Mönchengladbach So wird der Zoch finanziert

Mönchengladbach · Der Veilchendienstagszug kostet rund eine halbe Million Euro. Dies zu finanzieren, wird in jedem Jahr zu einem Kraftakt für den Mönchengladbacher Karnevalsverband. Er versucht immer neue Geldquellen zu erschließen ­ mit Zuggroschen, Nostalgiesitzung und Förderzuschuss.

Karneval kostet Geld. Viel Geld. Für Altkarnevalisten ist das eine Binsenweisheit. Rund eine halbe Million Euro veranschlagt der Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) für den Veilchendienstagszug. Jahr für Jahr muss sich MKV-Präsident Bernd Gothe (69) Neues ausdenken, um die Finanzierung des Großereignisses zu stemmen.

Um Ideen ist der Rheydter Unternehmer nicht verlegen. Nur: Die Zeiten sind hart. Und da verpufft so manches Vorhaben, weil es derzeit nicht umsetzbar ist. Wenn Gothe in diesen Wochen bei seinen Unternehmer-Kollegen anklopft und um finanzielle Unterstützung fragt, erntet er oft ein resignierendes Achselzucken.

In einer Zeit, in der viele Betriebe Kurzarbeit fahren und oft darüber nachgedacht wird, Mitarbeiter zu entlassen, kommt ein Zuschuss für den "Zoch” öffentlich nicht gut an. Wie aber finanziert der MKV das Großereignis, das rund 350 000 Menschen besuchen?

Der Clown

1200 Sparschweine mit Clownsmaske hat der Karnevalsverband in China geordert. Vor Zugbeginn am 16. Februar laufen 40 MKV-Helfer mit den Spardosen die Strecke ab: Sie bitten die Besucher um einen "Groschen” für den Veilchendienstagszug. Diese Idee ist neu und bisher einzigartig im deutschen Karneval. Gothes klammheimliche Hoffnung: Viele spenden, und sie werfen dann mehr als zehn Cent in das Clown-Schwein.

Bei der Vorstellung des Prinzenpaares und bei einigen Karnevalssitzungen wanderte die MKV-Spardose bereits durch die Zuschauerreihen. Und siehe da: Die Spenden flossen reichlich. An manchen Abenden kamen mehrere hundert Euro zusammen. Dies macht Gothe glücklich. Sein Credo: Viele kleine Spenden machen am Ende einen dicken Batzen Geld.

Die Nostalgiesitzung

Die Idee ist geklaut: In Köln gilt die "Flüstersitzung” als Geheimtipp unter den Jecken, die sich den Sitzungskarneval der 50er, 60er und 70er Jahren zurückwünschen, als es weder die "Bläck Fööss” noch die "Höhner” oder "De Rabauwe” gab und die Zuschauer nicht schunkeln, tanzen und vor der Bühne stehen mussten. Im Vorjahr feierte die Nostalgiesitzung in Gladbach Premiere und holte altgediente Büttenredner ans Mikrofon. Karneval unplugged sozusagen.

Die Veranstaltung im Palace St. George war eher gesellschaftlicher Anlass statt laute Party. Wolfgang Eickes sorgte für ein 4-Gänge-Menü. Rund 160 Gäste kamen und zahlen 111 Euro, von denen 55 Euro als Zuschuss in den Veilchendienstagszug gingen. Dies wird am Sonntag, 7. Februar, wiederholt: Vor der Vorspeise tritt "Et Klimpermännchen” auf, "Ne Tröötemann” macht Appetit auf den Zwischengang, Ralph Marquis will mit wohl gesetzten Spitzen den Hauptgang zu einem Erlebnis machen, und Fred Bolz ist als Einstimmung für die Nachspeise eine Super-Vorbereitung. Am Ende sorgt Jörg Hammerschmidt für das Betthupferl. Übrigens: Für diese Veranstaltung gibt es noch Karten.

Der Freundeskreis

Wer etwas Wichtiges realisieren will, braucht Freunde. Der Mönchengladbacher Karnevalsverband hat rund 500. Das sind wichtige Förderer des Brauchtums: Sympathisanten und Sympathieträger. Seit fast einem Vierteljahrhundert gibt es diesen Freundeskreis, der in den mehr als zwei Jahrzehnten viel, viel Geld in den Karneval gesteckt hat. Allerdings waren es auch schon mal rund 1000 Freunde. Der Aderlass hat seine Ursache: Es gelang bislang nicht, genügend junge Freunde für die Förderaufgabe zu gewinnen. "Dafür müssen wir in den nächsten Jahren wesentlich mehr tun”, sagt MKV-Chef Gothe.

Die Idee

Bevor die Radfahrer der Tour de France auf die Etappe gehen, fährt ein "Vor-Zug” die Strecke ab: Es sind Sponsoren, die mit ihren Wagen die Veranstaltung für sich vermarkten. Diese Möglichkeit prüft Gothe für den Veilchendienstagszug. Er hat erste Gespräche geführt ­ sie waren erfolgversprechend. Allerdings verspricht Gothe: "Die Zuschauer brauchen keine Angst zu haben: Wir werden sie nicht mit Werbung bombardieren.”

(RP)
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