Mönchengladbach Rapsbauern befürchten Ernteausfälle

Mönchengladbach · Die Bauern schlagen Alarm: Die EU hat die Ausbringung von Saatgut, welches mit bestimmten Insektiziden behandelt wurde, ab Dezember verboten. Die Landwirte befürchten Ernteausfälle und Umweltbelastungen.

 Wolfgang Wappenschmidt befürchtet durch das EU-Verbot von Saatgut, das mit Neonikotinoiden behandelt wurde, Ernteausfälle.

Wolfgang Wappenschmidt befürchtet durch das EU-Verbot von Saatgut, das mit Neonikotinoiden behandelt wurde, Ernteausfälle.

Foto: Stade/raupold/dpa

Wolfgang Wappenschmidt ist besorgt. "Das neue EU-Verbot kann dazu führen, dass wir künftig Ernteausfälle haben. Es ist auch möglich, dass sich Landwirte dazu entschließen, gar keinen Raps mehr anzubauen", sagt der Kreislandwirt. Seine Bedenken gründen in einem Gesetz, welches die EU Ende Mai verabschiedet hat. Darin verbietet sie ab dem 1. Dezember für zwei Jahre die Nutzung von Saatgut, das mit Neonikotinoiden behandelt wurde. Bei dem Mittel handelt es sich um ein Insektizid, welches bei Schädlingen wie ein Nervengift wirkt. Das Gift wandert von den Wurzeln in die Blätter und wirkt dort gegen Fraßschäden. Der Grund für das Verbot: Das Mittel soll für das Bienensterben verantwortlich sein.

"Bei der Aussaat kann es zu einer Staubentwicklung kommen", sagt Wolfgang Wappenschmidt. Da in der Vergangenheit auf Feldern, auf denen Rapssaatgut ausgebracht wurde, vermehrt tote Bienen gefunden wurden, vermutet die EU die Neonikotinoide als Grund dafür. Bewiesen sei dies aber nicht. "Wir haben ein hohes Interesse am Bienenschutz", sagt Wappenschmidt. Dennoch sei es falsch, das Mittel nur aus Verdacht zu verbieten. Eine andere Möglichkeit für das Bienensterben sei nämlich auch die Varroa-Milbe. Sie wurde bereits als Verantwortliche für tote Bienen identifiziert. "Die EU muss das Bienensterben nun genau beobachten. Kommt es nach dem Aussaatverbot weiter zu vielen toten Bienen, liegt es nicht an den Neonikotinoiden. Dann muss das Verbot aufgehoben werden", sagt Wappenschmidt.

Während das verbotene Mittel gezielt gegen Rapserdflöhe und Kohlfliegen wirkt, ist die Alternative dazu radikaler. "In diesem Jahr dürfen wir noch einmal behandeltes Saatgut ausbringen. Dann nicht mehr. Ab der Aussaat 2014 können wir die Felder nur noch von oben spritzen", erklärt Wolfgang Wappenschmidt. Die Folge: Die beim Spritzen aufgebrachten Insektizide wirken auch gegen Tiere, die für den Raps ungefährlich sind. Außerdem sind sie nur zeitlich begrenzt wirksam. Ernteausfälle seien die Folge, Bauern könnten auf Getreide oder Rüben umschwenken.

Da der Raps zunehmend in Biogasanlagen zum Einsatz kommt, sieht Wappenschmidt auch ein Klimaproblem: "Das Mittel kommt auch beim Maisanbau zum Einsatz und ist dort nun auch verboten. Wenn weniger deutscher Raps und Mais für die Biogasanlagen zur Verfügung stehen, muss er aus dem Ausland importiert werden. Das führt zu einem höheren CO-2-Ausstoß." Biogasanlagen müssten dann bei den alternativen Energien anders bewertet werden. Der höhere CO-2-Ausstoß könne auch dadurch entstehen, dass Raps ein beliebtes Futtermittel ist. Gibt es künftig weniger Raps, muss Sojaschroot als Alternative importiert werden. Auch hier würde die Umwelt belastet. Schwierigkeiten könne es auch bei Rapsölen geben. "Unser Raps wird zum Großteil in Ölmühlen im Neusser Hafen verarbeitet", sagt Wappenschmidt. Steht künftig weniger Raps zur Verfügung, kann weniger Öl produziert werden. Das könne zu Preissteigerungen führen. Wolfgang Wappenschmidt hofft, dass die Wissenschaft ein alternatives Mittel entwickelt, falls mit Neonikotinoiden behandeltes Saatgut auch nach den zwei Jahren verboten bleibt.

(cli)
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