Mönchengladbach-Rheindahlen Mordprozess: Tochter ist traumatisiert

Mönchengladbach · Im Rheindahlener Mordprozess erfuhren die Zuhörer am Montag, wie es der Tochter des Angeklagten nach der blutigen Familientragödie ergangen ist.

Familiendrama in Mönchengladbach-Rheindahlen
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Im Prozess gegen den Mann, der seine halbseitig gelähmte Frau mit 33 Stichen getötet und seinen Sohn lebensgefährlich verletzt haben soll, waren in den vergangenen Wochen auch die Kinder gehört worden - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Für die 41-jährige Diplom-Sozialpädagogin, die an diesem Morgen vor dem Richterpult Platz nimmt, müssen sich die Ereignisse im Januar dieses Jahres überschlagen haben. Genau zwei Tage vor der Tat war sie mit der Familie das erste Mal in Kontakt gekommen. Grund dafür war die Tochter des Angeklagten. Diese habe Probleme in der Schule gehabt und sich nicht an Regeln gehalten. Sie sollte schließlich aus der Familienwohnung ausziehen.

Spurensicherung nach Familientragödie
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"Die Mutter sagte mir, es wäre besser, wenn ihre Tochter nicht mehr nach Hause käme", erinnert sich die Sozialpädagogin. Bereits am nächsten Tag habe sie sich mit der Tochter getroffen. "Sie sagte mir, sie wolle in eine Mädchenwohngruppe ziehen", berichtet die 41-Jährige. "Ich fragte sie, ob ihr Vater sie jemals angefasst oder geschlagen hätte." Das habe das Mädchen aber glaubwürdig bestritten.

Am Tattag erfuhr die Sozialpädagogin durch eine Kollegin von einer Schießerei in Rheindahlen. Zu diesem Zeitpunkt habe sie aber noch nicht gewusst, dass es sich um die besagte Familie handelte. "Ich hörte, dass minderjährige Kinder involviert seien", erinnert sich die Zeugin. "Das Jugendamt kommt dann automatisch ins Spiel, also bin ich hingefahren."

Dort habe sie dann erkannt, dass es sich um die von ihr betreute Familie handelte. Mit der Tochter des Angeklagten stehe die Sozialpädagogin auch heute, fast acht Monate nach der Tat, noch ab und zu in Kontakt. Allerdings mache sie sich seit einiger Zeit immer größere Sorgen.

Die 41-Jährige beschreibt das Mädchen, dass mittlerweile in einem Jugendhaus untergebracht ist, als "völlig haltlos". Die Tochter des 54-Jährigen gehe nicht mehr zur Schule, lebe völlig zurückgezogen. In der Vergangenheit habe sie sich sogar mehrmals selbst verletzt - musste in diesem Monat mit Schnittverletzungen in die Notaufnahme gebracht werden. "Seit dem Verlust ihrer Mutter ist ein normaler Alltag für sie nicht mehr möglich", sagt die Sozialpädagogin. "Sie ist nicht bereit, sich zu öffnen und über die Ereignisse zu sprechen. Ich glaube fast, dass sie das alles nie richtig verarbeiten wird."

Der Prozess wird fortgesetzt.

(mki)
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