgern die sechsfache Hundesteuer eingenommen.

(RP)
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