Mensch Gladbach Narren, seid umarmt! Und im nächsten Level . . .

Meinung | Mönchengladbach · Da schunkeln sich alle friedlich durch den Veilchendienstag und lassen fast vergessen, dass es auch Schattenseiten in dieser Stadt gibt. Damit das so bleibt, fordern wir für Vandalen Nacherziehung per virtueller Realität. Pokémon, bitte kommen!

Was war das schön! Ein Veilchendienstagszug wie aus dem Bilderbuch. Na ja, den Regen am Ende hätte es nicht gebraucht - aber der Wettervorhersage zufolge hätte es am Dienstag und beim Rathaus-Sturm am Montag schlimmer kommen können. Mönchengladbach ist also doch ein Platz an der Sonne. Zeitweise zumindest.

Der Zug am Veilchendienstag jedenfalls war der Hit. Schöne Wagen, fantasievoll und aufwendig geschmückte Fußgruppen, eine ausverkaufte Tribüne, und auch die Jecken am Rande waren wunderbar drauf. Wie Perlen an der Schnur versammelte sich die ganze Vielfalt dieser Stadt. Ob arm, ob reich, Alt und Jung, sämtliche Nationalitäten, Drag Queens, echte Polizisten mit Pickelhaube und Papagei (wirklich gesehen!), die Promis der Gesellschaft, die ganz normalen Bürger, die wenigen, die arbeiten mussten, die jungen Urbanen, die Einsamen, die Geselligen - alle versammelten sich am Straßenrand. Sie feierten friedlich, schunkelten, jubelten, teilten das Wurfmaterial. Die Stars waren aber vor allem die vielen Kinder am Rand der Wagen. Wer in ihre lachenden Gesichter blicken durfte, konnte lange davon zehren. Ein familiärer Zug für alle. Und ein Ausdruck der Stimmung in dieser Stadt: tolerant, friedlich, hilfsbereit. Seid umarmt, liebe Narren!

Doch nicht nur ihr. Hilfsbereitschaft ist fast schon ein Markenzeichen von Mönchengladbach. Denn das bürgerschaftliche Engagement, das Miteinander, das Wir-helfen-uns im besten Sinne, zeigt sich immer wieder: Sei es bei einem Masterplan, den Privatleute der Stadt schenken und in dem sie Wege für eine dynamische Entwicklung aufzeigen. Er ist übrigens die Basis für die wachsende Stadt MG+. Sei es beim unkomplizierten Bereitstellen von schweren Sperren - Lastwagen oder auf sieben Tonnen gefüllte Container - um die Feiernden vor möglichen Terrorattacken wie auf dem Berliner Weihnachtsmarkt zu schützen. Sei es bei der Initiative für mehr Sauberkeit in der Stadt.

Umso ärgerlicher sind jene, die nur eins im Sinn haben: zerstören. Erst waren es die Bronze-Esel auf dem neu gestalteten Sonnenhausplatz, denen die Schwänze abgebrochen wurden. Dann Karnevalswagen, die Ehrenamtliche mit viel Mühe in ihrer Freizeit gefertigt hatten. Später ein Hotel in Rheydt, das kurz vor der Eröffnung in Schutt gelegt wurde. Vergangenes Wochenende wurde eine historische Straßenbahn, mit viel Mühe zum Ausstellungsstück hergerichtet, zum Opfer des Vandalismus. Der nächste Fall wird nicht lange auf sich warten lassen. Dass hinter all dem vermutlich Pubertierende stecken, die auf diese Art wohl Schwächen ausgleichen müssen, ist nur ein kleiner Trost. Denn das geringe Alter hat auch zur Folge, dass sie vermutlich straffrei ausgehen, sollten sie denn überhaupt gefasst werden.

Was also tun mit diesen Vandalen, bei denen offenbar Elternhaus und Schule nichts bewirkt haben? Wir plädieren für Nacherziehung per virtueller Realität. Ein paar Pokémon-Hotspots an den Brennpunkten einrichten mit besonders seltenen Gangster-Monstern, die nur mit viel Zeitaufwand zu fangen sind. Die unreifen Früchtchen wären beschäftigt und wechselten die Rolle - vom Täter zum Jäger. Nächstes Level: Umarme deinen Feind!

(RP)
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