Mönchengladbach Liebe, Gewalt und getanztes Farbenspiel

Mönchengladbach · Der Ballettabend "Sinfonie des Lebens" von Robert North vereint drei kontrastierende Teile zu einem pulsierenden Ganzen. Auf Musik von Britten, Schostakowitsch und Benstead musizieren die Sinfoniker unter Diego Martin-Extebarria.

 Die Tänzer proben nach den Anweisungen von Robert North im Ballettsaal des Theaters.

Die Tänzer proben nach den Anweisungen von Robert North im Ballettsaal des Theaters.

Foto: Matthias Stutte

Es kündigt sich mal wieder ein opulenter Ballettabend an: Zu Robert Norths Compagnie auf der Bühne werden zur Premiere am 4. März an die 50 Musiker der Niederrheinischen Sinfoniker im Graben sitzen, Janet Bartolova und Hayk Dèinyan übernehmen die Gesangspartien und Diego Martin-Extebarria wird den Taktstock schwingen. "Mein erstes Ballett", bekennt der Kapellmeister das Vorhaben in einer Mischung aus Vorfreude und Respekt. Da kann ihn sein Kollege von der Komponistenzunft, Christopher Benstead, nur beruhigen. Er hat sein Leben lang fast nur für Ballett komponiert, mit North verbindet ihn eine lange Freundschaft. Und sein "Farbenspiel" dürfte einer der Höhepunkte des dreiteiligen Abends werden.

In "Sinfonie des Lebens" beschreibt Robert North einen großen Bogen, der von der Jugend mit ihren Irrungen und Wirrungen über die große Traurigkeit von Krieg und Tod zu einem Tableau purer Stimmungen reicht. Benjamin Brittens frühe "Simple Symphony" hat der Chef-Choreograph des Gemeinschaftstheaters 2003 für eine junge Truppe von Tanz-Stipendiaten in München entwickelt. In einer fast neoklassizistischen Körpersprache sind Duos übers frische Verliebtsein, Eifersucht, das ewige Bäumchen-wechsel-dich-Spiel entstanden, die den Solisten der Compagnie viele "schnelle Schritte" und betont energetische Bewegungen abverlangen. Ganz ernst und nicht wirklich zuversichtlich wird die Stimmung im Mittelteil des Abends, "Schlaf der Vernunft", zu dem North acht Sätze aus Schostakowitschs 14. Sinfonie vertanzen lässt. Dieses 1986 erstmals aufgeführte Werk über Tod, Krieg und Gewalt ist ein einziger großer Liederzyklus auf Texte von Rilke, Lorca und Apollinaire, zu dem Hayk Dèinyan und Janet Bartolova die Worte in Originalsprache singen werden. North selbst ist von der unveränderten Aktualität des Stoffes beeindruckt, denkt an die neuen Großsprecher unserer Tage bei der Erarbeitung des Balletts, das in einer Szenerie aus Tischen große und kleine Geschichten erzählt.

Völlig verliebt in die Farben und abstrakten malerischen Gesten der Künstlerin Bridget Riley zeigt sich das Finale des Abends, "Farbenspiel", zu dem der Komponist Christopher Brenstead wieder mal am Niederrhein weilt. Der Brite, der schon zu "Prinz Rama" und "Carmen" die suggestive Musik erdachte, hat die 1983 zusammen mit North entwickelte Partitur für großes Orchester neu instrumentiert. Fünf Riley-Tableaus geben den Anstoß zu einer von Kontrasten und subtilen Stimmungen geprägten Choreografie. "Jedes Bild hat seine eigene Vibration", sagt North, bevor es ihn wieder zu seinen Tänzern auf die Bühne zieht. Es stehen in diesen letzten Tagen vor der Premiere viele Diskussionen mit dem Komponisten und dem Orchesterleiter, Diego Martin-Extebarria an, der die Niederrheinischen Sinfoniker zu einem pulsierenden, inspirierenden Klangkörper erziehen muss. Die Gemeinde der Ballett-Fans darf jedenfalls vorfreudig gespannt sein.

Die Premiere ist am Samstag, 4. März, 19.30 Uhr, im Mönchengladbach an der Odenkirchener Straße; Karten gibt es unter der Nummer 02166 6151100 und online auf www.theater-kr-mg.de

(ark)
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